[50] Die Entscheidung

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Einige Minuten saßen sie so auf dem Boden, als ein ungläubiger Aufschrei erklang. Hermine war aus der magischen Ohnmacht erwacht, ihr Blick hetzte zwischen ihrem Zauberstab neben Astoria und der Leiche ihres Freundes hin und her, als weigerte sie sich, das Offensichtliche zu erkennen. Langsam löste sich Harry aus Dracos Umarmung und wankte auf Hermine zu. Ohne etwas zu sagen schloss er sie in die Arme, das Mädchen erwiederte die Umarmung verzweifelt, gemeinsam standen sie in dem staubigen Raum und weinten hemmungslos. Draco fühlte sich außen vor, ein unerwünschter Eindringling. Ja, er hatte Ron gekannt, doch er war nicht Jahre mit ihm befreundet gewesen. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken was die drei zusammen durchgemacht haben mussten. Wie konnte er es sich überhaupt anmaßen, in diese Vertrautheit einzudringen, sein Leben über das von Ron zu stellen? So leise wie er konnte stand er auf und verließ den Raum. Er wollte die zwei nicht weiter in ihrer Trauer stören.
Mit großen Schritten lief er den Hang nach Hogwarts hinauf, die frische Luft brannte in seinen Lungen. Alle Energie war aus seinem Körper gewichen, beinahe vermisste er das vertraute Gefühl der dunklen Macht in seinem Inneren. Er wollte nur noch weg, weg von der heulenden Hütte, weg von Voldemort, ja, sogar weg von Harry. Harry brauchte grade niemanden außer Hermine, das war ihm klar. Draco wollte einfach alleine sein, doch selbst das wurde ihm nicht vergönnt. In dem Moment, in dem er das Eingangstor durchqueren wollte, kam ihm Pansy entgegen. Überrascht kam sie auf ihn zu. 》Draco, was ist los? Du siehst furchtbar aus!《 Ein paar Sekunden starrte er sie einfach nur an, dann umarmte er sie wortlos. 》Ich habe jemanden getötet.《, murmelte er in ihre dunklen Haare. 》Ich habe einfach den Zauberstab auf sie gerichtet und Avada Kedavra gesagt. Und jetzt ist sie tot!《 Seine Stimme kippte. Pansy strich ihm beruhigend über den Rücken, stellte keine Fragen. Sie war einfach nur da, und das beruhigte ihn. Seit dem letzten Jahr war Pansy eine Art Familienersatz für ihn geworden, das wurde ihm erst in diesem Moment klar. Er hatte die ganze Zeit nur über Harry und Voldemort nachgedacht, dass er Pansy völlig aus den Augen verloren hatte.
Vorsichtig schob sie ihn etwas von sich. 》Draco, du musst mir nichts erzählen, aber...《 Sie stockte kurz. 》Ich habe deine Blicke gesehen, mit denen du Potter verfolgst. Aber wenn du Ginny...《 Draco starrte sie ungläubig an, dann begann er zu lachen. Es war kein glückliches Lachen, aber er lachte.
Schließlich begann er zu erzählen: Von Voldemorts Auftrag im sechsten Jahr, über den Horkrux, die Küsse mit Harry, Bane, dem Abend auf dem Turm, bis hin zu Voldemorts Machtübernahme und Astorias und Rons Tod in der heulenden Hütte. Während seines Monologs waren Pansys Augen immer größer geworden, doch sie unterbrach ihn nicht. Als er geendet hatte, stieß sie ihn gegen den Arm. 》Du gehst jetzt zurück in diese Hütte und tröstest Potter, du Idiot.《, bestimmte sie. 》Wenn du jetzt nichts machst, wird nie etwas geschehen, also mach schon. Ich suche Daphne und versuche sie vorsichtig auf den Tod ihrer Schwester vorzubereiten.《 Sie schubste ihn noch einmal in die entsprechende Richtung, dann verschwand sie im Schloss.
Draco lief los, erst langsam, dann immer schneller. Schließlich rannte er durch den Gang, mehrmals stolperte er beinahe. Kurz vor der Tür stoppte er kurz. Wenn er jetzt diesen Raum betrat, gab es kein zurück mehr. Noch konnte er ignorieren, was in den letzten Wochen passiert war, sagen, Voldemort wäre die ganze Zeit in ihm gewesen und er hätte nichts gewollt.
Er sog einmal tief Luft ein, dann öffnete er die knarzende Tür, Hermine und Harry sahen ihn verwundert an. Draco räusperte sich unwohl und öffnete den Mund, um etwas sagen, doch er schloss ihn wieder. Ehe er sich um entscheiden konnte lief er auf Harry zu und küsste ihn, die Entscheidung war getroffen. 》Ich liebe dich.《, flüsterte er und Harry schloss die Augen. 》Ich liebe dich auch.《, hauchte er.

Der achte Horkrux [Drarry]Where stories live. Discover now