Zeit

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Zeit. Meinen Freunden rieselt es wie Sand durch Finger. Bei mir tropfen die kleinen Steine stetig langsam durch ein Sieb.
Ein Sieb, so kleine Löcher, dass die Steine wie Riesen erscheinen.

Treffen. Kenne ich nicht. Fremdwort. Mir unbekannt.
Hast keine Zeit. Keine passenden Termine. Termine?
Ich hab Zeit. Zeit endlos lang. Zeit. Habe Zeit.

Ich hab ein Leben, nur wie ein Eremit. Aber das ist nicht meine Schuld,
Weil du hast ein Leben, aber Leben tust du's nicht.

Deine Zeiger rasen. Wusch, sausen sie vorbei.
Meine Still. Langsam. Frustrierend. Tick-Tack.

Stehe auf dem Strahl, spiele mit den Zeigern, aber deine sind zu schnell. Anhalten? Mir fehlt die Kraft. Ich versuch es trotzdem.

Es brennt, meine Finger brennen. Brennen. Unmenschlich doll. Rot. Die salzige Flüssigkeit trifft den Boden mit einem Platsch, weil es in meinen Augen viel zu sehr brannte.

Ich laufe, laufe immer weiter. Das ist das Problem. Ich laufe, ihr rennt. Bin ich da, seit ihr schon dort.

Ich habe Seitenstechen, aber ich kann nicht anhalten, sonst fall' ich vollends zurück. Kein Aufholen, kein Vortschritt.

Stillstand. Ich hacke auf der immer selben Stelle nach einem Korn Gerste, ganz genau in dem Wissen, dass ich schneller sein muss.
Nicht eine Stelle graben, räum das ganze Feld ab!

Ich habe Zeit. Zeit. Sie rieselt wie Korn, welches ich vergebens zu suchen versuche, aber ich bin zu langsam. Zu schwach. Zu klein. Habe dennoch Geduld.

Ihr sprintet ans Ziel, aber ich bin noch hier.
Ich warte darauf, dass meine Zeiger sich drehen,
Weil dann kann vielleicht auch ich endlich mal rennen und nicht nur gehen ...

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