15 - [Nächtliche Gespräche]

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"Scarlett!" Ich wurde durch ein heftiges Rütteln geweckt. Müde sah ich hoch. Mein ganzes Gesicht klebte. Ich musste geweint haben. Oder weine ich etwa noch immer? Verwirrt versuchte ich mich auf den mich schüttelnden Menschen zu konzentrieren. Ich brauchte ein paar Sekunden bis ich das Gesicht erkannte.

Matt stellte mich gegen meinen Willen wieder auf die Beine und geleitete mich mit zum Barhäuschen, wo er mich schließlich auf einen Stuhl platzierte.

"Was kann ich euch bringen?"fragte der Barkeeper, der hektisch im Häuschen herumtanzte.

"Zwei Wasser."bestellte Matt und warf mir einen resignierten Blick zu. Ich wollte mich aufregen, doch bekam keinen Ton heraus. Ich war einfach zu Müde.

Seufzend lehnte ich mich auf Matts Schulter.

"Du lehnst dich sicher nicht mit deinem dreckigen Gesicht an mein sauberes Hemd."beschwerte er sich und setzte mich wider aufrecht hin. "Wie viel hast du getrunken?"

Ich versuchte mich daran zu erinnern, wusste jedoch ab 3 nicht mehr weiter.

"Zu viel."antwortete ich empört von mir selbst.

"Hier, trink erst mal." Matt reichte mir ein Glas Wasser welches ich dankbar entgegen nahm.

Er wartete eine Weile bis ich das ganze Glas geleert hatte. Dann fragte er ernsthaft besorgt "Was ist los, Scarlett?"

Ich versuchte ein paar Sekunden ernst über die Frage nachzudenken, doch entweder war ich zu betrunken oder ich wusste es einfach nicht.

Ich zuckte mit den Achseln. "Ich weiß es nicht. Ich hab wohl zu viel getrunken." Ich drückte meine Hand auf meine schmerzende Stirn und gähnte.

"Komm mit! Wir gehen jetzt nach Hause!" Matt half mir vom Stuhl auf und führte mich Richtung Ausgang. Kurz bevor wir dort ankamen, fiel mir ein, dass ich nicht allein gekommen war.

"Drew."sagte ich wie in Trance.

"Wie bitte?" Ich drehte mich um und versuchte den rothaarigen Jungen in der Menge zu entdecken. Ein Stück von der Tanzfläche entfernt war alles übersichtlicher. Trotzdem war es hoffnungslos hier nach jemanden zu suchen.

"Der findet schon allein nach Hause." Matt packte mich am Arm und zog mich weiter. Wiederstandslos trottete ich hinter ihm her. Im diesem Moment überwog die Müdigkeit einfach mein Bedürfnis Drew Bescheid zu sagen. Wie Matt sagte, der findet schon allein nach Hause.

Als wir die Party verlassen hatten, rief Matt uns ein Taxi. Fertig ließ ich mich auf eine Stufe fallen und legte meinen Kopf in die Hände.

"Schlaf ja nicht schon wieder ein!"befahl Matt. Ich nickte, was in der Dunkelheit aber sowieso nicht sichtbar war.

"Wie spät ist es?"fragte ich und bemerkte erstmals das Lallen in meiner Stimme. Ich sah, wie Matt sein Handy heraus nahm. Sein Gesicht wurde vom Licht seines Handys gespenstisch erleuchtet.

"Halb 11. Wir müssten eigentlich schon im Zimmer sein."sagte er mit strengem Blick. Er schien sich jedoch selbst nicht schuldig zu fühlen.

"Ich hab aber eine Erlaubnis."grinste ich. Wer war jetzt schuldig?

"Vielleicht für die Zeit, aber sicher nicht für Alkohol."

Wo er recht hat, hat er recht, seufzte ich innerlich.

Wir mussten ein paar Minuten warten bis das Taxi vorfuhr. Lauter lachender und schreiender Leute gingen beziehungsweise stolperten an uns vorbei. Manche hatten noch immer ein Getränk in der Hand, das sie gierig in sich hinein schütteten. Es schüttelte mich beim Gedanken, das ich noch vor wenigen Minuten gleich ausgesehen hatte.

YellowWhere stories live. Discover now