Als ich wieder Luft in den Lungen hatte nickte ich und krätzte: "Ja, ich hab mich nur verschluckt." Doch den Grund dafür ließ ich nicht aus den Augen. Aus den Augenwinkel sah ich nur, wie Lynn ihren Blick auch wieder dahin richtete, bis sich ihre Augen weiteten.

"Faye? Oh mein Gott, Faye, ist das der eine Typ aus dem Park?", erschrocken sah sie mich von der Seite an; sie erinnerte sich scheinbar an den Tag, an dem wir ihn beim Drogen dealen erwischt hatten.

Langsam nickte ich; ungewollt kamen die Erinnerungen von gestern wieder hoch, als ich ihn da so lässig vor seinem schwarzen Motorrad stehen und eine Zigarette rauchen sah. Die Sonne ließ seine Piercings aufblitzen, seine braunen Haare waren heute wild durcheinander angeordnet. Als ich hoch in sein Gesicht blickte, erschauderte ich; er schaute mich direkt an. Augenblicklich fühlte ich mich unwohl in meiner Haut, konnte den Blick aber nicht abwenden. Wieso ist mir vorher nie aufgefallen, wie schön er eigentlich war? Oder war es mir schon von Anfang an klar, wollte es mir aber nie eingestehen? Denn dass er schön war, konnte man beim besten Willen nicht bestreiten.

Seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln und er legte den Kopf etwas schief. Als er erneut an seiner Zigarette zog, schmiss er sie gleich danach auf den Boden, ohne sie auszutreten. Seine Haare fielen ihm vorne leicht ins Gesicht, doch er tat nichts dagegen. Stattdessen beobachtete er mich weiterhin, schob dabei seine Hände in seine enge, schwarze Hose, während er noch immer an seiner Maschine lehnte.

Ein lautes Klingeln ertönte und ich zuckte erschrocken zusammen. Sofort löste ich den Blick von Louis und schaute um mich, wo alle anderen Schüler ihre Taschen nahmen und im Gebäude zur nächsten Unterrichtsstunde verschwanden. Als ich bemerkte, dass meine Freunde sich auch ihre Sachen schnappten, stand ich schnell auf und tat es ihnen gleich. Ich wollte gerade losgehen, als ich nach vorne blickte und mir das Gedränge vor der Tür anschaute. Nein, das würde ich mir nicht antun. Ich blieb stehen und wartete bis alle drinnen waren, dabei versuchte ich, mein rechtes Bein nicht allzusehr zu belasten. Es tat zwar nicht mehr so sehr weh wie gestern, aber eine Prellung war es schon und die war nicht ganz schmerzfrei. Zu meiner Überraschung bemerkte ich, dass auch Hayden stehen geblieben war und still neben mir wartete, bis das Gedränge vorbei war und wir gemütlich reingehen konnten. Ein Kribbeln in meinem Nacken verriet mir, dass ich beobachtet wurde; ich spürte seinen Blick schon fast, wie er meinen Rücken durchbohrte.

Als das Gewusel vor uns weniger wurde, setzte Hayden sich in Bewegung. Ich warf noch einen letzten Blick über meine Schulter, nur um wie vermutet zu sehen, wie er mir nachschaute. Als er bemerkte, dass ich ihn anschaute, zwinkerte er mir zu und ich konnte spüren, wie ich knallrot wurde. Peinlich berührt drehte ich mich so schnell wie möglich weg und biss mir auf die Unterlippe. Verdammt, hoffentlich sah er meine Röte jetzt nicht. Wieso war er überhaupt hier? Das hier war eine Schule und ich bezweifelte, dass er noch zur Schule ging. War er wegen mir hier? Bei dem Gedanken fing mein Herz an, sichtlich schneller zu schlagen. Sofort verdrängte ich den Gedanken, ich wollte gar nicht erst wissen, wieso mein Herzschlag sich beschleunigte. Stattdessen konzentrierte ich mich nun auf den Weg zu unserem Raum, wobei mir etwas ungewöhnliches auffiel. Hayden hatte bis jetzt kein Wort gesprochen. Ich wusste nicht recht was das heißen sollte, aber was gutes war es ganz bestimmt nicht. Ich wagte einen Seitenblick zu ihr hinüber, während wir den sich langsam leerenden Flur entlang liefen. Sie starrte mit gerunzelter Stirn nach vorne; sie dachte über irgendetwas nach.

"Ist alles in Ordnung?", fragte ich, als sie bemerkte, dass ich sie anschaute und zu mir sah.

Hayden zuckte mit der Schulter und antwortete gelassen: "Ja eigentlich schon. Ich habe mich nur gefragt, ob der Typ auf dem Parkplatz etwas mit deinem Verhalten zu tun hat. So wie ihr euch angestarrt habt, kannst du mir nicht erzählen, dass du ihn nicht kennst."

Danger ↣ l.tKde žijí příběhy. Začni objevovat