Jack Carter Ist Unsterblich

9. Sitzung

„Jack, Sie sehen gut aus", begrüßt mich das Ex-Supermodel. Ja, ich weiß. „Ich seh immer gut aus, Babe", antworte ich und lächle. Die sieht heute aber auch verdammt heiß aus. Die Haare wieder zu einem locker-gebundenem Dutt gesteckt, einen schwarzen Blazer hat sie sich auch angezogen und darunter ein dunkelgrünes, eng anliegendes Kleid. Wir beide sollten dringend nach Las Vegas durchbrennen und heiraten. Ich werde auch nicht mit der Stewardess im Flugzeug vögeln – obwohl, wenn sie heiß ist, spricht da nicht ganz so viel gegen oder? Wenn ich so drüber nachdenke sollte ich vielleicht doch nicht so bald heiraten, die Scheidung wäre zu teuer. Allerdings bekomme ich es bestimmt auf die Reihe, dass sie es schon innerhalb von ein paar Stunden wieder bereuen wird und dann kann man die Ehe annullieren – das ist wesentlich billiger.

„Wieso das Jackett?"

Das frage ich mich auch die ganze Zeit. Schön, dass wir dasselbe denken.

„Ich war in der Bank."

Lüg' nicht, Carter. Du warst auf einer Beerdigung.

„Wieso denn das?"

„Hab im Lotto gewonnen und wollte es denen vorhalten, indem ich mit einem überteuerten Boss-Jackett auftauche."

„Jack."

Schon wieder dieser Tonfall, aber bitte, dann schmücke ich meine Lüge ein bisschen weiter aus.

„Also, ich war in der Bank, um den einen dummen Typen davon zu überzeugen, dass ich nicht pleite bin. Mir glaubt man irgendwie nie, dass die Kohle auf meinem Konto aus legalem Erwerb ist."

„Darf ich fragen, wie viel es ungefähr ist?"

„Etwa 4,6 Millionen."

Breites Grinsen im Gesicht und die Zahl ist nicht mal gelogen, denn so viel Schotter hab ich wirklich. Obwohl auf Rat von Wade die Zahl jetzt wohl was kleiner ist – sinnlos großer Vorrat an Katzenfutter und Hanf-Pflanzen. Aber gut, der Blick von meinem Doc ähnelt dem Anzugträger aus der Bank gewaltig – sagt beides die Frage aus; 'Wen hast du umgebracht?'.

„Wie.. ähm", stottert die gutaussehende Brünette nun. Das ist die Schockstarre, normalerweise tritt danach das Verlangen ein mit mir zu schlafen. „Wir könnten auf dem Tisch vögeln, hab ich ja schon mal vorgeschlagen", antworte ich ihr dementsprechend lässig. Doch sie schüttelt den Kopf, presst die Lippen aufeinander und schlägt meine Akte auf.

„Wie kommen Sie zu dem Geld?"

„Ich bin einer von Oceans Eleven, hab bei 'Wer wird Millionär' mitgemacht und zusätzlich natürlich noch ein altes Weib geheiratet, sie vergiftet und als ihr Ehemann – Pardon; Witwer – abgeräumt."

„Das Letzte ist sogar noch glaubhaft."

„Ja, 'ne? Ist mir zu zutrauen. So ähnlich hat es die Großmutter meiner Oma gemacht – deswegen ist meine Familie reich."

Sie lacht, fährt sich dann durch die Haare und mit einem Mal fallen mir ein paar Dinge auf, die bei dem Anblick von ihr in einem hautengen Kleid untergegangen sind. Sie trägt keinen Ring mehr und wirkt trotz dem Versuch es mit Make-Up zu überdecken nicht ausgeschlafen, vielleicht sogar verweint?

„Wie geht's Ihrem Ehemann?"

Sehr subtil gefragt, Jack. Mehr Feingefühl ging nicht, was?

„Was?"

„Sie tragen gar keinen Ring."

Ja, provozier' sie weiter. Wenn die wegen die anfängt zu heulen brauchst du eine neue Therapeutin oder noch schlimmer; musst in den Knast und du weißt, dass die Typen dich dort nicht ausstehen können. Außerdem gibt's dort keine Brüste – das hältst du nicht nochmal aus.