Kapitel 9

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Ich öffne meine Augen und sehe in das entspannte Gesicht von Chris. Er hat seine Arme um mich geschlungen und schnarcht leise vor sich hin. Ich nehme mein Handy vom Nachttisch. "Ach du Scheiße!" rufe ich und springe aus dem Bett. Ich habe ganz viele Anrufe von Dad, von Nick, von Ömer. Es ist bereits 7 Uhr. Ich habe die ganze Nacht hier verbracht. "Fuck!" Rufe ich und suche meine Klamotten von gestern zusammen. Ich habe noch immer die Sportsachen an. "Was? Ist was passiert?" fragt Chris heiser und sieht mich verpennt an. "Ich war die ganze Nacht hier." sage ich panisch und wähle die Nummer von meinem Vater. "Lilly! Mein Gott! Wo bist du?" "Dad, es ist alles in Ordnung." "Bist du bei deiner Freundin?" "Ja, bin ich. Wir haben gelernt und dann noch Filme angeschaut dabei sind wir eingeschlafen. Es tut mir so leid!" lüge ich und hoffe, dass er das schluckt. "Okay. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Dein Bruder und ich wussten nicht wo die Nele wohnt und hatten auch keine Nummer und nichts sonst hätten wir ja dort angerufen. Ich habe dich so lieb, meine Kleine." "Ich dich auch, Dad. Ich muss jetzt aber auflegen ich muss mich für die Schule fertig machen. Ich komme nach der Schule sofort nach Hause, versprochen." "Okay. Bis dann, mein kleiner Engel." "Bis dann." Ich lege auf und atme durch. "Verdammt. An deinen Vater habe ich gar nicht gedacht dann hätte ich dich geweckt. Tut mir leid." Er steht auf und kommt auf mich zu. Sofort nimmt er mich wieder in den Arm und ich werde von seiner wundervollen Wärme und seinem Geruch umgeben. Er hat nur eine Boxershorts an und sieht so verdammt heiß aus. "Kann ich duschen gehen?" "Aber natürlich. Du weißt ja wo das Bad ist. Keine Sorge, ich bringe dich rechtzeitig zur Schule." Ich nicke und lächle ihn dankbar an, ehe ich ins Gesicht gehe und mich fertig mache. Nach der dusche ziehe ich den Vorhang beiseite und schreie auf. "Was machst du hier?" rufe ich entsetzt und ziehe mir mein Handtuch vor den Körper. "Zähne putzen?" fragt Bill verpennt. "Aber doch nicht, wenn ich dusche!" "Denkst du ich hab noch nie 'ne nackte Frau gesehen?" "Ich will aber nicht, dass du mich nackt siehst!" Er verdreht die Augen und spült sich den Mund aus. "Ich geh ja schon." seufzt er und verlässt das Bad. Der erste Kerl der mich je nackt gesehen hat. Man ist das peinlich. Ich föhnen mir die Haare und sehe einen Zahnputzbecher in welchem ganz viele noch eingepackte Zahnbürsten stecken. Scheinbar haben sie oft ungeplanten Damenbesuch. Ich nehme mir eine und beginne mir die Zähne zu putzen. Als es klopft und ich herein rufe kommt Chris rein und stellt sich neben mich. "Du kannst deine Zahnbürste dann mit in den Becher hier machen das ist meiner." Ich lächle ihn dankbar an und er putzt sich ebenfalls die Zähne. "Bill ist also eben einfach so hier drin gewesen und hat dich nackt gesehen, ja?" schmunzelt er. "Um ehrlich zu sein ist er der erste, der mich je nackt gesehen hat." gestehe ich ihm. "Echt jetzt?" Ich nicke. "Was ein Glückspilz." seufzt er verträumt und putzt weiter, während ich ihm in die Seite boxe. Er grinst mich an. "Du bist gemein." Ich spüle meinen Mund aus und stelle meine neue Zahnbürste in den Zahnputzbecher von Chris. "Kannst du wegsehen? Ich möchte mich anziehen." Er nickt und dreht sich tatsächlich um, während ich mich also anziehe. "Sehen wir uns heute noch?" "Ich weiß nicht." sage ich und lächle ihn verlegen an. "Ich könnte dich wieder von der Schule abholen und dich dann einfach Zuhause absetzen." "Okay." lächle ich. Wir machen uns zu Ende fertig und gehen dann wieder raus. "Man! Was seid ihr denn schon wach alle? Seid ihr alle dumm?" brummt Nico und schlurft ins Bad. Chris lacht nur und deutet mir, dass ich mich an den Tisch setzen soll. "Magst du Müsli? Was anderes haben wir leider nicht." "Alles gut." versichere ich ihm. Er stellt uns beiden jeweils eine Schüssel mit Müsli und Milch hin und setzt sich dann mir gegenüber. "Irgendwie ist es schön den Morgen mit dir zu beginnen." lächelt er. "Ach ja?" Er nickt. "Es ist schön nicht alleine aufzuwachen." Ich lächle ihn an und beginne zu essen.

"Sitzt du?" ruft Chris nach hinten. "Ja." rufe ich zurück und klammere mich an ihm fest. Er fährt los und fährt mit hoher Geschwindigkeit Richtung Schule. Es ist ein wundervolles Gefühl so mit ihm zu fahren. Dad würde durchdrehen, wenn er mich sehen würde. An der Schule angekommen steige ich vom Motorrad ab. "Lass dich nicht unterkriegen. Wehr dich. Ich habe dir gezeigt wie. Du kannst mich auch anrufen, wenn er dir doof kommt." Ich nicke. "Komm mal her." Er breitet die Arme aus und ich gehe zu ihm. Schnell legt er seine Arme um mich und drückt mich fest an sich. "Wir sehen uns." flüstere ich. "Ja." haucht er und lockert seinen Griff. "Bis dann." "Ciao." sagt er und lächelt mich noch einmal an, ehe er den Motor wieder startet und wegfährt. Seufzend gehe ich ins Schulgebäude und bereite mich auf das was gleich kommen wird vor. So wie jeden Morgen. Im ersten Block habe ich Englisch. Ich laufe also nach ganz oben und setze mich nach ganz vorne auf meinen Platz. Ich spüre es, wie André mit den anderen den Raum betritt und atme tief durch. Aber es passiert nichts. Etwas verwirrt, aber glücklich darüber Antje ich erleichtert auf und konzentriere mich auf den Unterricht. Allerdings sehen wir uns einen Film an, welcher überhaupt nichts mit dem Englischunterricht zutun hat. Grund dafür ist, dass es die letzte Woche vor den Sommerferien angebrochen ist. In wenigen Tagen bekommen wir unsere Zeugnisse und dann muss ich André ganze 6 Wochen nicht mehr sehen. Es ist einfach super! Ich lehne mich zurück und sehe mir aufmerksam den Film an.

"Na? Ist dein Freund heute nicht da, um dich zu beschützen? Das von gestern wirst du mir noch büßen du kleine dumme Hure." faucht André und schubst mich und ich falle zu Boden. Ich knalle hart auf dem Boden auf und auch mein Kopf bleibt bei dem Aufprall nicht verschont. Kurz bleibt mir der Atmen stehen, da mich ein höllischer Schmerz durchzieht. Ich stöhne schmerzverzerrt auf und kneife die Augen zusammen. "Wenn ich noch einmal wegen dir gedemütigt werde, werde ich dich richtig fertig machen! Ich sollte es eigentlich jetzt schon tun!" Er holt aus, um auf mich einzutreten und dann kommen mir die Worte von Chris in den Sinn. "Lass dich nicht unterkriegen. Wehr dich. Ich habe dir gezeigt wie." Ich packe sein Fußgelenk und halte es fest. In der kurzen Zeit, in der er verwirrt und überrascht dreinblickt lasse ich meinen Fuß nach oben schnellen und treffe ihn direkt zwischen den Beinen. "Fuck! Du dumme Hure!" ruft er und lässt sich auf den Boden fallen, während er sich die Hände vor sein bestes Stück hält. Er sieht mich knurrend an und ehe ich es schaffe aufzustehen stürzt er sich auf mich und will gerade ausholen, als er hart von mir weggestoßen wird. "Nimm deine scheiß Finger von meiner Freundin du Wichser! Niemand schlägt sie und schon gar nicht du!" Chris packt André und drückt ihn gewaltsam gegen die Gebäudewand. Er holt aus und verpasst André ein Kinnhaken, welches es in sich hat. "Beleidigst du sie noch einmal oder verletzt sie liegst du im Krankenhaus! Hast Du mich verstanden?" brüllt Chris und André kann sich kaum auf den Beinen halten. "Ja!" sagt er und Chris lässt ihn los. "Ist alles okay?" fragt er mich und hilft mir beim aufstehen. "Ich weiß nicht." antworte ich und fasse mir an den Kopf. "Fuck, du blutest." Er nimmt meine Hand und sieht das Blut an. " Zeig mal her." Er dreht mich um und spüre seine Finger vorsichtig und sanft an meinem Kopf. "Ist gar nicht mal so wenig. Wir sollten ins Krankenhaus fahren." beschließt er und nimmt meine Hand. "Ist dir schwindelig oder schlecht?" Ich nicke. "Etwas." bekomme ich noch gerade so heraus, ehe ich zum Mülleimer stürze und mich übergebe. "Schaffst du es bis zum Krankenhaus oder soll ich einen Notarzt rufen?" "Fahr du mich hin." sage ich und kralle mich an ihm fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. "Na komm, ich werde dich hinbringen." Ich nicke und gehe mit ihm zu seinem Motorrad. Er dreht sich noch einmal um und sieht André an. "Und du, mein Freund, solltest dich an das halten, was ich eben gesagt habe sonst bleibt es beim nächsten mal nicht bei einem kleinen Kinnhaken." Ich sehe zu ihm. Die anderen aus meiner Klasse sind alle von André gewichen und sehen Chris mit großen Augen ab. Die Mädchen sabbern beinahe bei seinem Anblick und die Jungs zeigen größten Respekt, während André total fertig auf dem Boden sitzt und Chris grimmig ansieht. "Setz den auf und sag mir, wenn etwas ist." Er hält mir den Helm hin. Ich nicke und setze ihn auf, ehe ich mich hinter ihn setze und mich an ihm festklammere. Er fährt los und ich konzentriere mich darauf nicht ohnmächtig zu werden...

Daddy, I love you!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt