Kapitel 59

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Marcos Sicht:

Ich öffne die Augen und halte mir den Kopf. Meine fresse hab ich viel getrunken. Ich stöhne schmerzvoll auf und richte mich auf. Verschlafen sehe ich mich um. Wo bin ich? Ich sehe zur anderen Betthälfte. Nur liegt dort nicht meine wunderschöne Frau sondern eine Blondine. Nackt. Ach du Scheiße! Ich sehe an mir runter. Ich habe alle Sachen noch an. Gott sei dank! Ich stehe auf und laufe ins Bad, um mir Wasser ins Gesicht zu klatschen und etwas Tu trinken. Mein Kopf schmerzt so. Ich schließe die Tür ab und ziehe mich aus, um duschen zu gehen. Ich trete unter den angenehm warnen Wasserstrahl und versuche zu entspannen. Am Ende drehe ich das Wasser einmal auf kalt, um etwas wach zu werden, was auch ein wenig hilft. Nach der dusche trockne ich mich ab, richte meine Haare und ziehe mich wieder an. Wie konnte ich nur? Ich hätte zu Jen nach Hause gehen müssen und nicht irgendwo weiter saufen! Ich verlasse das Bad und diese Blondine grinst mich an. "Was haben wir gemacht?" frage ich, da ich mich nicht erinnern kann. Sie verdreht seufzed die Augen. "Ja gar nichts! Wir sind nach oben und ich wollte dich küssen aber du hast mich immer weggeschoben und gemeint ich soll das lassen, weil du verheiratet bist." Ich seufze erleichtert. "Aber denk doch nicht an deine Frau! Wir können jetzt einfach da weiter machen, wo wir gestern aufgehört haben." Haucht sie und klopft neben sich auf das Bett. "Tut mir leid, aber nein, ich muss jetzt gehen. Ich habe Scheiße gebaut und muss das gerade biegen." Sie stöhnt genervt und lässt sich ins Kissen sinken. "Dann eben nicht." "Zimmer ist bezahlt du kannst gehen wann du willst. Ich bin weg." sage ich und suche Handy und so weiter zusammen. Danach verlasse ich das Zimmer und seufze erleichtert. Zum Glück hatte ich nichts mit ihr. Das würde meine Ehe zerstören. Ich gehe die Treppe nach unten und rufe mir dann ein Taxi, welches mich nach Hause bringt. Nach Hause. Zwischendurch lasse ich zum Blumenladen fahren. Was will Jen? Will sie wieder in Dortmund wohnen? Will sie, dass ich mich wieder mit Fußball auseinandersetze? Dass ich meinen Job aufgebe? Es würden eine Menge Leute ihren Job verlieren, wenn ich meinen hinschmeiße. Ist es das was sie will? Ich habe so hart gearbeitet, um nicht in meiner Trauer zu versinken und so noch zusätzlich meine Kinder zu verlieren! Kinder... Scheiße! Ich habe in meiner wur vergessen, dass Jen schwanger ist. Solcher Stress ist für sie nicht gut. Ich bin so ein Idiot! Und jetzt muss ich ihr auch noch sagen wo ich die ganze Nacht war! Fuck! "Das macht dann 20€." murmelt der Taxifahrer und reißt mich aus meinem Gedanken. Ich bin Zuhause. Oh man! Auf in die Höhle des Löwen. Ach was denke ich! Ich stelle Jen ja schon als schlimme Frau hin, obwohl sie das überhaupt nicht ist. Reiß dich gefälligst zusammen, Reus! Ich krame das Geld hervor und gebe es ihm. "Vielen dank." bedankt er sich und ich steige aus dem Auto. Mit Beinen, die sich wie Pudding anfühlen gehe ich zur Haustür und schließe auf. Holly und Rocky kommen angelaufen und freuen sich wie wild. "Na ihr süßen." Ich hocke mich hin und streichle beide zur Begrüßung. Ich nehme eine Bewegung wahr und sehe hoch. Nick bleibt mir seinem Rollstuhl stehen und verschrenkt die Arme vor der Brust. "Wo warst du, Dad?" Ich seufze. "Mom ist total fertig!" redet er weiter. "Ich weiß. Es tut mir leid. Wie geht's dir? Alles gut?" Er nickt. "Sie ist auf der Terrasse." murmelt er und verschwindet in die Küche. Auf der Terrasse? Bei den Temperaturen? Ich gehe in die Stube, wo Lilly und Cathy sitzen. Sie sehen hoch. "Wo bist du gewesen, Papa?" fragt Lilly traurig. Cathy sieht mich ebenfalls enttäuscht an. "Du hättest für Mama da sein müssen." "Ich weiß." sage ich leise. "Geh zu ihr." sagt Cathy und deutet zur Terrasse. Ich sehe hinaus. Jen sitzt in einer Decke eingemummelt auf der Sonnenliege und hält eine dampfende Tasse in der Hand. Sie starrt hinaus aufs Wasser und durch die kalte Luft entstehen immer wieder kleine Wölkchen, wenn sie atmet. Ich gehe ganz schnell nach oben und ernte entsetzts Blicke von Cathy und Lilly. Im Ankleidezimmer krame ich alleine meine Sachen heraus, bis ich hinter ihnen das finde, was ich gesucht habe. Ich muss kurz lächeln. Schnell ziehe ich mich aus und schlüpfe in frisch Boxershorts und Socken. Anschließend ziehe ich die Sachen an. Und gehe wieder nach unten. "Oh Marco." seufzt Cathy und lächelt Happy. Ihr kommen beinahe die Tränen. Ich schlüpfe in meine alten Schuhe und atme tief durch, ehe ich nach draußen gehe.

Jen's Sicht:

Den ganzen Morgen sitze ich schon hier und starre auf das ruhige, etwas gefrorene Wasser. Es ist ganz ruhig. Ab und zu sind irgendwelche Vögel darauf zu sehen, die wohl keinerlei Schwierigkeiten haben sich auf dem dünnen Eis zu halten. In meiner Hand halte ich eine Tasse mit heißem Tee. Mein Lieblingstee. In den Ohren habe ich meine Kopfhörer. Es läuft gerade Heroes von Måns Zelmerlöw. Wie ich dieses Lied damals geliebt habe. Oder Herz über Kopf von Joris. Wunderschöne Lieder. Würden sich meine Kinder nie anhören. Damals hat Måns mit dem Lied den Eurovision Song Contest gewonnen. So wunderschön. Marco und ich haben ihn uns damals zusammen angesehen. Es war ein sehr schöner Abend. Es war. Wo ist er? Er war die ganze Nacht nicht Zuhause. Cathy hatte mir erzählt, dass er kurz bei Mats war, wohl aber nach 3 oder 4 Gläser Whisky abgehauen ist. Ich seufze und kuschel mich tiefer in die Decke. Es ist sehr kalt aber irgendwie mag ich hier nicht weggehen. Der Ausblick ist so fesselnd, so wunderschön. Die Sonne geht gerade auf und lässt das dünne Eis auf dem Wasser und den Schnee glitzern. Es ist so schön. Und so ruhig. Das Lied endet und Herz über Kopf beginnt. Es ist so ein schönes Lied. "Und immer, wenn es Zeit wär' zu geh'n, vegess' ich was mal war und bleibe steh'n. Das Herz sagt bleib, der Kopf schreit geh! Herz über Kopf. Herz über Kopf..." Ich schließe die Augen und genieße das Lied. Plötzlich nehme ich Bewegungen wahr und öffne die Augen. Vor mir steht Marco. Einen wunderschönen Blumenstrauß in der Hand mit vielen pinken Gerberas und dazwischen wunderschöne rote Rosen. In seinen alten Trainingssachen.

Daddy, I love you!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt