Clyde

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Erschrocken fuhr ich herum. Oben auf der Anhöhe stand ein Mann mittleren Alters. Seine Haut war braungebrannt und seine schwarzen Haare gestylt. Ein bisschen erinnerte er mich an Christoph Waltz mit seinem durchdringenden Blick und dem fiesen Grinsen.

„Und du musst Lizza sein", stellte er fest, während er die Treppe zur Lagerhalle hinunterschritt. Er musterte mich aufmerksam. „Freut mich dich kennenzulernen." Ich schnaubte. „Diese Freude bleib leider nur einseitig", entgegnete ich und fokussierte die Männer, die sich nun gleichmäßig im Raum verteilten. Einige von ihnen hatten ihre Kapuzen ins Gesicht gezogen.

Er lachte. „Und du bist also das kleine Mädchen, das Jason den Kopf verdreht hat", stellte er fest und musterte mich von oben bis unten. Verwirrt schaute ich zu ihm hoch. „Wie meinen sie das? Zwischen Jason und mir ist nichts!" Er schmunzelte. „Wieso sonst sollte Jason dich freilassen? Glaubst du es macht wirklich einen Unterschied für ihn, ob ein Mädchen es verdient hat eingesperrt zu sein oder nicht?"

Darauf wollte er hinaus!

"Naja, vielleicht besitzt er im Gegensatz zu ihnen ein Gewissen!", zischte ich.

Der Mann lachte, wenn möglich, noch stärker. Ich funkelte ihn wütend an.
"Wer sagt denn, dass ich kein Gewissen habe?", fragte er herausfordernd und stützte sich an der Lehne des Stuhls ab. Er war zu nah. Viel zu nah. Ich zuckte mit den Schultern.

"Nun ja, kein Mensch mit einem halbwegs reinen Gewissen entführt ein unschuldiges Mädchen - zweimal wohlbemerkt! - und sperrt es in eine heruntergekommene Lagerhalle. Kommen sie, haben sie nichts besseres gefunden?", sagte ich gespielt lässig, doch in Wahrheit rutschte mir das Herz gerade ziemlich tief in die Hose, wenn nicht sogar in den Schuh.

Sein Grinsen wurde bedrohlicher und er stieß sich schwungvoll, jedoch elegant von der Lehne ab. Der Stuhl kippte dabei gefährlich weit nach hinten, sodass mein Herz sich nun definitiv auf Schuhsohlenhöhe befand.

"Ich weiß schon, warum Jason sie mag!", rief er in die Runde. Die Männer verzogen ihren Mund zu einem hämischen Grinsen. "Weißt du Lizza, du gefällst mir. Ich finde es fast schon schade, dass es so weit kommen musste. Aber es kränkt mich, dass du dir so schnell ein Bild über mich gemacht hast", witzelte er.

Ich wünschte mir in diesem Moment nichts sehnlicher, als ihm seine hämische Visage zu polieren, auch wenn meine Reaktion ziemlich lebensmüde war. Ich sollte Angst haben, dessen war ich mir durchaus bewusst, aber ich hatte keine Lust mehr kleinbei zu geben.

"Vielleicht hätte ich ja ein anderes Bild von ihnen, wenn sie mir zur Abwechslung mal ihren Namen verraten würden", versuchte ich das Thema zu wechseln. Er bedachte mich mit einem langen, nachdenklichen Blick.

"Weißt du Lizza, du bist sehr mutig. Also gut, mein Name ist..."

Weiter kam er nicht, da von außen gegen die Tür gehämmert wurde. Sein Gesicht zeichnete ein zufriedenes Grinsen ab, dann schaute er wieder zu mir.

"Entschuldige mich bitte", entgegnete er und verschwand in dem dunklen Teil der Halle. Im nächsten Moment wurde die Tür aufgestoßen. Einer der Männer hatte den Riegel gelöst.

"CLYDE!", donnerte Jason, der nun in der Tür stand. Ich stockte. Das lief eindeutig in die falsche Richtung!

Wütend ließ er seinen Blick durch die Halle schweifen. Als er mich sah, verfinstert sich sein Blick noch mehr.

"Was machst du hier?", knurrte er und ließ seinen Blick wieder durch die halbdunkle Lagerhalle schweifen.

"Ach weißt du, ich hänge hier nur ein wenig mit meinen neuen Freunden ab", fauchte ich zurück.

"Das ist nicht lustig!", entgegnete er.

"Oh ich finde das alles sehr lustig! Lizza war, während ihres Aufenthaltes schon sehr unterhaltsam für uns gewesen", ertönte Clydes Stimme hinter mir.

"Was macht sie hier? Sie hat nichts damit zu tun?", donnerte Jason und verengte seine Augen zu schlitzen.

"Sie macht dich schwach, Jason!", rief er und ging näher auf Jason zu. Jason schüttelte den Kopf. "Du irrst dich. Sie hat nichts damit zu tun!"

"Wenn da so ist, hast du je sicher nichts dagegen, wenn wir sie einfach beseitigen?", entgegnete Clyde mit einem fiesen Grinsen.

Jason zuckte mit den Schultern und sah mich lange an. "Sie bedeutet mir nichts!" Ich schluckte. So fühlte es sich also an, wenn einem das Herz gebrochen wurde. Clydes Grinsen verfestigte sich, als er seinen Männern ein Zeichen gab. Dann ging alles ganz schnell.

Blitzartig zogen die Männer einige Pistolen hervor und ich fühlte wie einer der Männer sie an meinen Hinterkopf presste. Dann ertönte ein Knall und im nächsten Moment wurde mir schwarz vor Augen...

Maid ReluctantWhere stories live. Discover now