Kapitel 32

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Alaras Sicht:

Mittlerweile hat jeder außer Nazanin einen Freund. Ich habe Ozan, Eda hat Caner, mit dem sie laut ihrer Nachricht heute zurück kommt, Eylül hat Cinar, den wir immer noch nicht richtig kennen, den sie uns aber vorstellen wird, wenn sie zurück sind. Nur Nazanin hat keinen Freund, sie ist zwar verknallt und laut Eylül läuft unter Garantie etwas zwischen denen, aber keiner von denen spricht es aus! Ich könnte Nazanin dafür umbringen! "Frau Tat?" fragt mich plötzlich Baris. Ich sehe zu ihm. Wir sitzen gerade alle als Klasse im Raum und die Kinder machen ihre Stillarbeit. Baris legt mir sein Heft vor und fragt bei einer Aufgabe nach. Die sah aber ziemlich leicht aus, für Baris Niveau meine ich. "Es ist nicht wirklich die Aufgabe..." sagt er mir leise. Alle anderen machten ihre Aufgaben und redeten dabei leise. "Was dann?" frage ich auch leise. "Mein Abi... irgendwie geht's ihm nicht gut... er ist zu Hause und mein Amca holt mich später ab, aber ich weiß, dass er sie mag und immer wenn ich von ihnen rede, dann lächelt er. Können sie mal nach ihm sehen?" fragt er besorgt. Er ist so süß! Er macht sich Sorgen um ihn! Ich nicke. Ich weiß gar nicht, was mit Ozan sein soll, gestern gings ihm noch gut! Ich war gestern Abend noch bei ihm...versteht mich nicht falsch, aber er ist mein Freund und wenn man an mehrere Leute zu Hause gewohnt ist, dann kann man nicht allein sein. Er geht an seinen Platz zurück und sagt davor: "Danke Frau Tat, jetzt hab ich es verstanden!" Ich muss grinsen. Er ist genau wie sein Bruder! Mit der Sorge um Ozan im Hinterkopf, verging der Tag schleppend langsam und ich war froh, endlich entlassen zu sein. Als ich aber aus der Schule raus will, kommt mir Eren entgegen. Mit ihm hab ich lange nicht mehr geredet. Ist mir sowas von Recht! Ich würde ihm am Liebsten die Augen auskratzen! "Hey!" sagt er lächelnd. Ich lächle gezwungen und bei mir sollte man es schon merken, wenn ich gezwungen bin, stattdessen sieht er mich weiter lächelnd an. "Hey." sage auch ich. "Hast Schluss was? Ich muss noch zwei Stunden Sport hinter mich bringen!" sag er im Plauderton. Ich nicke einfach. "Okay, dann sehen wir uns!" sagt er lächelnd und umarmt mich. Ich nicke nur und will gehen. "Ist was? Du wirkst so angespannt." "Was? Nein!" sage ich lächelnd. "Dann ist gut!" Dann gehe ich. Boah dieser Junge! Ich hätte nicht von ihm erwartet, dass er sowas durch zieht! Doch das ist jetzt nicht wichtig. Er ist ein Arsch und wird es immer bleiben! Jetzt muss ich aber zu Ozan! Ich steige schnell in meinen Wagen und fahre zu ihm. Mittlerweile könnte ich gar nicht mehr ohne ihn! Er ist mein Schatz! Ich steige aus und laufe hoch zu seiner Wohnung. Er wohnt eigentlich allein, aber da seine Eltern nicht da sind, muss er auf Baris aufpassen. Der wohnt in der zwischen Zeit bei ihm. Ich klingle, doch keiner macht die Wohnung auf. Noch einmal und nochmal klingelte ich, doch keiner öffnete mir die Tür. Ich nahm den Ersatzschlüssel, den ich in dem Blumentopf neben seiner Tür finde und schließe auf. Die Idee war übrigens von mir. Als ich in den Flur  trete, bin ich erstmal baff. Alles liegt umgeworfen herum und man konnte nicht durch zum Wohnzimmer ohne, dass man auf etwas rauftrat. Dazu lag noch eine zersprungene Glasvase da. An ihr klebte Blut! Ich warf alles von mir. "Ozan?!" Ich rufe ihn panisch, doch nichts! Ich renne in die Wohnung. Im Wohnzimmer herrschte das gleiche Chaos. Dazwischen saß Ozan auf dem Sofa und hatte seinen Kopf in seinen Händen vergraben. Ich  sehe geschockt zu ihm. Sein Körper bebte und man hörte ein Schluchzen. Ich ging auf ihn zu. "Ozan?" Frage ich sanft. Er sah nicht auf bis ich mich zu ihm setzte. "Ozan?" Frage ich wieder und er sieht auf. Seine Augen waren rot, seine Wangen hatten deutliche Tränenspuren und seine Handinnenfläche blutete. Ich sah ihn geschockt an. "Askim was ist passiert?" Frage ich und bei seinem Zustand könnte ich glatt los heulen. "Was ist los?!" Frage ich wieder, doch er wirft nur seine Arme um mich und weint in meine Halsbeuge. Ich streiche ihm sanft über den Rücken. "Canim was ist los?" fragt er. Ich sehe ihn an, als er von meiner Halsbeuge auf sieht. Mir läuft eine Träne die Wange runter. "Ich...wurde adoptiert..." sagt er. Er hält mir Unterlagen hin. Adoptionspapiere. "Ich bin kein echter Demir. Ich bin nicht Baris Bruder. Ich bin nicht der Sohn von Mehmet Demir." Die Tränen sind weg aus seinen Augen, doch man erkennt, dass er geweint hat. "Aber..." "Alara, das ist das schlimmste was passieren konnte! Sie hätten es mir doch sagen können! Stattdessen musste ich es selbst herausfinden!" "Wie hast du es denn mitbekommen?" frage ich und nehme seine Hand. Mein armes Baby. "Ich sollte nach Baris' Pass suchen. Den haben meine Eltern schon immer bei mir gelassen, falls ich ihn mal benötige, wie jetzt, denn sie sind die meiste Zeit in der Türkei. Ich habe ihn gesucht und gesucht, statt seinem Pass haben sie mir meinen alten gegeben. Ich und Baris sahen uns immer ähnlich. Doch wir sind keine Geschwister, denn ich fand gestern Abend nachdem du gegangen bist meinen alten Pass und in ihm waren meine Adoptionspapiere. Ich war ein Waisenkind. Meine Eltern leben laut dem Papier nicht mehr, denn als ich gefunden wurde, keine Unterlagen hatte und keiner bei mir war, erklärte man sie für tot. Wer weiß, wie meine Eltern mich eigentlich genannt hatten, ich bin wohl kurz nach der Geburt verlassen worden." erzählt er und mir kommen mehr Tränen. "Ich wurde in Adana gefunden. Also komm ich auch von dort. Meine Eltern sind aus Hatay." Ich nahm ihn in den Arm und schluchzte. Diese Geschichte ist schlimm...die Vorstellung eine Lüge zu leben, damit würd ich nicht klar kommen! "Du bist aber immer noch der Gleiche! Ozan, mein Ozan und deine Eltern lieben dich doch wie ihr eigenes Kind! Du hast nie gespürt, dass du nicht von ihnen bist, oder?" frage ich sanft. Er nickt. "Sie haben dich groß gezogen! Den Jungen, den ich liebe. Sie haben es dir sicher nicht gesagt, weil sie dich nicht verletzen wollten, sie haben es gut gemeint! Du solltest nicht das Gefühl bekommen, dass sie dich nicht lieben!" sage ich sanft lächelnd. Ich küsse ihn. "Du bist toll Ozan! " "Danke...das es dich gibt Alara! Ich liebe dich!" Er küsst mich lange und ich würde am Liebsten für immer in dieser Position bleiben. Er löst sich und lehnt sich gegen die Sofalehne. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust. "Du bedeutest mir alles, Alara..." "Du mir auch, Ozan.." Nach einer Zeit spürte ich seinen regelmäßigen Atem und ich machte mich daran, seine Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen. Nach zwei Stunden war das geschafft. Ich sah ihn an und stützte meinen Kopf auf den Besenstiel. "Ich liebe dich Ozan..." flüstere ich sanft lächelnd. Dann legte ich mich wieder zu ihm. In die gleiche Position, wie vorhin. "Ich liebe dich so sehr..." flüstere ich und schlafe ebenfalls ein.

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