Kapitel 6

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'Alles ist Dunkel. Bin ich endlich tot? Erlöst von meinem Schicksal?'

Ich öffne meine Augen und schaue auf eine Wand, an der ein Mädchen von der Decke hängt. "Hey...", sage ich leise, "Wach auf!", bettel ich. Aber keine Reaktion. "Scheiße!", sage ich nun etwas lauter. Sie öffnet ihre Augen. Es ist Katelyn. Sie schaut sich verwirrt um, als wüsste sie nichts mehr. Als hätte sie ihr Gedächtnis verloren. "Was ... Wo-Wo bin ich?", fragt sie mit bebender Stimme. Ich antworte nur:"Herzlich Willkommen im Folterkeller.". Ich seufze. "Katelyn, wir müssen hier raus. Hier irgendwie abhauen. Das kann so nicht weitergehen.", versuche ich mit Hoffnung zu sagen. "Cat, du verstehst das nicht. Sie werden uns niemals gehen lassen. Entweder töten sie uns oder behalten uns. Eine andere möglichkeit existiert nicht!", jetzt fängt sie an zu weinen. "Nein, nein, nein. Bitte weine nicht. Ich werde nicht zulassen, dass sie dir wehtun. Ich werde alles tun, um...", ich werde unterbrochen von der Tür, die sich öffnet.

Jake und Drake kommen herein.

'Tu alles damit sie ihr nicht weh tun. Dann werde ich zwar alles abbekommen, aber das ist es mir wert. Dieses arme Mädchen hat schon genug durchgemacht. Sie scheint psychisch total am Ende zu sein. Scheiß drauf. Los gehts.'

"Jake, kannst wohl immer noch nichts anderes als wehrlose Frauen zu schlagen, was? Und Drake ich dachte ich könnte dir vertrauen. Ich dachte du wärst nie zu so etwas fähig, aber da habe ich mich wahrscheinlich in dir getäuscht.", während des Sagens versuche ich verletzt zu klingen, was mir gelingt, denn Drake schaut zu Boden und sieht niedergeschlagen aus. '1:0 für mich.'

"Liebe wunderschöne Cat,...", Jake sieht mich an, "... wir können es auch anders machen. Aber das wäre mir zu viel Arbeit, dennoch hätte ich sehr viel Spaß daran. So ist es aber besser. Beide gefesselt. Können sich nich wehren. Weniger arbeit. Ja dann wollen wir mal loslegen, oder? Was sagst du Cat?". Ich sehe ihn angewidert an:"Fick dich, lieber Jake.". Ich schreie es nicht, es ist eher ein leises Sagen, fast ein flüstern.

"Dann wollen wir mal loslegen. Also, Katelyn, du hast uns hintergegangen und ihr beim Ausbruch geholfen also wirst du..", er wird von mir unterbrochen:"Lass sie in Ruhe, du Psychopath! Sie hat es nicht verdient!", ich schreie. Verzweifelt, ängstlich, wütend. Er dreht sich zu mir um:"Aber wenn wir es nicht tun, ja dann lernt sie nicht, meine Liebe.".

Jetzt sage ich etwas, was höchstwahrscheinlich verrückt ist, aber für sie ist es mit Wert:"Sie lernt bestimmt noch mehr, wenn du jemand anderen für ihre Taten büßen lässt.". Er schaut mich verwirrt an. Ich weiß was er denkt. "Mich.", sage ich mit zittriger Stimme.

'Jetzt kommt der Moment der Wahrheit. Ich habe angst. Der schlag in den Bauch war nichts dagegen. Dieses Gefühl, was ich jetzt habe ist viel schlimmer. Ich habe Angst um mein Leben. Adrenalin und Panik sind vermischt zu einem Gefühl. DAS ist schlimm.'

"Denkst du nicht, dass ich weiß was du vor hast? Du willst sie beschützten, Catherine. Ich bin nicht dumm.", sagt er und lacht. "Bitte. Lass sie in ruhe!", flüster ich mit Tränen in den Augen.

'Noch nie habe ich sowas getan, um jemanden zu beschützten. Allerdings schulde ich ihr was. Sie hat mich, nun ja, mehr oder weniger, gerettet.'

Er kommt zu mir:"Sei jetzt still." Er holt Panzerband und klebt es auf meinem Mund. "Drake, geh raus. Ich mach das allein. Das wird dir vermutlich nicht gefallen."

Drake verlässt den Raum, aber schaut mich noch einmal traurig an. 'Jetzt sind nur noch wir drei hier. Er wird ihr wehtun und ich kann nichts dagegen tun. Dieser Moment wird mich Prägen. Für immer..'

Zuerst fügt er ihr ein paar Schnitte zu. Bei jedem Schnitt weint sie mehr. Ich versuche so sehr ich kann von diesem Stuhl loszukommen, aber nichts funktioniert. Doch dann, gerade wo ich die Hoffnung aufgeben wollte, konnte ich mein Bein befreien. Neben mir steht der Tisch mit den Untensillien, welchen ich mit meinem Bein umstoße. Auf der Stelle dreht sich Jake um und kommt zu mir.

Er steht direkt vor mir, nimmt meinen Kopf zwischen seine Hände und schaut mir direkt in meine Augen:"Du hast es also geschafft mich für einen Moment abzulenken, aber sieh sie dir an. Es bringt ihr nichts. Sie leidet und DU zögerst ihren Tod herraus.". Bei jedem Wort wird er etwas lauter. Aber ich, ich wimmere nur und versuche zu sagen:"Lass sie in Ruhe", aber das Band auf meinem Mund verhindert das. Es kommt nur ein:"Hmhmmmhhmm", heraus. 'Lass sie in Ruhe, du dreckiger Bastard! Lass sie in Ruhe!'.

Jetzt weine auch ich. Ich will es nicht, aber kanns nicht verhindern. Er wendet sich wieder ihr zu. Ich schließe meine Augen und höre nur Schreie. Sie werden immer lauter und tun in den Ohren weh.

Aber dann, nach einer Zeit, werden die Schreie immer leiser und werden zu einem Wimmern, welches dann letztendlich verschwindet. Ich traue mich nicht meine Augen zu öffnen.

Plötzlich spühre ich einem Atem an meinem Ohr:"Sie ist fort. Öffne deine Augen und sieh es dir an.", flüstert Jake in mein Ohr. "Ich... Ich... kann nicht.", hauche ich ängstlich. Er geht weg und holt etwas. Er schlägt damit in meinem Magen. Ich öffne schlagartig meine Augen und ... sehe sie.

Ihr Gesicht schmerzvoll verzogen, überall kleine Kratzter von einem Messer und ein Loch, so geformt wie von einem Hackmesser, in ihrer Brust. Ich schluchze, weine und schüttel meinen Kopf. 'Nein. Nein! NEIN!'. "Keine sorge, kleine. Dir passiert das nicht. Wir wollen dich ja behalten. Es macht mir zwar Spaß junge Frauen zu quälen, aber bei dir mache ich eine Ausnahme. Du bist so wunderschön, Catherine. Du bleibst für immer hier.", er gibt mir einen Kuss auf die Wange.

Meine Augen schmerzen vom ganzen Weinen, aber jetzt ist es noch extremer. Ich will schreien. Will jemanden oder etwas schlagen. Ich kann die Wut und Trauer nicht mehr auseinander halten. Immer mehr Tränen rollen meine Wange herunter. Bis Jake letztendlich den Raum verlässt. Er hat alle Waffen wegeräumt. Lässt mich hier alleine auf diesem Stuhl mit dem leblosen Körper vor mir, den ich gezwungen bin anzuschauen.

Doch dann geht die Tür erneut auf. Diesesmal ist es Drake. Er kommt zu mir und reißt das Band von meinem Mund, wobei mir ein kleiner Schrei entweicht. Er sagt:"Du gehst Duschen, bekommst nur etwas zu trinken und gehst schlafen. Ich komme später noch einmal zu dir." Er bindet mich los."W-Warte! Was ist mit ihr? Ihr könnt sie doch nicht...", fange ich an, aber Drake sagt schnell:"Wir kümmern uns später um sie. Ich bringe dich jetzt in dein Zimmer."

Ich gehe erstmal Duschen und setzte mich aufs Bett.

'Ich bin völlig fertig. Was ist jetzt verdammt nochmal mit meinen Eltern? Wieso musste ich zu gucken wie sie ermordet wird? Wieso tun sie mir das an? Wieso bin ich hier?'

Ich schreie laut auf und boxe in mein Kissen. Ich liege auf dem Bauch und vergrabe mein Gesicht. Und so versuche ich mich zu entspannen. Ohne Zeitgefühl. Ohne Hoffnung hier je wieder rauszukommen. Ohne jemanden, der mir helfen kann. Langsam aber sicher werde ich verrückt. Das schlägt alles auf meine Psyche, aber letztendlich schlafe ich ein. Aber wieder einmal hindert mich ein Traum an einem ruhigen und friedlichen Schlaf.

Entführt, verprügelt, missbraucht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt