Kapitel 4

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Jack wurde bereits bei Grams untergebracht und ich wollte später nach ihm sehen. Ich stand vor der Einfahrt und starrte ins Nichts, während meine Eltern und der Taxifahrer den Kofferraum mit ihrem Gepäck beluden. Ich schaute zu ihnen herüber und beobachtete das Geschehen. Und dann geschah etwas völlig Unerwartetes. Der Taxifahrer zwinkerte mir zu. 

Wie alt war der Mann? Fünfzig, sechzig? 

Angewidert drehte ich meinen Kopf schnell weg. 

Nachdem meine Eltern das Auto beladen hatten, kamen beide auf mich zu, um sich von mir zu verabschieden. Sie sahen glücklich aus und ihre Augen strahlten. Man sah ihnen an, wie sehr sie sich auf den bevorstehenden Urlaub freuten. Und da machte sich langsam ein Funken Verständnis in mir breit. Dad war so oft auf Geschäftsreise, sodass sich die beiden nur selten sahen. Vielleicht wollten sie auch einfach mal dem Alltagsstress entfliehen und gemeinsam etwas Schönes erleben.

 ,,Scarlett, deine Mom möchte mit dir reden. Sie, ehm...ich lass euch dann mal kurz alleine." Mein Dad ging auf den Taxisten zu und leitete ein Gespräch mit ihm ein. Ich verstand nur einzelne Wortfetzen wie Stau, anderer Weg, Bauarbeiten

Die Sonne brannte auf meiner Haut und Schweiß perlte mir von der Stirn ab. Ich wusste ganz genau, worüber Mom jetzt mit mir reden wollte.

 ,,Liebling, wir werden dich regelmäßig anrufen. Setz das Haus bitte nicht in Brand, okay?" 

Ich musste lachen.

 ,,Und lass dich nicht schwängern." Ihre Miene war ernst.

 Jup, der Sexvortrag, wusste ich es doch. 

,,Immer schön verhüten. Ich bin noch viel zu jung für Enkel und Enkelinnen." 

,,Mom, ich habe gar nicht vor, mich schwängern zu lassen."

 Dad schaute zu uns herüber und als ich ihn dabei ertappt hatte, drehte er sich schnell und peinlich berührt weg. Er wusste definitiv über den Sexvortrag bescheid. 

,,Du bist ein vernünftiges Mädchen, das weiß ich. Ich hab dich ja so lieb, Scarlett." Sie nahm mich in ihre Arme und ich atmete ihren Geruch ein. Sie muss ein blumig duftendes Parfum aufgetragen haben. Der Duft gefiel mir. Sie gab mir noch einen liebevollen Kuss auf die Wange, ehe mein Dad kam, um sich von mir zu verabschieden. 

,,Pass auf dich auf und setz das Haus nicht in Brand, okay?" Hey, das gleiche hat Mom zuvor auch gesagt. Glaubten die beiden wirklich, dass ich das Haus in Brand setzen würde? 

Na ja, bei deiner Tollpatschigkeit weiß man ja nie, neckte mich meine innere Stimme.

,,Und ruf an, wenn was ist." Er sah mich an und geblendet von der Sonne hielt er sich die Hand vor die Stirn.

 ,,Mach ich," antwortete ich. 

Und so stiegen meine Eltern in das Taxi. Sie winkten mir noch ein letztes Mal  durch die Fensterschreibe zu, ehe das Taxi mit quietschenden Reifen aus der Ausfahrt bog und davonbrauste. Ich stand weiterhin in der Einfahrt, die Sonnte brannte immer noch auf meiner Haut und ich fühlte mich irgendwie zurückgelassen. Mein Blick verweilte noch einige Sekunden auf die leere Straße, ehe ich mich umdrehte und zurück ins Haus ging.

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Ich band meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, trug etwas Lipgloss auf und schlüpfte in mein rotes  Lieblingssommerkleid. Es war luftig und passte perfekt zu meinen braunen Augen und Haaren. Ich betrachtete mich im Spiegel und musste feststellen, dass mir der Pferdeschwanz doch nicht gefiel und mir das Kleid nicht so gut stand, wie sonst. 

The mysterious oneWhere stories live. Discover now