Nackte Tatsachen

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Ich sah sie erschrocken an. "Aber wieso? Das... Joanne ist in Gefahr!", rief ich panisch. Ashley nickte. "Ich weiß... Er wird wahrscheinlich wegen guter Führung eine Kürzung der Haftzeit bekommen. Joanne und ich überlegen schon, ob sie eine Zeit lang untertauchen sollte", erklärte sie. Ich starrte sie einfach nur an.

Besser wäre es. Joanne hatte vor einem Jahr ihren Bruder angezeigt. Er hatte sich in das System der örtlichen Polizei gehackt und sie hatte Wind davon bekommen. Es war ein schwerer Schritt für sie gewesen, aber sie hatte das richtige getan. Als ihr Bruder das mitbekam, schwor er seiner Schwester Rache. Wie es aussieht wird er die nun wohl bekommen.

"Lizza? Ich weiß du machst dir Sorgen um sie, aber du siehst echt nicht gesund aus. Was ist denn los?", unterbrach Ashley meine Gedanken. Ich zuckte mit den Schultern. "Wir sollten zurück gehen, wir sind schon zu lange weg", entgegnete ich und tappte den Flur entlang zum riesigen Garten des Hauses.

Ich musste einen Weg finden Joanne zu helfen! Die Frage war bloß wie? Jason würde es nicht erlauben, wenn ich das Anwesen verlassen wollen würde. Ashley hatte nun eine Beziehung, was bedeutete, dass sie auch dort nicht unter kommen konnte. Sie würde sich wohl oder übel ihrem Bruder stellen müssen.

Wenn ich Glück habe, dauerte es noch ein paar Monate, bis ihr Bruder freikam. Dann hätte ich meinen Teil des Deals erfüllt und könnte endlich Jasons Anwesen verlassen. Ich seufzte. Ich mache mir wirklich zu viele Gedanken.

Leider merkte ich erst viel zu spät, dass eine Person den Weg versperrte, weshalb ich direkt in sie hineinstolperte. Erschrocken sah ich auf und blickte in ein paar dunkelbraune Augen die mich vernichtend ansahen. Die hatte mir gerade noch gefehlt!

"Na sieh mal einer an, wenn das nicht die kleine Lizza ist", sagte Mariah freundlich. Doch irgendwie kam es für mich eher wie eine Drohung rüber. "Mariah, es tut mir leid. Können wir es dabei belassen und du lässt es sein meine Nerven unnötig zu strapazieren?", entgegnete ich genervt und wollte schon wieder verschwinden, als ihre Stimme mich zurückhielt.

"Was sagt dein Papi eigentlich dazu, dass du Jason so schamlos ausbeutest? Oder ist er schon daran gewöhnt, dass du für Geld alles tust?", fragte sie belustigt. Wütend fuhr ich herum. "Was hast du da eben gesagt?"

Es gab nicht viele Dinge, die mich wirklich die Geduld verlieren lassen. Aber Mariah hatte gerade meinen wohl wundesten Punkt getroffen. Mein Vater war Soldat und starb bereits, als ich noch ein kleines Kind war. Es war damals nicht leicht gewesen für meine Mutter, sich ein neues Leben aufzubauen, zudem sie auch noch eine fünfjährige Tochter zu erziehen hatte. Und doch wagte es diese Frau etwas über meinen Vater zu behaupten, der wahrscheinlich mehr in seinem Leben geschafft hatte, als sie je erreichen wird.

Ein breites Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit, als sie meinen wütenden Blick bemerkte. "Habe ich gerade einen wunden Punkt getroffen?", fragte sie spöttisch. "Wirst du gleich weinend zu deinem Papi rennen?"

*klatsch*

Ruckartig flog Mariahs Kopf nach rechts und ihre schwarzen Haare hingen ihr ins Gesicht, wodurch ihre gerötete Wange verdeckt wurde. Langsam wandte sie ihren Kopf wieder in meine Richtung und ich starrte erschrocken auf meine Hand, als wäre sie ein fremdes Wesen, das an meinem Körper hing. "Das wird dir noch leid tun", zischte sie und griff nach meinen Haaren, die immer noch in einem Pferdeschwanz steckten. Ich schrie erschrocken auf, als sich der Druck auf meine Kopfhaut verstärkte.

Hastig befreite ich mich aus ihrem Griff und betrachtete das kleine Haarbüschel in ihrer Hand. Automatisch griff meine Hand nach der schmerzenden Stelle.

"Ich glaube, ich habe mich geirrt", entgegnete Mariah schließlich. "Dein Vater muss anscheinend ein Fabel für unartige Frauen gehabt haben." Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten. "Jetzt reicht's!", knurrte ich und schluckte die Tränen hinunter, die sich in meinen Augen sammelten. Doch noch ehe ich reagieren konnte, zogen mich zwei starke Arme in eine tröstende Umarmung. 

Das brachte meinen Wall endgültig zum brechen. Ich begann zu weinen wie ein Wasserfall und klammerte mich hilflos an Jason, obwohl er eigentlich der letzte war, den ich im Moment sehen wollte. Abgesehen von Mariah!

Beruhigend streichelte er mir über den Rücken und warf Mariah einen vernichtenden Blick zu. Diese sah so aus, als hätte jemand ihr einen kräftigen Tritt in die Magengrube verpasst. "Komm wir gehen", flüsterte er sanft in mein Ohr. Ich nickte und fand mich schon im nächsten Moment in Ashleys Armen wieder. Diese sah so aus als würde sie Mariah am liebsten umbringen. Nick stand etwas abseits und beobachtete das ganze verunsichert.

"Ist schon okay", entgegnete ich Ashley schließlich und versuchte meinen Tränenfluss so gut es ging zu stoppen. Jedoch liefen mir ab und zu immer noch ein paar Tränen die Wange hinab. Im nächsten Moment stand Jason neben mir und legte schützend einen Arm um mich, während er mich Richtung Ausgang bugsierte. Plötzlich hielt er inne.

"Ach ja, Mariah!", sagte er ruhig und wandte sich der angesprochenen zu. Diese sah interessiert auf und ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. "Bevor du das nächste Mal jemanden grundlos beschuldigst für Geld alles zu machen, denk mal darüber nach, was du die letzten sechs Jahre lang gemacht hast!"

Mit diesen Worten wandte er sich wieder mir zu und geleitete mich zu seinem Auto.

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So ihr da draußen! :)

Da ist das Kapitel, was ihr euch so sehr gewünscht habt. Es tut mir leid, wenn es euch zu lange dauert, aber ich habe im Moment nicht die Zeit so oft zu updaten.

Ich hoffe ihr versteht das und seid bereit auch etwas länger auf Updates zu warten!

Bis (hoffentlich) bald! :D

~Eure DarkRose ♡

Maid ReluctantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt