Kapitel 10

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Ich scheine immernoch hier zu sein. Alles um mich herum ist weiß. Egal wo ich hinsehe. Doch dann, von weit weg, fliegen zwei Gestalten auf mich zu. Als ich näher hinsehe, erkenne ich meine Mom und mein Dad. Sofort laufen mir Tränen die Wangen herunter. "Es ist nicht deine Schuld, mein Kind!", höre ich sie synchron sagen. "Ich vermisse euch so sehr.", antworte ich daraufhin mit bebender Stimme. Aber sie antworten nicht. "Denkst du, du verdienst es zu Leben? Besser gesagt, wieso willst du weiter leben?", fragt eine beruhigende Stimme. "Ich will Liam retten und meine Eltern rächen.", sage ich etwas wütend. "Ich will, dass sie dafür bezahlen, was sie mir angetan haben! Sie sollen büßen und so leiden wie ich!", schreie ich nun laut heraus. "Das genügt mir.", antwortet diese Stimme.

Ich schlage meine Augen auf und erkenne Drake, welcher mich besorgt anschaut. "Guten Morgen.", sagt er und streichelt durch mein Haar. "Wo ist Liam?", frage ich sofort. Sein Blick verfinstert sich. "Er ist in unserem Keller. Wieso willst du das wissen?.". "Bring mich zu ihm.", flehe ich. Mit einem seufzen steht er auf und führt mich zu Liam.

Er sitzt immer noch in diesem Stuhl und hat jetzt mehrere kleine Schnitte am Körper. Blaue Flecken und ein etwas angeschwollenes Gesicht ebenfalls. Ich gehe zu ihm hin, beuge mich vor ihm und flüster ihm ins Ohr:"Ich werde dich hier herausholen. Versprochen." Er blickt mich nur müde an und sagt nichts. Ich gehe mit meinen Fingerspitzen sanft durch sein Gesicht und betrachte ihn genau. 'Er tut mir so leid.' Ich weine ein bisschen.

Plötzlich geht die Tür zu, denn Drake ist rausgegangen.

Ich binde Liam los und helfe ihn zur Wand zu laufen. "Es geht ... mir gut ... Danke.", sagt er völlig erschöpft. Nun laufen mehrere Tränen meine Wange herunter. "Ich kann dich nicht so leiden sehen. Auch wenn du mich so lang angelogen hast, bist du trotzdem mein bester Freund."

Stunden vergehen und wir sitzen immernoch in der gleichen Position. Er liegt auf meinem Schoß. Ich streichel seinen Kopf. Er scheint wohl eingeschlafen zu sein, denn sein Bauch bewegt sich ruhig und gleichmäßig auf und ab. Die Tür geht auf, denn Jake kommt herein und sagt:"Hey, süße. Ich muss heute zu ner Party und würde dich liebend gern mitnehmen. Ich suche dir ein Kleid heraus und Schuhe und so weiter. Die Party beginnt um 21 Uhr. Komm mit. Ich will, dass du Duschen gehst.".

Er zerrt mich in ein Zimmer.

Zuerst gehe ich Duschen, föhne meine Haare, mache mir wellen rein und schminke mich. 'Wow. Hier liegt Make-up, Mascara, Rouge, Lippenstift und Eyeliner. Das sehe ich zum ersten mal wieder seit dem ich hier bin.' Bevor ich mich schminke suche ich das Kleid, welches auf meinem Bett liegt. Es ist ein langes rotes Kleid. (sieheBild). 'Es ist wunderschön.'
Ich ziehe es über und schminke mich. Ich mache mir Mascara drauf, dunklen roten Lippenstift. Ich nehme schwarze High Heels und schwarze etwas größere Ohrring dazu. Eine schwarze Diamant Kette ebenfalls und dann noch ein schwarzes Armband.

Nach ein paar Minuten kommt Jake herein und blickt mich mit einem faszinierenden Blick an. "Wunderbar. So kann ich angeben und allen meine Freundin präsentieren. Sehr schön", sagt er mit einem Grinsen. "Ähm, ich bin nicht deine Freundin." erwidere ich. Er nickt nur. "Wir sollten erst einmal etwas essen. Komm mit in die Küche.".

Wir sind jetzt in der Küche und essen Sandwiches. 'Nicht gerade ein angemessenes Mahl mit meinen Anziehsachen.' Er sieht mich die ganze Zeit über an, aber sagt kein einziges Wort. "Was schaust du mich so an?", frage ich letztendlich. Er antwortet nicht. Beunruhigt esse ich weiter. Drake kommt die Treppe herunter und bleibt mit einem offen stehenden Mund stehen. "Sie sieht schön aus, nicht wahr?", fragt Jake Drake, welcher nur nickt und dann weiter geht. "Ich bin fertig.", sage ich und Jake sieht mich an und sagt:"Gut. Dann hast du noch ein bisschen.". "Was ist mit Liam? Was habt ihr mit ihm vor?", frage ich plötzlich ohne es zu wollen. Sofort schaue ich erschrocken. "Wir können ihn nicht gehen lassen. Wir müssen ihn töten.", antwortet er ohne einmal mit der Wimper zu zucken, so, als sei es etwas ganz normales jemanden umzubringen. "Wie spät ist es?", frage ich und er antworter:"17 Uhr.". "Wieso sollte ich mich schon fertig machen?". "Wir müssen noch bei jemanden vorbei. Und Drake kommt auch mit. Du wirst unsere Begleitung sein.". "Wieso holt er sich nicht eine andere?". "Er will keine andere und ich auch nicht. Ich gehe jetzt zu Drake und wir ziehen uns um."

Als er weg ist, gehe ich runter in den Keller. Ich überprüfe, ob eine der Türen offen ist. Tatsächlich ist eine offen. Mein Atem stockt, als ich sehe, wer gefesselt auf einer Liege liegt.

"Bonny!", platzt es aus mir heraus und sofort laufen Tränen meine Wange herunter. "Drake sagte sie ließen dich gehen.", stottere ich weiter. Sie liegt auf einem Metalltisch und ihre Hände und Beine sind jeweils an den vier Tischecken gebunden. Ich renne auf sie zu, binde sie los und lege meinem Kopf auf ihre Brust. Ihr Herz schlägt noch. 'Gott sei Dank. Ich dachte ich habe dich ... verloren. Sie muss hier weg.' Ich schüttel sie sanft, aber sie wacht nicht auf. Ich schaue mich ein bisschen um und laufe durch den Raum, jedoch befindet sich nichts hier, was mir helfen kann. Verzweifelt schlage ich gegen die Wand und ohne Verzögerung durchfährt ein stromschlagartiger Schmerz meine Hand, wobei meine Wunden wieder aufplatzen und ein kleines schmerzhaften Schluchzen aus mir herausplatzt. "C-Cat?", höre ich eine leise schwache Stimme fragen. Ich wende mich ihr zu, nehme ihre Hand und sage:"Hey. Ich wusste nicht, dass du noch hier bist. Ich hole dich hier raus!" und schon schließt sie ihre Augen wieder und schläft ein.

"CAT!?", ruft eine aggressiv Stimme von Oben. "Scheiße!", fluche ich leise und verstecke mich in einer Ecke.

"Wo bist du, Schatz?", höre ich nun auch Drake rufen. Ich sitze zusammen gekauert in der Ecke und gebe keinen Mucks von mir.

Plötzlich geht die Tür auf, weil Drake herein kommt. "Jake, sie war hier und hat sie losgebunden.", schreit Drake aus der Tür.

Sofort kommt Jake herrein gestürmt. Er nimmt einen Eimer mit Wasser und schüttet ihr den über den Kopf. Auf der Stelle schlägt sie ihre Augen auf. "Mal sehen, ob wir sie so rauslocken können.", sagt Jake während er sie anbindet. Bonny wehrt sich nicht, denn sie scheint keine Kraft mehr zu haben. Jake holt ein Messer heraus und streicht damit sanft über ihre Haut. Er fängt an immer fester zu drücken und hinterlässt jetzt eine kleine rote Spur.

Ich stehe auf, sprinte zu Jake und schlage ihm das Messer aus der Hand. "Lass sie in Ruhe!", brülle ich ihn an. Er packt meine Hand und zieht mich an sich. "Du hast Glück, dass du heute so gut aussiehst.", sagt er und tut seine Hand auf meinem Po. "Fass mich nicht an.", zische ich ihn an und versuche mich zu befreien, aber ich habe keine Chance, denn er ist zu stark. "Wir müssen noch zur Party, babe.", sagt er verführerisch und küsst meinen Hals. Ich blicke zu Drake, welcher wütend und verletzt aussieht. Ich bin es aber leid mich zu wehren, da ich dadurch nur noch mehr verletzt werde, als ich sowieso schon bin.

Er hat mich in mein Zimmer eingesperrt. Seit einer Stunde bin ich jetzt schon hier in diesem roten Kleid und sitze nur auf dem Bett und starre ein Loch in die Wand. Meine Gedanken sind völlig durcheinander und gecrasht. Alles läuft an mir vorbei. Der Unfall meiner Eltern. Der Abend mit Liam. Bonny. Drake. Jake. Einfach alles. Das Klopfen an der Tür lässt mich zusammen zucken. Langsam öffnet diese sich und Drake steckt seinen Kopf rein. "Wir müssen los.", sagt er vorsichtig. Ich stehe auf und laufe schweigend mit ihm zu deren Auto.

Nach zwei Stunden sind wir an einer Villa angekommen. Drake und Jake steigen aus, wobei Jake mir die Tür aufhält. Der Chauffeur fährt den Wagen weg. Ein roter Teppich wurde ausgelegt und führt in die Villa. Von innen ist sie um einiges größer, als es von draußen den Anschein macht.
Ich habe mich bei Jake eingehakt. Er redet die ganze Zeit, so muss ich nichts sagen, was auch besser ist.
"Jake, ich muss mal.", flüster ich in sein Ohr, während er sich mit irgendeinem reichen Mann unterhält. Er nickt nur und schon gehe ich in Richtung des Badezimmers. Im Badezimmer angekommen schließe ich die Tür und genieße die Ruhe. Ich schaue in den Spiegel. 'Ich bin so müde. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich völlig fertig bin.'. Ich lehne mich an die Wand und lasse mich runter rutschen.
Einige Minuten harre ich in dieser Position, bis ich endlich aufstehe und hinausgehe. 'Ich sollte Drake und Jake suchen.'. Ich laufe durch das Haus, aber kann sie nicht finden, weil das Haus so groß ist. Ich entscheide, mir ein Glas Punsch zu holen und stelle mich ans Fenster, um heraus zu schauen. Plötzlich tippt mir jemand auf die Schulter:"Hallo, schöne Frau.". Ich drehe mich um. "Nathan? Was machst du denn hier?", frage ich verblüfft, aber er antwortet nur gelassen:"Ich bin ein Freund des Gastgebers. Er möchte dich mal sehen. Bitte, folg mir.". Er läuft vor und ich hinterher.

Zuerst laufen wir eine große Treppe hoch, von der man auf eine große Tür blickt. Er zeigt mit einer Geste, dass ich eintreten soll. Bevor ich reingehe schaue ich noch einmal auf eine Uhr. Es ist 0 Uhr. Ich atme noch einmal tief durch und gehe dann rein.

Entführt, verprügelt, missbraucht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt