Inzwischen war es zehn vor sieben. Zeit zum Quidditchfeld aufzubrechen. Also verließ ich unseren Schlafsaal, passierte den Gemeinschaftsraum, bevor ich komplett Hogwarts durchquerte und schließlich in der Eingangshalle ankam. Die regelmäßige Aufwärmeinheit brauchte James nicht mehr mit mir machen. Nach diesem Weg war ich bereits fertig. Dabei hatten wir noch nicht einmal mit dem Training begonnen. Ächzten lief ich weiter nach draußen. Die kalte Morgenluft schlug mir entgegen, sodass ich sogleich erschauderte. Wer hatte sich bloß ausgedacht, dass das wichtigste Spiel der Qidditchsaison im Winter stattfinden musste? Wir hatten das gesamte Schuljahr über Zeit, aber nein, natürlich durften wir um Regen, Schnee, Gewitter und Hagel unsere Spiele austragen. Heute war allerdings keine dieser vier Wetterbeschreibungen passend, denn der dichte Nebel war fast noch schlimmer als Schnee. Man sah praktisch nichts, weshalb während eines Nebelspiels die meisten Unfälle passierten.

Ich hoffte, dass uns das Winterwetter wenigstens nächsten Samstag in Ruhe lassen würde. Heute war, Merlin sei Dank, nur Training. Ich schlitterte über den Rasen (die weiße Schneepracht von gestern war geschmolzen, deswegen war das Gras nass), runter zum Quidditchfeld. Schon von weitem konnte ich James erkennen. Wild gestikulierend stand er vor einer Hand voll Schülern, die alle den Gryffindorumhang trugen. Anscheinend war ich einer der letzten, denn ich zählte (mit James) insgesamt fünf Spieler. Ich beschleunigte meinen Schritt, sodass ich kurz darauf auch schon die Menschengruppe erreichte. „Drei Minuten zu spät!", mahnte James, sobald ich in Hörweite war, „Nur weil wir befreundet sind, heißt das nicht, dass du es dir erlauben kannst zu spät zu kommen." Genervt schaute ich zu ihm. „Ernsthaft jetzt? Der Weg vom Gemeinschaftsraum zum Feld ist aber auch eine Marathonstrecke lang! Da kann man praktisch nur zu spät kommen!", klagte ich.

„Keine Ausreden! Dann musst du eben früher losgehen. Die anderen haben es immerhin auch pünktlich zum Training geschafft. Selbst Gordon. Und der ist im vierten Jahr, also noch mitten in der Pubertät.", entgegnete James rechthaberisch. Sobald man diesen Hampelmann an eine Führungsposition ließ, benahm er sich ja wie der Kaiser von China! „Ich kann dich hören!", schaltete sich jetzt auch der vierzehnjährige Gordon Prince ein, „Und was soll das denn heißen? Nur weil ich in der Pubertät bin, kann ich nicht pünktlich sein, oder was?" Belustigt blickte er James an. „Naja, in der Pubertät ist man vergesslich. Die meisten meiner ehemaligen, vierzehnjährigen Spieler haben es nicht geschafft, rechtzeitig zum Training kommen.", erklärte James, „Und deswegen sind die Mitglieder meiner Mannschaft meistens über fünfzehn." Gordon nickte gespielt überzeugt, was mich grinsen ließ. Der Bursche war schlagfertig. Das gefiel mir.

„Wo bleibt denn Marls?", wollte James nach weiteren fünf Minuten wissen. „Keine Ahnung. Ich hab sie vorhin, als ich gekommen bin, nicht gesehen.", meinte ich. „Vielleicht hat sie verschlafen.", mutmaßte Eric Ralphs, unser Sucher. „Ja, das traue ich ihr zu. Selbst wenn man einen Wecker mit dem penetrantesten Klingelton aller Zeiten direkt neben ihr Ohr legt, kann es sein, dass sie weiterschläft. Wir haben das alles schon ausprobiert.", erzählte ich grinsend. „Redet ihr über mich?", hörte ich eine Stimme hinter mir. Es war Marlene, die gerade über die große Grasfläche auf zugestapft kam. „Marlene McKinnon! Du bist (James schaute kurz auf seine Muggel-Armbanduhr) fast fünfzehn Minuten zu spät!", rief er aufgebracht. Abwehrend hob sie die Hände. „Ich wurde...aufgehalten?", antwortete sie nach kurzem Zögern.

„Ach ja? Und was ist wichtiger als unser Quidditchtraining? Wir spielen in einer Woche gegen die Slytherins! Gegen die müssen wir gewinnen. Genauso, wie wir die Hufflepuffs letzten Monat plattgemacht haben!", rügte unser Quidditchkapitän. „Komm mal wieder runter James!", lachte Marlene bloß, „Ich bin doch jetzt da! Und wenn wir jetzt anfangen könnten, wäre ich dir sehr dankbar." Ein zustimmendes Raunen ging durch die Reihe, also gab James sich geschlagen, und beendete die Diskussion. „Alle auf die Besen! Wir beginnen mit einfachem Passen zum Warmwerden!", befahl er. Alle bestiegen ihre Fluggefährte, inklusive mir. Von James Eltern hatte ich letzte Weihnachten einen Nimbus 1500 geschenkt bekommen. Dieser Besen war das beste Geschenk, was ich jemals erhalten hatte, da ich von meinen Eltern (bevor ich ihnen meine Meinung gegeigt hatte) immer nur irgendwelche Familienerbstücke bekommen hatte. Seit sie wussten, dass ich mit „Blutsverrätern" und „Schlammblütern" befreundet war, hatten sie mir nie wieder ein Geschenk zugestanden. Ich wollte nichts mehr mit den Blacks zu tun haben (mit keinem außer Andy und ihrer kleinen Tochter Dora), denn was sie mir angetan hatten, konnte ich ihnen nicht verzeihen.

Langsam (man musste im Nebel sehr vorsichtig sein!) hoben wir alle ab. James hatte sich einen, Patrick den anderen Quaffel unter den Arm geklemmt, jedoch konnte man beide im Nebel nur noch als Silhouette erkennen. Jap, das Training würde anstrengend werden. „Leute! Heute müsst ihr besonders auf die anderen und eure Umgebung achten! Es darf sich unter keinen Umständen jemand so kurz vor dem wichtigsten Spiel der Saison verletzten!", rief James quer über das Feld. Großzügig verteilten wir uns über das Spielfeld. Da mein bester Freund heute keine Handzeichen geben konnte (man hätte sie schlicht und einfach nicht gesehen...), hatte er sich, von irgendwo her, eine Trillerpfeife besorgt. Aus eben dieser ertönte nun ein schriller Pfiff, der ankündigte, dass wir anfangen konnten. Alle setzten sich in Bewegung, bevor James und Patrick auch schon anfingen die Quaffel in entgegengesetzte Richtungen abzuspielen.

James hatte gemeint, dass besonders das schnelle Passen bei den Slytherins wichtig sei. Sie spielten trügerisch und brutal. Das hatten ich all die Jahre, in denen ich den Zauberersport betrieb, schon oft genug am eigenen Leibe erfahren müssen. Ich kniff meine Augen zusammen, damit ich besser sehen konnte, wo meine Mitspieler und die Bälle waren, und bemerkte, wie Marls mit dem Quaffel auf mich zu kam. Keine Sekunde später zog sie an mir vorbei, während sie den braunen Lederball mit einem kurzen Pass an mich abgab. Nach einem Anspielpartner suchend beschleunigte ich, bevor ich Kendra Killby (unsere Hüterin) anvisierte, und den Quaffel zu ihr spielte.

Das Training dauerte insgesamt etwa zwei Stunden, sodass ich danach komplett ausgelaugt und verschwitzt ins Schloss zurückkehrte. Das Duschen heute Morgen hatte ich mir sparen können, denn bevor ich zum Frühstück in die große Halle einkehrte, stellte ich mich erneut unter den warmen Strahl. Ich schlüpfte in eine bequeme Jogginghose und ein T-Shirt, über das ich noch ein Sweatshirt zog, bevor ich zum Essen aufbrach. Meine Freunde waren schon beim Frühstück, als ich unseren Stammplatz erreichte. Marlene war, anders als vorhin, schon vor mir da. Sie unterhielt sich gerade angeregt mit Lily, während ich mich zwischen Frank und Remus quetschte. Auch James kam nach einiger Zeit zu uns, er setzte sich (natürlich!) neben Lily. Erfreut fing Prongs an, über das Training zu reden, und wie gut unsere Chancen für einen Gewinn doch waren. Auch Marls und ich begannen zu erzählen, wie anstrengend James heute doch war, und wie beschissen unsere Chancen mit Regen, Schnee und Nebel waren.

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1844 Wörter

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, obwohl nichts Besonderes passiert ist 😄

Lasst doch gerne einen Kommentar mit einer Rückmeldung da, und auch über einen Vote würde ich mich unfassbar freuen.

Ich fahre übers Wochenende zu meinen Großeltern, weshalb die Kapitel (am Donnerstag, den 28.03 / Sonntag, den 31.03) evtl. kürzer sein könnten, da ich sehr schnell schreibe, um noch für Sonntag vorproduzieren zu können.

Ich hoffe ihr habt Verständnis dafür xx

-Jeanette 🎀

KAPITELFRAGE: Strand/Meer oder Berge/Wandern?

Ich bin definitiv Team Meer, weil ich schwimmen, Wellengeräusche und die Meeresluft so gerne mag! 🌊 🏖️ ☀️

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