Kapitel 1

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Ich war über das Wochenende bei meiner Grams. Wir saßen gemütlich auf dem Sofa, unterhielten uns, tranken Tee, aßen leckere Vanillekekse und schauten dabei The Simpsons.

Meine Grams lebt alleine. Mein Großvater Derek ist mit fünfundfünfzig Jahren gestorben, da er durch das zu viele Rauchen Lungenkrebs bekam. Ich kannte ihn nicht, denn er starb kurz vor meiner Geburt. Seitdem sind siebzehn Jahre vergangen.

Meine Grams ist eine starke Frau. Mit ihren achtundsechzig Jahren ist sie noch voller Lebensfreude, voller Energie. Und das obwohl ihr Ehemann tot ist. Sie unternimmt sehr gerne was, geht gerne shoppen, trifft sich mit ihren Freundinnen und ist ständig am Verreisen.

Ich nahm mir noch einen ihrer leckeren Kekse und biss hinein.

,,Mhmm Grams, deine Kekse sind ja sowas von legga."

Im Ernst, ich liebe ihre Kekse.

,,Mit vollem Mund spricht man nicht, meine Liebe," stachelte sie mich an.

Ich musste mir ein Lachen verkneifen.

,,Wie geht es eigentlich deinem lieben Freund? Ich habe den Burschen seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen." Sie lachte herzlich und strahlte über das ganze Gesicht.

,,Grams...Grayson und ich, eh...also, wir sind schon lange nicht mehr zusammen. Es ist aus zwischen uns."

Ich erzählte ihr, dass ich ihn dabei erwischt hatte, wie er vor meinen Augen ein anderes Mädchen geküsst hatte. Offenbar hatte meine Grams in der Zeit als sie in Neuseeland war so einiges verpasst.

Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. ,,Ist aber nicht weiter schlimm, bin drüber hinweg. Ehrlich. Er war ohnehin nicht der Richtige für mich."

Ich verschwieg ihr, wie viel Schmerz ich nach unserer Trennung erleiden musste. Ich war nicht mehr ich selbst und hatte den absoluten Tiefpunkt erreicht. Grayson tauchte einige Tage nach der Trennung bei mir auf und wollte es wieder bei mir gut machen, aber ich konnte und wollte ihm nicht verzeihen.

Warum denn auch? Die Person, von der ich am wenigsten erwartet hatte, mich zu hintergehen, hat es letztendlich doch getan.

,,Oh, und ich dachte dieser Grayson wäre ein gesitteter und anständiger junger Mann." Sie runzelte die Stirn.

,,Und du bist dir wirklich sicher, dass du über ihn hinweg bist?" fragte sie mit einem Hauch Zweifel in der Stimme.

,,Ja Grams, das bin ich." Ich mühte mich mit einem Lächeln ab, woraufhin sie meine Hände in ihre nahm.

,,Scarlett, du bist ein tolles Mädchen. Ich bin ja so stolz auf dich. Ich kann nicht glauben, wie groß du geworden bist. Und wie hübsch du doch bist. Du kommst ja ganz nach mir."

Ich musste lachen. Das war meine Grams. Eine selbstbewusste Frau, die sich auch in alten Jahren schön fand und das Leben mit positiven Augen betrachtete. Man könnte schon sagen, dass sie mit sich selbst und ihrem Umfeld im Reinen war.

,,Und jetzt lass uns weiter The Simpsons gucken," fügte sie schließlich hinzu.

Und so schauten wir den restlichen Abend The Simsons, bevor sie ins Bett ging.

,,Scarlett Schätzchen, du weißt, dass du es dir oben in deinem Zimmer gemütlich machen kannst. Ich bin eine alte Lady, die ihren Schlaf jetzt braucht, wenn sie morgen früh nicht mit tiefen Augenringen und zwei Falten mehr aufwachen möchte."

Ich war die letzten Jahre so oft bei meiner Grams, dass sie das ehemalige Büro meines Großvaters in ein Schlafzimmer umgestaltet hat.

Mein Schlafzimmer.

The mysterious oneWhere stories live. Discover now