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Sie war wichtiger. Bei Thor, Odin, Loki und allen anderen Göttern, Astrid war Hicks wichtiger als ein Drache! Zumindestens als ein fremder.
Dieser überwältigende Gedanke schoss Astrid durch den Kopf, kurz bevor ihr Bewusstsein schwand.
Sie hatte das Gespräch von Hicks und Dagur mitbekommen und sich nicht auf den Holzklau konzentriert - was ihr zum Verhängnis geworden war.
Verdammt, sie könnte sich für ihre dumme Angst eine Ohrfeige geben, wäre da nicht schon der Schnitt in der Hüfte!
Denn für einem Moment hatte sie tief in ihrem Inneren rasende Angst gehabt, dass Hicks sich für den Drachen entscheiden würde. Sie hätte es zwar verstehen können, aber das Mädchen in ihr, das da tief versteckt irgendwo sein fristloses dasein kümmerte, hätte es verletzt.

Und jetzt hatte sie es versaut. In dem Moment, in dem ihr kriegerisches Talent am dringendsten gebraucht wurde, hatte sie versagt! Und das nur wegen... Gefühlen!
Ihr Vater hatte recht gehabt. Er hatte mit allem Recht gehabt. Gefühle machten schwach.
Was hatte Hicks nur mit ihr angestellt, dass ihre harte Schale zerbrach wie ein Stein im Mund eines Gronckels?

Durch diese kindische Angst gelähmt, traf sie der Schlag des Holzklaus mit voller Wucht.
Erst war der Schock da, dann, mit dem herunterlaufenden Blut die Erkenntnis, und schließlich kam der Schmerz.
Schwarze Punkte bildeten sich vor Astrids Augen und vermehrten sich rapide.

Doch plötzlich nahm sie durch den Rande ihres Sichtfeldes wahr, dass auf einmal ein Pfeil auf den Holzklau zuschoss. Und dieser Pfeil kam von Hicks.
Das nahm ihr zwar ihre kindische Angst, versetzte sie aber gleichzeitig in Schrecken. Soweit hätte es nicht kommen dürfen! Niemals!
Kurz bevor Astrid ihr Bewusstsein endgültig verlor, sah sie, dass der Holzklau - der wie sie erkannt hatte, durch grausame Weise mit Drachenwurz so aggressiv gemacht wurde- vor dem Pfeil mit dem Kopf ruckartig zurückwich.
Dadurch schlug er mit dem Kopf gegen den Felsen und verlor ebenfalls das Bewusstsein.
Der Pfeil hatte ihn nicht getroffen, aber für die anderen musste es so ausgesehen haben!
Doch Astrid konnte es niemandem mehr mitteilen, denn nun verschwanden ihre letzten Kräfte endgültig und tiefe Schwärze übermannte sie.

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Als Hicks sah, wie Astrid fiel, verblasste alles um ihn herum.
Er bekam nicht mit, wie Ohnezahn seine Ketten sprengte und Dagur Angriff.
Er bekam nicht mit, wie der Sturm, der sich schon so lange angekündigt hatte, über die Lichtung hinebrach und wie mit dem ersten Blitz bewaffnete Berkianer zwischen den Bäumen hervorkamen und der Schlacht eine entscheidende Wendung verliehen.
Man hörte Metall auf Metall klirren, das Gebrüll von Beserkern und Berkianern und der metallische Geruch von Blut lag in der Luft, dass sich mit dem prasselnden Regen vermischte.
Die Wolken hatte den Himmel schwarz wie die Nacht gefärbt und nur die Blitze erhellen kurz das Kampfgeschehen.
Nun schlugen auch die in die Enge gedrängt Drachenreiter wieder zurück.
Die Zwillinge wehrten ihre Angreifer mit Explosionen ab und Haudrauf rammte sich seinen Weg mit Schädelbrecher frei.
Zu den Blitzen gesellten sich nun auch Flammen, zu dem Donnergrollen Drachengebrüll.
Und über allen fegte der Sturm wie ein Taifumerang hinweg.
Die Sicht betrug nur wenige Meter, man konnte nicht mehr erkennen wer Feind oder Verbündeter war.
Doch Hicks bekam auch das nicht mit.
Das einzige, was er wahrnahm, war, das Astrid verwundet war. Und er einen Drachen getötet hatte.
"Nein! " stieß Hicks schließlich hervor und stolperte über das Schlachtfeld zu Astrid.
Tränen rannen über sein Gesicht und vermischten sich mit dem kalten Regen.
Hinter ihm hörte er aufeinmal das verrückte Gebrüll von Dagur. Er war bedeckt mit blutigen Schrammen und auch seine Männer zogen sich zurück. Die Berkianer waren nun in der Überzahl.
"Ihr habt mich vielleicht besiegt, aber ich habe gewonnen! Es war so einfach! Und wenn ich das nächste mal komme, werde ich euch überrennen! Ohne Hicks seid ihr nichts! Und jetzt Rückzug! "
Und damit verließ Dagur fluchtartig die Lichtung.
Die Berkianer hatten diesen Kampf gewonnen. Doch gesiegt hatte Dagur.

Schließlich hatte Hicks Astrid erreicht und stürzte zu ihr.
Auch die anderen Drachenreiter versammelten sich nun betroffen hinter ihm.
Astrids Augen waren geschlossen und ihr Gesicht aschfahl.
"Nein! " Sagte Hicks wieder, doch dieses Mal war seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern.
Dagurs Plan war wirklich perfekt aufgegangen.
Hicks war mehr als gebrochen und würde in der nächsten Zeit nicht mehr imstande sein irgendetwas zu machen.
Ihm war es jetzt egal das alle hinter ihm standen.
Zärtlich Strich er Astrid eine Strähne aus ihrem Gesicht und senkte seine Lippen auf ihre.
Das war das mindeste, was er jetzt tun konnte.
Eine Entschuldigung für all die Jahre, die er sie hatte warten lassen. Dafür das er nie die Initiative ergriffen hatte, dafür dass er sie so oft in Gefahr gebracht hatte, und für verdammt noch mal alles, was an diesem schrecklichen Tag passiert war.
Er liebte sie mehr als alles andere auf dieser Welt und es war ein grausamer Schlag des Schicksals, dass ihm das ausgerechnet jetzt klar wurde.
Er löste ihre Lippen von ihren und hob sie vorsichtig, so gut wie es eben ohne Prothese ging und bedacht, die Wunde nicht zu berühren, hoch.
"Bitte" flüsterte er nocheinmal. Seine Stimme war nicht mehr als ein Windhauch. Nichts geschah.
Der Regen wurde stärker und um sie herum herrschte Stille.
Die ganze Welt schien erstarrt zu sein, selbst die Drachen verstummten.

Hicks schlug die Augen nieder. Warum geschafft sowas immer ihm? Warum konnte nicht einmal etwas gut laufen in seinem Leben?

Da streifte auf einmal etwas sein Ohr.
Es war ein Windhauch, wie von einem gesprochenen Wort.

Hicks riss den Kopf hoch und starrte Astrid an.
Sie hatte die Augen halb geöffnet und sagte mit kaum vernehmbarer Stimme: "Hicks? Warum hat das so lange gedauert?"
Da war es um Hicks geschehen.
"Oh bei Thor, Astrid, du lebst! "
Er umarmte sie so fest, wie es mit der Wunde eben ging und es war ihm egal, dass er weinte.

" Na klar lebe ich, denkst du, so ein Holzklau kriegt mich runter? Hoffersons halten wesentlich mehr aus! " scherzte Astrid heiser.
Aber nun lösten sich auch bei ihr die vermutlich ersten richtigen Tränen ihres Lebens.
Und dann versanken beide in einen langen Kuss, der alles sagte, was die niemals hätten mit Worten ausdrücken können.




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So, I'm back!
Sorry für die lange Wartezeit, aber ich war krank und konnte beim besten Willen nicht länger als fünf Minuten auf mein Handy starren.
Wie fandet ihr das Kapitel? Schreibts doch mal in die Kommentare ^^

Dragons- Anbruch Neuer Zeiten  |HTTYD / Hiccstrid FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt