a week - [chapter 26]

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Still schweigend saß ich vor dem Kamin im Wohnsaal und sah dem knisternden Feuer zu, wie es immer wieder zuckte, größer und kleiner wurde. Meine Augen waren träge und immer noch rot, von der Müdigkeit und den Tränen, die ich noch nichtmal zwanzig Minuten zuvor verlor. Die wärme umhüllte mich und meinen eiskalten Körper.

In einer Woche würde Weihnachten sein und ich müsste mich wieder im Anzug meiner gesamten Familie präsentieren, obwohl ich nichtmal gläubig bin. Doch meine Eltern versuchten mir den Christentum in meinen Kopf zu prügeln, bis ich im Endeffekt einen auf religiös vorgaukelte. Aber Weihnachten ist eh nicht mehr für die Geburt Christus, sondern für Geld ausgeberei.

Doch meine Gedanken schweiften wieder zu den Jungs. Was sie wohl machen? Ob es ihnen gut geht? Ich hoffe es und wie sehr ich das tue!

Mein Körper sehnte sich nach der Berührung von Anonymous, als er mich berührte an dem Tag, wo er mir bei meiner Flucht helfen wollte. Ich stellte mir vor, wie ich in seinen Armen liege, meine Augen geschlossen und es genieße wie seine Hand durch meine Haare fährt und diese perfekte Frisur zerstörte. Wie traumhaft es doch sein würde, wenn ich in seinen Armen einschlafen und wieder aufwachen würde.

Doch wieso denke ich an sowas? Warum erhoffe ich mir das?

Wieso macht mich seine Anwesenheit so verrückt, so süchtig? Warum ist er für mich so ein Mysterium, was ich unbedingt lösen will? Warum will ich überhaupt seine geheimnisvolle Art enträtseln?

Mein Blick schweifte vom mittlerweile erloschenem Kamin zum Fenster, raus ins freie. Meine müden Augen versuchten etwas in der Weite zu erkennen, aber ich hatte meine Kontaktlinsen nicht an und meine Brille war oben. Deshalb formte ich meine Augen zu Schlitzen und versuchte etwas zu sehen, bis ich einen dunkelsten Schatten im Schnee erkannte.

Ich war mir aber nicht sicher, ob ich das wirklich sah, da ich alles verschwommen sah.

Traurig seufzte ich und schaute wieder auf das mittlerweile wieder brennende Feuer, da Maria Holz in den Kamin getan hatte. Die Decke ummantelte mich und ich kuschelte mich tiefer in sie.

Ich wollte schlafen, meine Augen ausruhen lassen. Mich entspannen, doch es würde nicht gehen. Ich konnte einfach nicht schlafen.

Wenn ich es versuchte wollte es nicht funktionieren, da alle Bilder von den Jungs und Anonymous vor mein Auge sprangen und mich wach hielten. Die mich traurig machten, da meine Sehnsucht zu ihnen immer größer wurde als ohne hin schon.

Ich kannte die Jungs drei Tage und dennoch sind sie ein großer Teil meiner Erinnerung geworden. Doch ich wollte nicht, dass sie eine Erinnerung werden. Ich kann nicht ohne sie, ich wollte nicht.

Und Anonymous? Der Mann mit den wunderschönen grün-blauen Augen, die mich hasserfüllt gemischt mit einer anderen Emotion musterten. Seinen vollen Lippen, die mich verrückt machten und seine Haare, die kreuzt und quer auf seinem Kopf lagen und das Gegenteil von meinen waren.

Doch diese Sehnsucht und Verlangen war bestimmt nur einseitig. Für die Jungs bin ich nur der reiche Thaddeus Tjarks, der ihnen Geld versprochen hatte, aber abgehauen ist. Der, der Grund dafür ist, dass sie keine Arbeit haben. Der, der das totale Gegenteil von ihnen ist.

Und wieder wurden meine Augen gefüllt mit Tränen, die meine Wange runterliefen.

Anonymous | Tardy FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt