Kapitel 5

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Ich befinde mich in meinem Zuhause. Hier ist meine Mum und mein Dad. Wir sitzen an einem Tisch und Frühstücken in unserem Garten. Wir lachen, machen Blödsinn und haben Spaß wie immer. Es ist ein wunderschöner Tag, denn die Sonne scheint und es ist ein klarer wolkenloser Himmel.
"Schätzchen, du weißt, dass wir dich lieben?", fragt mein Vater plötzlich. Ich nicke. "Aber du bist bald nicht mehr bei uns. Und wir genießen dann mal die Ruhe. Du wirst ja in den Urlaub fahren.", sagt meine Mutter. Ich will ihnen sagen, wo ich wirklich bin und was passiert, aber stattdessen sage ich:"Ja und ich werde sehr viel Spaß haben.". Ich lache und umarme sie. 'Wieso sag ich sowas? Wieso kann ich nicht sagen, was wirklich passiert?'. Auf einmal wird der Himmel schwarz. Unser schöner Garten verändert sich. Der Rasen trocknet aus und die Blumen gehen ein.
"Mom, Dad was passiert hier?", frage ich ängstlich. Sie schauen mich aber nur an. Ich schaue hoch in ihre Gesichter. Sie sehen so aus als hätten sie einen Autounfall gehabt. Überall schrammen. Mein Dad hat ein großen Glassplitter in seiner Brust und meine Mom hat eine große Platzwunde am Kopf. Erschrocken trete ich ein paar Schritte zurück. Doch desto weiter ich weggehe desto näher kommen sie. Ich will wegrennen, aber ich kann es nicht. Ich bleibe stehen, bin starr vor angst. Ich will nicht in ihre Gesichter sehen, aber ich kann nicht anders. Kann mich nicht bewegen. "Es ist deine Schuld!", höre ich ein leises flüstern sagen. Ich kann weder sprechen noch schreien. Meine Eltern sind plötzlich verschwunden und ich bin allein. Alles ist schwarz um mich herum.
Ich sehe ein Auto. Es ist gegen einen Baum gefahren und liegt auf dem Rücken. Es hat sich wohl ein paar mal gedreht und ist anschließenden gegen den Baum geknallt.
Mein Herz rast wie verrückt. Doch dann erscheint eine Gestalt weit weg von mir. Ich renne auf sie zu, komme aber nicht näher. Es ist, als laufe ich auf der gleichen Stelle. Prompt bleibe ich stehen. "Was ist hier los?", schreie ich laut, aber statt ein Schreien ist es ein leises Hauchen. "Es ist alles deine Schuld! Deine Eltern sind tot! Du bist bald tot! Alle werden wegen dir Sterben!", brüllt eine Stimme. "Halt die Klappe.", flehe ich sehr leise, "Ich will hier weg. So weit weg wie möglich. Ich will nach Hause. Meine Eltern sehen.". Jetzt breche ich zusammen und falle zu Boden. "Du wirst deine Eltern nie wieder sehen. Du bleibst für immer eine Gefangene.", jetzt lacht die Stimme. Aber, nein. Es ist kein vernünftiges Lachen, eher ein krankhaftes Lachen. Ein böses Lachen. "Wir sehen uns bald wieder, Catherine.", sagt die Stimme.

Mit einem Mal öffne ich meine Augen und setze mich auf. Ich schaue verwirrt durch die Gegend und versuche immernoch zu realisieren, was ich gerade geträumt hatte. 'Zuerst schien er so schön zu sein, aber dann verwandelte er sich in einem Alptraum. Aber was hat er zu bedeuten? War das eine Vision? Oder ist es schon passiert? Oder wird es noch passieren?'. Mir kommt eine Träne, welche ich augenblicklich wegwische. 'Ich muss meine Eltern kontaktieren. Jedoch, wie? Sie werden mir unter gar keinen Umständen ein Telefon geben. Ich muss betteln, flehen und ich werde sagen ich tue alles was sie wollen. Meine einzige Chance.' Ich schaue auf die Uhr, die sich neben meinem Bett befindet. Es ist 9:30 Uhr. 'Wann werden sie mich wohl wecken? Woher bekomme ich Klamotten?' Ich gehe zur Tür und versuche sie zu öffnen. 'Abgeschlossen. Natürlich. Was denn sonst.' Genervt setze ich mich aufs Bett und warte.

Nach einer halben Stunde kommt Drake herein und legt ein Tablett mit einem trockenen Stück Brot und einem Glas Wasser auf den Tisch. "Nur Brot und Wasser also?", frage ich nervös. "Jap. Kannst froh sein, dass du überhaupt ein eigenes Zimmer hast, Cat.", antwortet er und geht raus. "Im Schrank sind übrigens Klamotten.", fügt er noch schnell hinzu. 'Er war so ... kalt gegenüber mir. Was ist los mit ihm?' Ich gehe schnell Duschen und öffne den Kleiderschrank, wo sich nur Kleider drin befinden. Ich entscheide mich für ein kurzes rotes Kleid jedoch ohne Schuhe. 'Super.'

Erneut gehe ich zur Tür und dieses mal ist sie offen. Vorsichtig gehe ich heraus und blicke mich zunächst um. Ich sehe niemanden und laufe durch den Gang. Hier sind sehr viele Türen und da ist die Bibliothek. Ich öffne aber keine einzige Tür, da ich schon genug Ärger habe. Ich sehe eine Treppe die runter führt. Schritt für Schritt gehe ich herunter. Von der Treppe aus kommt man direkt in einem großen Raum, den ich mal als Wohnzimmer einordne. An der Wand steht ein Kamin und davor steht ein Tisch mit einer Zweisitzer Couch und zwei Sesseln. Jemand, den ich nicht kenne, sitzt auf dem Sessel. "H-Hallo?", stottere ich. Keine Antwort. Langsam gehe ich näher heran und tippe dieser Person auf die Schulter. Diese dreht sich um und es ist ein Mädchen. Überrascht schaue ich sie an. Sie sieht fertig und völlig Müde aus. Sie hat ein blaues Auge und Narben an ihren Armen. Sie lächelt Zwanghaft. "Wer bist du?", frage ich ängstlich, aber so leise, dass ich dachte, sie hört es nicht. "Katelyn.", ihre Stimme klingt Trocken, so als hätte sie Tagelang nichts getrunken. Jetzt fallen mir ihre dunklen Augenringe auf und, dass sie an diesem Stuhl gefesselt ist. Erschrocken aber dennoch mitfühlend mache ich mich an ihren Fesseln zu schaffen. "Scheiße, ich krieg sie nicht auf. Weißt du, wo die Küche ist?", flüster ich. Sie zeigt neben die Treppe. Ich renne schnell dort hin und suche nach Messern. Ich renne zu ihr zurück, schneide ihre Fesseln los und helfe ihr zur Couch.

"Was ist mit dir geschehen?", meine Stimme bebt und zittert. "Das kann ich nicht sagen. Ich DARF nicht.", sagt sie ängstlich und sehr leise. Ich erwidere:"Bitte. Ich will dir nur helfen. Warte hier. Ich gehe und suche einen erste Hilfe Kasten.". Ihre Hand bewegt sich schnell zu meinem Handgelenk und sie sieht mich traurig an. Ich setze mich zu ihr.

Eine Stunde sitzen wir schon hier und schweigen. Dann ergreife ich aber das Wort:"Hör zu. Ich werde oder besser gesagt wir gehen jetzt und suchen dir ein Verband und Desinfektionsmittel. Sonst stirbst du noch.".

Anscheind stimmt sie zu, denn sie steht auf. Wir gehen gemeinsam die Treppe hoch zu dem Zimmer, in dem ich geschlafen hatte. Wir verartzten ihre Wunden und ich sage ihr, sie solle sich ins Bett legen.

Ich gehe hinaus, schließe vorsichtig die Tür und stoße plötzlich mit jemanden zusammen. Langsam öffne ich meine Augen. Es ist Jake. "Was machst du hier? Und wo ist das Mädchen, was unten saß, huh?", schreit er mich an. Er sieht wütend aus. Er packt meine Haare und zieht mich die Treppen runter. "Lass mich los!", brülle ich ihn an. Er tut es nicht.

Er zieht mich in dem Raum, wo ich ganz am Anfang war. Ich wehre mich so gut ich kann, aber er ist viel stärker, als ich. Er kettet mich an dem Stuhl. "Wo ist sie?", schreit er, "Wo verdammt nochmal ist sie?". Ich sage nichts und bin nur still.

'Ich sitze wieder hier und wünsche mir nichts sehnlicher, als den tod. Ich wünsche mir zu wissen, wie es meinen Eltern geht. Ob das, was ich geträumt habe Wirklichkeit ist. Oder werd ich einfach nur verrückt?'

Aufeinmal merke ich einen Schmerz in meiner Wange. Er hat mich geschlagen. Wieder mal. "WO IST SIE!?", er wird immer lauter. "Ich hab keine verfickte Ahnung!", schreie ich. "Red nicht so mit mir!", schon wieder holt er aus, aber dieses mal fester. "Was hast du mit ihr vor? Das ist das Mädchen, was auch in meinem Zimmer war. Welche mich wohl angeblich...", er unterbricht mich:"Ja, genau. Sie war es. Sie hat es zugegeben.". Ich werde jetzt auch lauter:"Du hättest das gleiche getan! Stell dir vor du wärst in der gleichen Lage wie sie! Als wenn dus nicht getan hättest!".

Er geht zu einem Tisch und holt ein Skalpell. Meine Augen weiten sich und voller Hass und Angst sehe ich ihn an. Er setzt das Skalpell an meinem Oberarm an und zieht es ein wenig. Er hinterlässt einen kleinen Streifen, woraus sofort Blut kommt. Ein leises Schreien entweicht mir. "Sagst du mir jetzt, wo sie ist?", fragt er böse. "Fick dich! Such sie doch!", sage ich nur. Er schlägt plötzlich mit seiner Faust in meinem Bauch. Sofort huste ich drauf los. Dieser Schmerz war unbeschreiblich. Sowas habe ich noch nie gefühlt. Mir wurde Schwarz vor Augen. "Stopp. Bitte.", flehe ich ihn an. Er schlägt erneut zu. "Sag mir wo sie ist und ich beende es.", triumphierend legt er das Skalpell weg. "DU KANNST MICH MAL!", brülle ich. Er kommt zurück nimmt ein kleines Messer und sticht es in meinem Bauch. "Es steckt drinnen, hat aber nichts wichtiges beschädigt. Ich bin Artzt weißt du. Ich werde sie früher oder später finden.", sagt er und verlässt den Raum.

Jetzt kommen mir die Tränen. Mir wird schwindelig und meine Augen fallen zu. Ich versuche noch mit letzter Kraft meine Arme zu bewegen, da das Messer noch drin steckt. Leise hauche ich:"Es tut mir leid Mom und Dad." und dann schließe ich meine Augen und werde bewusstlos.

Entführt, verprügelt, missbraucht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt