Kapitel 15

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Ich kneife meine Augen fest zusammen.

Ich erwarte gerade, dass alles schwarz wird. Mein Körper zu Boden fällt und meine Seele in den Himmel fliegt. Nichts davon trifft ein. Ich warte einfach.

Doch dann höre ich einen Körper hinter mir zu Boden fallen. Ich drehe mich um und erkenne den Mann, der mich zu Jake gebracht hatte. Ich war so paralysiert, dass ich nicht bemerke, dass ich die ganze Zeit am zittern bin und meine Lippen beben. Mir laufen Tränen die Wange herunter.

"Cat! Komm!", schreit Jake, aber ich bewege mich nicht. Ich höre einen Schuss und einen Schrei. 'Dieser Schrei. Er ist von Drake!'.

"DRAKE!?", schreie ich laut heraus, "DRAKE!?", schreie ich noch lauter. Ich werde panisch und weine noch doller. Ich höre noch einen Schuss und noch einen Schrei. Diesesmal ist er nicht von Drake. Es kommt aus der Küche.

Ich renne schnell hin und sehe zwei Männer, die am Boden liegen. Einer Fremd und der andere ist Drake. "Drake.", brülle ich verzweifelt und traurig. Ich weine nun sehr stark. Immer noch rüttel ich an ihn und versuche ihn wach zu bekommen. Keine Chance. Ich lege weinend meinen Kopf auf seine Brust und sofort entspanne ich mich. Mein Atem wird ruhiger. Ich höre auf zu weinen. 'Aber wieso?'.

Auf einmal spühre ich seinen Herzschlag. "Drake, du lebst.", flüster ich in seine Brust. Ich knie mich erneut hin und lege meine Lippen auf seine. Ich gebe ihn einen Kuss und plötzlich sitzt seine Hand auf meinem Kopf und drückt mich wieder runter. Ich merke, wie er lächelt. Ich löse mich von ihm und schaue ihn an.

"Alles okay?", frage ich nervös. "Er hat mir in die Seite geschossen in Höhe des Bauchnabels. Ich kann nicht aufstehen.", "Ich stütze dich. Jake ist einfach verschwunden.".

Doch dann geht auch schon die Tür auf und Jake stürmt rein und sagt:"Wir müssen hier sofort weg!". "Er kann nicht laufen.", antworte ich schnell. "Ich stütze und du schießt", sagt er nur kalt, drückt mir die Waffe in die Hand und stützt Drake. "Los.", befiehlt er. Ängstlich blicke ich die Waffe an und mustere sie. Eine normale Pistole halt. Ich höre wie draußen ein paar Schüsse fallen.

"Die Verstärkung ... ist ... da.", versucht Drake uns mitzuteilen. Ich mache vorsichtig die Tür auf, aber als eine Kugel knapp an mir vorbei in die Wand eindringt schließe ich sie wieder. "Ich kann das nicht Jake.", jammer ich. "Du ... kannst das.", murmelt Drake. Ich hole einmal tief Luft und öffne die Tür.

Ich sehe 7 Männer, die hinter einer Deckung stehen und schießen. 3 von denen sind Ethans Männer. Zwei hinter einer Couch und einer hat den Tisch als Deckung genommen. 'Den hinter dem Tisch bekomme ich am besten.'.

Ich ziele mit zitternden Händen auf diese Person und schieße. Daneben. Sofort wird er auf mich aufmerksam und schießt auf mich. Daneben. Ich ziele erneut auf ihn und bevor er schießen kann, schieße ich ihn in die Brust. Genau dort, wo das Herz ist. Er fällt sofort um und verblutet oder stirbt an den Schuss, welcher vielleicht sein Herz getroffen hat.

"Nur noch zwei. Bis jetzt.", sage ich in Drakes und Jakes Richtung. "Es muss einen anderen Weg geben, Leute.", sagt Jake daraufhin. Ich überlege:"Es gibt im Wohnzimmer noch eine Tür, die in einen Garten führt. Wir müssen nur dahin kommen. Wir müssen uns an Ethans Männern vorbeischleichen.".

Ich öffne die Tür und blicke mich im Raum um. Die zwei sind noch da. Drakes Männer, von denen nur noch 2 übrig sind, schießen auf sie. "Wir müssen warten, sonst treffen sie uns noch!", warne ich Jake. "Nein, nein. Wir müssen jetzt gehen! Jetzt!", brüllt er mich an. "Nein, Jake. Wir werden sterben. Ethans Männer...", plötzlich geht die Tür auf und jemand stürzt sich auf mich. Ich schreie und strampel. Aber er packt meinen Hals und würgt mich. Verzweifelt greife ich seine Arme und versuche sie von mir wegzudrücken. Ohne Erfolg. "Hilfe.", hauche ich leise vor mich hin.
Meine Sicht verschwimmt und mir wird schwarz vor Augen. Mein Griff wird immer lockerer und meine Luft wird weniger. Doch dann, kurz bevor ich sterbe, wird der Mann von mir herunter gerissen und ihm wird 3 mal in die Brust geschossen. Sofort schnappe ich nach Luft und fange an stark zu hecheln. Eine Hand legt sich auf meine Schulter. "Ganz ruhig ... Alles ... gut.", sagt diese Person. Langsam richte ich mich auf. "Noch einer übrig.", sagt Jake triumphierend. 'Wieso hat er erst so spät eingegriffen? Hat Drake ihn gezwungen?'.

Jake steckt seinen Kopf aus der Tür zielt, wahrscheinlich, auf den einen Mann und schießt. Mann hört einen lauten Schrei, der kurz danach verstummt. Er geht zu Drake stützt ihn und gemeinsam verlassen wir dieses Haus.

Wir gehen zu einem Auto und steigen ein. "Was zur Hölle ist passiert?", fragt Nathan, während er den Motor startet. "Ins Krankenhaus. Sofort!", befiehlt Jake.

Ich sitze hinten bei Drake und kraule ihn am Arm, damit er sich beruhigt.

Ein Schuss fällt und der Wagen ist unkontrollierbar. Wir kommen ins schleudern und knallen mit der Fahrerseite gegen einen Baum.

Zuerst ist alles schwarz und ich bin ein bisschen benebelt, aber dann, nach einiger Zeit, sehe ich wieder etwas. Drake, Jake und Nathan sind schon ausgestiegen. Ich habe sehr starke Kopfschmerzen und als ich mir an die Stirn packe fühle ich etwas warmes. Ich fühle nicht länger, sondern quetsche mich auf die Beifahrerseite und öffne langsam die Tür. Ich krieche heraus und sehe, wie die 3 Jungs in einer Reihe knien und ihre Hände hinter den Kopf halten. Sie stehen vor dem Auto. Jemand, den ich noch nicht identifizieren kann, richtet eine Waffe auf sie und faselt irgendetwas.

Ich überlege kurz. Ich fühle in meiner Tasche. Nichts. Ich drehe mich noch einmal um und blicke in das Auto. 'Da ein Messer!'. Ich nehme es und überlege. 'Im Auto sitzen wahrscheinlich mehr und wenn ich ihn jetzt umbringe bringen sie mich um. Das Auto steht ein bisschen weiter weg. Ich schleiche mich zum Auto.

Als ich dort bin öffne ich die Tür. Sofort ertönt eine Stimme. "Hallo?", fragt diese. Geschockt öffne ich meine Augen. 'Liam!? Wie kommt er so schnell hierher? Wo war er? Kann ich ihm vertrauen?'. "Hallo?", fragt er jetzt etwas aggressiver. Ich richte mich auf. "Catherine?", fragt er überrascht. Leise steigt er aus und kommt zu mir. "Was machst du ....", er verstummt als er das Messer sieht. Ich schaue ebenfalls zum Messer. "Er soll sie gehen lassen, Liam.", fordere ich. "Was? Die? Ist das dein ernst?", macht er sich lächerlich über mich. "Liam, du weißt nicht, was ich erlebt habe, als ich bei Ethan ...". Jetzt erkenne ich wer die Waffen auf sie richtet. Es IST Ethan. "Was ... wie ...?", frage ich mich. "Er hat es knapp überlebt und wollte Rache. An Jake. Und DIR.", sagt Liam knapp. "Du musst mir helfen. Bitte.", bettel ich ihn an. "Nein, Cat. Ich hasse sie.", sagt Liam böse. "Drake hat dir nie etwas getan.", argumentiere ich. Er seufzt und überlegt. Doch dann ertönte eine Stimme, die mir in diesem Moment nicht wie meine eigene vorkommt:"Hey, Ethan!", brülle ich. "Ich hoffe du verzeihst mir.", flüster ich Liam zu.

Ich erinnere mich daran, wie Jake mir das Messer in den Bauch gesteckt hatte, denn so mache ich es auch bei Liam. Bevor er reagieren kann steckt das Messer in seinem Bauch. "Es tut mir so leid.", hauche ich und Tränen laufen mir wieder einmal meine Wange herunter.

Ich habe Glück, dass ich es jetzt gemacht habe, denn Ethan wollte gerade jemanden von ihnen erschießen. Mit Tränen in den Augen renne ich in den Wald und Ethan mir hinterher.

Immer wieder schießt er in meine Richtung. Aber ich. Ich renne um mein Leben. Tiefer und tiefer renne ich in den Wald. Ohne zu wissen wohin. Ohne zu wissen, ob ich hier wieder lebend rauskommen werde. Und am wichtigstens ist, ohne zu wissen wie weit Ethan weg ist, oder ob er Nahe bei mir ist. Ich renne einfach nur ohne ein Ziel zu haben.

Bis dann meine Ausdauer verschwindet und ich immer langsamer werde. Keuchend falle ich zu Boden. Ich höre Ethan, "Catherine.", brüllen.

Vor mir wird langsam, aber sicher, alles von der Dunkelheit gefressen. Es fühlt sich so an, als würde sie MICH essen wollen. Ich lasse alles einfach geschehen. Lass mich ins Gras fallen. Höre das Rauschen der Blätter ... und schwere Schritte, die immer näher kommen.

Entführt, verprügelt, missbraucht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt