Seitdem ich Louis kenne, läuft einfach alles schief. Ein Ärger kommt nach dem anderen, ein Theater nach dem nächstem.

Auch wenn viele Sachen, die in den letzten Tagen schiefgingen nur Kleinigkeiten waren, wollte ich nur mein altes, normales Leben zurück.

Ein Leben mit Tyler. Ein Leben, in dem meine Oma gerade nicht im Sterben lag. Und vorallem ein Leben ohne den Drogendealer mit den schönen Augen.

Frustriert schüttelte ich den Kopf. Ich wollte seine Augen nicht schön finden, doch wenn man sie erstmal sah, konnte man nicht anders.

Ich hatte solche Augen nie zuvor gesehen. Für einen Moment flackerte das Bild von einem Regal mit einem staubigen Glas, worin sich ein strahlend Hellblaues Auge befand, vor meinem inneren Auge auf. Schnell blinzelte ich es weg.

Seine Augen waren ganz anders. Man konnte nicht genau beschreiben, welche Augenfarbe er hatte. Um seine schwarze Pupille herum zog sich ein Kranz von einem hellem Braun. Dann folgte ein Grau-Blau Gemisch, das denn Rest seiner Iris ausfüllte. Und in diesem Grau-Blau Gemisch versteckten sich winzige, grüne Tupfen. Das heißt man konnte sagen, dass er alle Augenfarben besaß.

Kopfschüttelnd schnappte ich mir meine Teetasse und lief ins Wohnzimmer. Ich wollte jetzt nicht über seine Augenfarbe nachdenken.

Ich setzte mich seufzend auf das Sofa und atmete genüsslich den Geruch von Pfefferminztee ein. Den besten Tee, den man haben kann um sich zu beruhigen. Das hatte Tyler mir früher schon immer erzählt und mittlerweile verstand ich, was er damit meinte.

Tyler.

Was er wohl gerade machte? Lernte er für die Uni? Oder, dachte ich mit einer düsteren Miene, war er wieder feiern? Hat er überhaupt einmal, in der Zeit in der er jetzt da war, an mich gedacht? Weiß er überhaupt schon von unserer Oma?

Der Gedanke, dass er da in den USA Ahnungslos möglicherweise seinen Spaß hatte und hier in England unsere Oma im sterben lag, gefiel mir nicht. Nicht das ich ihm seine Laune verderben möchte, aber ich wusste, dass er unsere Granny genauso lieb hatte wie ich und ich war mir sicher, dass weder Mum noch Dad ihm die Nachricht schon überbracht hatten. Im Bruchteil einer Sekunde entschied ich mich dazu, ihn anzurufen. Eigentlich hatte ich ursprünglich vor gehabt zu warten, bis er endlich anrief, aber ich wollte seine Stimme jetzt hören, auch, wenn ich eigentlich sauer auf ihn war.

Vorsichtig stellte ich die Tasse vor mir auf den Wohnzimmertisch, bevor ich in den Flur schritt und das Telefon holte. Ich wollte nicht von meinem Handy aus mit ihm telefonieren, da ein Anruf vom Handy aus ins Ausland sehr viel kostete.

Noch während ich zurück ins Wohnzimmer lief, tippte ich seine Handynummer ein. Ich musste sie schon so oft wählen, dass ich sie mittlerweile auswendig kannte.

Langsam ließ ich mich wieder aufs Sofa sinken, nervös darauf wartend, wann das nervige Tuten endlich seiner Stimme wich.

Ich wartete eine halbe Ewigkeit und kaute ungeduldig auf meiner Unterlippe herum, doch das Tuten hörte nicht auf.

Gerade, als ich enttäuscht wieder Auflegen wollte, ertönte eine verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung.

"Watson?", ein gähnen folgte kurz darauf.

Schuldbewusst schaute ich auf die Uhr im Wohnzimmer. Ich hatte die Zeitunterschiede völlig vergessen. Bei ihm musste es jetzt mitten in der Nacht sein.

"Hey...", ich räusperte mich, weil meine Stimme sich merkwürdig heiser anhörte.

"Ich bin's, Faye. Tut mir leid, dass ich mitten in der Nacht anrufe. Ich hab's vergessen.", murmelte ich hinterher.

Danger ↣ l.tWhere stories live. Discover now