Geburt der Sterne

4 0 0
                                    

Geburt der Sterne

Dunkel schimmerte der See wie ein schwarzes Loch, das selbst den Mond zu verschlucken schien, als das farblose Mädchen aus der dunklen Wand der Tannen ans Ufer trat. Ohne Gesicht blickte sie auf die hell leuchtende Scheibe im Wasser und wiegte im nächtlich eisigen Wind wie trockenes Laub im tiefsten Herbst. Sie erstarrte als das Licht zu schwanken begann und langsam, quälend langsam wie der Frühling im kalten Norden wiederkehrt, zu versinken. Nur noch einzelne nadelfeine Lichtstreifen drangen durch den schwarzen Schleier des Sees. Am Himmel glänzte nur noch matt der Mond, sein Schein versank im See und auch er wurde immer blasser, nein, durchsichtig, unscheinbar. Das Mädchen fühlte Trauer in sich und tiefe Verbundenheit mit dem so unscheinbaren Mond. Diese Gefühle waren so lange in ihr gefangen gewesen, wie der Mondschimmer nun im See gefangen sein würde. Sie schritt in die Dunkelheit des Sees hinab, löste sich darin auf und floss als strahlende Hoffnung, die aus ihren Herzen quoll hinab zum Mondschimmer. Sanft umfasste sie die erstickende Kugel von Licht. Sie blickte sich um, sah aber nichts als die Dunkelheit und der Tod ergriff immer mehr Gewalt von ihr. Ihr Herz drohte wie das Licht zu ertrinken, doch das Mädchen öffnete seine Augen, sodass der gefangene Wunsch, der sich in ihrer Fantasie gebildet hatte frei wurde. Sie öffnete ihren Mund, sodass der Wille, der sie verlassen hatte zu ihr zurückkehren konnte und sang. Sie sang ein Lied, das niemand hört, welches trotzdem da ist und berührte ihr eigenes Herz mit der kleinen Melodie. Sie war auf einmal so voller Leben, dass der Schleier des Todes von ihr lies und auch den Mondschimmer konnte der Tod nun nicht mehr erreichen, so fest umschloss die Liebe des Mädchens dieses wundersam Licht. Höher und höher riss das Licht sie, bis in den schwarzen Himmel, doch der Mond war verschwunden. Da teilte sich das Mädchen und jedes Stück von ihr nahm ein kleines Stück vom Mondschimmer und flog in den weiten dunklen Himmel hinaus. Die hundert, gar tausend, millionen Leuchtfeuer die das Mädchen entsandte führten den Mond zurück und selbst als dieser seinen Schimmer wieder an sich nahm, strahlte das Mädchen weiter über die Welt und erfüllt, wenn ein Teil von ihr müde wird und in die weite, von ihr erleuchtete Welt fällt, manchmal sogar einen Wunsch.

Geschichten für AllesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt