Kapitel 9

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Nazanins Sicht:

Ich laufe ins Wohnzimmer und muss immer noch grinsen. Dieses Mädchen ist so behindert. Aber sie und Cinar sind die Süßesten zusammen! Ich glaube, ich gebe ihnen noch einen Monat. Ich grinse über die Vorstellung, dass Eylül und Cinar ganz viele kleine Kinder bei sich rum rennen haben. Das wär so süß! Ich wäre dann Tante! Im Wohnzimmer, naja eher Wohnbereich, wie man es in diesem Appartement nennen kann, sehe ich Malik immer noch am Schlafen. Ich bin so dumm! Soll er etwa nicht schlafen?! Ich gehe langsam uns leise auf ihn zu und knie mich neben ihn. Er schwitzt ja! Aber er hat doch fast nichts an! Ich lege meine Hand auf seine Stirn und sie brennt! Er ist krank. Ich lege meine Hand an seinen Hals, wie meine Mutter es immer bei mir getan hat. Er kocht förmlich! Der ist ja schon ein richtiger Ofen. Meine Hand liegt immer noch an seinem Hals und plötzlich hebt Malik seine Hand und legt sie auf meine. Ich sehe ihn geschockt an. Er schläft noch! Zum Glück. "Malik?" flüstere ich. "Malik?" flüstere ich nochmal als er nicht reagiert. "Hmm?" brummt er. "Steh auf, du hast Fieber." sage ich und nehme meine Hand von seinem Hals weg. Er ist jetzt garantiert nicht mehr betrunken. Ich stehe auf und nehme die Decke von ihm. Er greift wieder nach ihr, doch ich halte sie hinter meinen Rücken. Er friert richtig der Arme. "Warte hier!" sage ich streng. Ich renne kurz zu meinem Koffer im Flur. Ja...wir haben unsere Koffer immer noch nicht eingeräumt. Wollten wir ja! Nachdem wir geskypt haben! Und das geht jetzt nicht mehr, weil wir die beiden Idioten an uns kleben haben. Na schön es sind süße Idioten...Ich ziehe mein Übergrößen-T-Shirt aus meiner Tasche. Wenn man einmal in der Männerabteilung war und man seinen Gewinn wieder abgeben muss...Ich laufe zu Malik. "Arme hoch!" sage ich streng. Er hebt seine Arme ohne Einspruch. Ich ziehe ihm das Shirt über. "Von wo hast du das Shirt?" fragt er. "Ist meins!" sage ich . "Hast du einen Freund?" fragt er mit hochgezogenen Augenbrauen. Mein Gott, sieht das sexy aus! Ich schüttle meinen Kopf. "Hattest du schon einen?" fragt er. "Einen Freund?" "Ja was sonst?" Soll ich lügen und ja sagen oder die Wahrheit? "Nein hatte ich nicht." sage ich. Ich hatte von uns vieren noch keinen, weil es einfach keinen gab. Außer dem einen Vorfall in der 10. Klasse, hatte ich nicht viel mit Jungs zu tun. Die anderen Drei hatten jeweils nur einen. Aber das waren alles Kindergartengeschichten. "Warum hast du so eine kurze Hosen an?" fragt er, als ich ihm eine Decke um die Schultern lege. "Weil ich nicht erwartet hab, dass noch jemand kommt, immerhin haben wir drei Uhr Morgens." sage ich. "Zieh die nicht mehr an!" sagt er streng. "Warum sollte ich auf dich hören?" "Weil du sonst noch deine Ehre verlierst!" sagt er wütend. Ich sehe ihn geschockt an und mir kamen die Tränen. Ich schluckte sie runter. "Ich glaube dich geht das eher weniger an, du bist nicht mein Vater, mein Bruder oder mein Freund!" sage ich mit zittriger Stimme. "Nazanin? Alles okay?" fragt er. "Was soll sein?" frage ich und meine Augen glänzen von den unterdrückten Tränen. "Ich habe es nicht so gemeint." flüstert er und unsere Gesichter waren sich plötzlich ziemlich nah. Ich drehe mich weg und greife das Glas Wasser, was ich ihm vorhin geholt habe vom Tisch und reiche es ihm. "Trink das." sage ich. Er nimmt das Glas. "Ich hoffe du hast da jetzt nichts rein getan!" sagt er grinsend. Doch ich war nicht zum Spaßen aufgelegt. Ich ging wieder an meinen Koffer und hole das Thermometer. "Mund auf." sage ich monoton. Er tut was ich sage und ich stecke es ihm in den Mund. "Esch tut..." fängt er an. "Klappe, sonst misst es nicht richtig." Nach ein paar Minuten piept es und ich sehe, 38,5 Grad. "Du hast kein schlimmes Fieber. Leg dich hin, ich hol einen Lappen." Ich ging in die Küche und dachte nochmal über seine Worte nach. Ich habe mich noch nie so verhalten, dass ich keine Würde mehr hätte. Ich war noch nie nuttig draußen angezogen und auch nur im Haus hatte ich diese kurzen Hosen an. Und das im Sommer! Ich bin keine Schlampe! Ich nehme eine Schüssel und fülle sie mit Wasser, dann einen Lappen und dann ging ich ins Wohnzimmer zurück. "Leg dich bitte hin." sage ich kraftlos. "Nazanin geht's dir wirklich gut?" fragt er. "Ja alles okay!" sage ich und tauch den Lappen ins Wasser, wringe ihn aus und lege es ihm auf die Stirn. Das machte ich öfter. "Du hast schöne Augen..." sagt er und sieht mir durch das schwache Nachtlicht in die Augen. "Danke." sage ich und werde auch wenn ich sauer auf ihn bin etwas rot. Ich hoffe das Licht ist zu schwach und er erkennt es nicht. Als ich fertig bin lege ich erschöpft den Lappen in die Schüssel zurück. Ich stehe auf und decke Malik nochmal bis zur Hüfte zu. "Okay, schlaf jetzt! Du musst bis Morgen früh sicher wieder gesund werden, immerhin gehst du sicherlich auch zur Uni oder so." "Stimmt ich habe Morgen mein erstes Meeting als Firmenvertreter mit Cinar zusammen." "Ihr seid Firmenvertreter? In dem Alter?" "Ja die Firma gehört unseren Eltern. Sie arbeiten zusammen." Ich nicke und räume alles auf den Tisch. Ich mach das Morgen nach der Uni wieder weg. "Was machst du so?" fragt er. "Wie?" frage ich völlig aus meinen Gedanken gerissen. "Uni? Arbeiten?" "Uni, Medizinstudium." "Cool, aber langweilig." sagt er lächelnd. "Cool und langweilig kannst du in dem Kontext nicht geleichzeitig benutzen." sage ich. "Ich kann alles!" sagt er grinsend. Ich muss auch grinsen und dann sieht er mir wieder in die Augen. "Dein Lachen ist schön, besser als wenn du traurig bist." sagt er leicht lächelnd. Bevor irgendwas falsches passiert oder gesagt wird, unterbreche ich das Ganze. "Schlaf, ich geh auch schlafen." "Wo willst du schlafen?" fragt er. "Ähm, also eigentlich im Schlafzimmer, in meinem und Eylüls Bett, aber da Cinar und Eylül es besetzt haben auf dem Sofa, da du hier schläfst, werde ich wohl in der Wanne schlafen müssen!" sage ich grinsend. Er lacht. "Nein du kommst zu mir!" sagt er grinsend. Ich wollte was erwidern, doch er zog mich an der Hand zu sich. Er machte mir Platz und ich legte mich neben ihn. "Dreh dich zu mir." flüstert er in mein Ohr. Keine Gänsehaut! Keine Gänsehaut! Ich drehe mich langsam zu ihm und sehe zu ihm hoch. "Schlaf jetzt." flüstert er. "Gute Nacht." flüstere ich. "Gute Nacht." flüstert auch er und zieht mich enger an sich, damit ich nicht vom Sofa falle.

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