Die goldene Flamme der Zerstörung!

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"Unfassbar!"
Glin konnte May nur recht geben.
Auch wenn sie noch ein gutes Stück entfernt waren...Der Anblick auf eine grausam schreckliche Art schön.
Von Ähstnia war tatsächlich nichts mehr übrig.
Ein gähnender Krater, in dem sich ein kleiner See gebildet hatte.
Sie sah, dass die Natur sich schon langsam ausbreitete und auch vereinzelte Tiere, die durch den Krater huschten.
Es beschrieben zu bekommen war das eine, aber es mit eigenen Augen zu sehen...
Das also passierte, wenn sie dieser Macht einfach ihren Lauf ließ?
"Kätzchen?"
May nahm ihre Hand und Glin schüttelte den Kopf.
Sie wusste inzwischen, dass sie gute Gründe gehabt hatte, eine ganze Stadt auszulöschen, aber diese Macht war dennoch schrecklich.
Ihr war bewusst, dass Rayz sie genau im Auge behielt.
Seit drei Tagen waren sie nun gemeinsam unterwegs und Glin wusste, dass sie nicht für immer die unschuldige Neko spielen konnte.
So eine Reise zu unternehmen, um einen Krater zu bewundern, das würde ihr niemand glauben.
Die Frage war nur, was sie ihm und auch anderen sagen sollte, wenn es soweit war.

"Wir sind da!"
Rief Parsai vom Bock aus, als die Kutsche hielt und Glin war froh, endlich raus zu kommen.
"Wahnsinn, oder?"
Rayz trat neben sie und schüttelte den Kopf.
"Vor allem, da bis man heute nicht weiß, wer in der Lage ist, so eine Immense Zerstörung an zu richten!"
Sagte Parsai und May warf Glin nur vielsagende Blicke zu.
Sie traten gemeinsam vorsichtig an den Rand des Kraters und Glin sank auf die Knie.
Wie sie fast erwartet hatte, war das Gestein zu Glas geschmolzen.
Glin hatte keine Ahnung, was sie erwartet hatte, was passierte, wenn sie hier war.
Erinnerungen? Eine Eingabe, oder vielleicht etwas völlig anderes?
Aber es passierte nichts. Der Krater blieb ein Krater und...
"Ein Ereignis, das sich in die Herzen der Bewohner Eternals gebrannt hat, Glin."
Glin wunderte es gar nicht, dass die drei plötzlich erstarrt waren und drehte sich seufzend zu Jack um, der eine neue Kutte spazieren führte.
"Habe ich Unschuldige getötet?"
Jack schien sie mit seinem Blick zu durchbohren, dann sah er auf den Krater und seufzte leise.
"Wer ist für dich unschuldig, Glin? Aber ich denke, ich kann dir die Frage mit nein beantworten."
Das erleichterte sie ungemein und sie trat zu Jack.
"Galina...Sie wurde als Tochter von Tatmi und Ryna Astelle in Helmgarten geboren. Ein freches, rebellisches, aber großherziges Mädchen. Sie hatte sich recht schnell mit der Wirtstochter Natalie Goien angefreundet. Da die Zeiten damals noch sehr viel härter als heute waren, war Galina aber gezwungen, sich heimlich aus dem Haus zu schleichen um sich mit Natalie zu treffen. Aber von diesen Umständen abgesehen, hatte Galina bis dahin eine ganz normale und glückliche Kindheit."
Jack sah zu ihr, aber Glin wusste nicht recht, was sie sagen sollte und Jack sprach einfach weiter.
"Alles änderte sich, als sie neun war, aber dazu erst einmal.
Galina hatte weißes Haar, mit ein paar goldblonden Strähnen und während ihr rechtes Auge, wie das deine Blau war, hatte sie ein linkes grünes Auge. Heterochromie, wie man es in deiner Welt nennt. Nur ist diese in Eternal unfassbar selten. Wesen, egal welcher Rasse, mit Heterochromie besitzen unfassbare Fähigkeiten. Galina und ihren Eltern war nicht einmal bewusst, dass sie nahezu unendlich Magie in sich aufnehmen und abgeben konnte. Aber andere wurden auf diesen Umstand aufmerksam und haben die neunjährige Galina aufgesucht.
Viel zu schnell und viel zu erbarmungslos wurde Galina ohne dem Wissen ihrer Eltern auf den Kampf gegen die Priester vorbereitet und noch bevor sie zehn wurde, hatte sie ihren ersten Mord begangen, auf den noch unzählige andere folgten."
Glin sah ihre zitternden Hände. Was muss für ein Ungeheuer sein, einem Kind so etwas anzutun?
"Wer...?" Fragte sie mit hohler Stimme und Jack lachte kalt auf.
"Nun...ich denke nicht, dass es dir bringt, allein die Namen der Personen zu erfahren. Aber, soweit man es bei einem neunjährigen Kind sagen kann, wurde sie zu nichts davon gezwungen."
"Das ist ein lächerlicher Versuch einer Rechtfertigung Jack, lassen wir den Blödsinn."
"Du hast Recht. Du hast aber auch keine Ahnung, wie es damals war. Auch wenn Galina am Ende keinen Erfolg hatte, zu der damaligen Zeit war es nirgendwo in Eternal sicher. Sie hat den Priestern beträchtlichen Schaden zugefügt und sie ein ganzes Stück weit wieder in den Untergrund gezwungen. Ja, es ist unendlich grausam, sowas einem Kind anzutun Glin. Aber bedenke auch, dass Galina noch sehr viel mehr Leben, auch das von Kindern gerettet hat."
Glins Mundwinkel zuckten verdächtig und sie schüttelte matt den Kopf.
Es war passiert und es spielte zumindest für sie im Moment keine Rolle.
"Sag mir Jack...wer bist du? Bist du einer der Hohepriester?"
Er hielt sich, brüllend vor Lachen, den Bauch und schüttelte heftig den Kopf.
"Ich...ein Hohepriester?"
Ja, woher sollte sie das denn wissen?
Die Knalltüten waren sicher schräg genug, um sich als Verbündete auszugeben.
"Sagen wir es so Glin. Wenn sie Rita als Gottheit verehren, dann bin ich wahrscheinlich ihr Luzifer. Ich bin für alles, was sie so abgrundtief verabscheuen."
"Frieden?"
Jack sagte nichts, sondern deutete in den Krater.
"Ich möchte sie gern sehen Glin. Die Ultimative Zerstörung. Zeig mir die Macht, die selbst eine Atomwaffe übersteigt!"
Glin wurde ganz anders.
Nicht nur wegen Jacks Forderung, sondern vor allem wegen seinem Vergleich. Aber vielleicht war es auch nur ein Zufall. Sie hoffte es zumindest.
"Ich kann sie nicht einfach einsetzen!"
"Ich weiß..."
Er hatte plötzlich eine kleine Schatulle in der Hand und reichte sie Glin.
"Da drin ist der wahrscheinlich größte Schatz Eternals Glin."
Sie nahm ihn zögerlich und hoffte, dass ihr das Ding nicht um die Ohren fliegen würde.
Sie nahm zögerlich den Deckel ab und sah Jack verwirrt an, als sie den Inhalt sah.
"Das ist nicht dein Ernst?"
Er lachte auf und schüttelte den Kopf.
"Es ist nicht das, für was du es hältst. Ich will dir zeigen, zu was du tatsächlich in der Lage bist, Glin. Welche unfassbare Macht die goldene Flamme der Zerstörung tatsächlich ist."
Glin zögerte, griff dann aber hinein und holte eine der Kapseln heraus und drehte sie im Sonnenlicht.
Da drin schien sich eine silberne Flüssigkeit zu befinden.
"Nimm sie und beiße sie auf. Keine Angst, es ist kein Gift, eher das genau Gegenteil!"
Die Frage war eher, ob sie Jack soweit vertraute. Aber wenn er sie töten wollen würde, dann hätte er das jederzeit tun können.
Kaum war die Kapsel in ihrem Mund verschwunden, biss Glin zu und machte sich sofort auf einen widerlichen Geschmack gefasst. Aber eine angenehme Süße, breitete sich in ihrem Mund aus. Ihr wurde erst warm, dann regelrecht heiß, aber es war eine angenehme Hitze, wie eine Tasse Tee an einem Kalten Wintertag.
Jack klatschte in die Hände, oder besser gesagt in die Ärmel und Glin zuckte zusammen, als der Krater, so wie May und die anderen, plötzlich verschwunden waren.
Stattdessen standen sie etwas von einer Stadtmauer entfernt und Jack schüttelte den Kopf, als hätte sie was gesagt.
"Wir sind...man könnte sagen in einer Erinnerung. Keine angst, was auch passiert, es wird keine Auswirkung auf irgendwas haben. Wie fühlst du dich?"
Das konnte Glin unmöglich sagen. Auf der einen Seite fühlte sie sich völlig normal, auf der anderen Seite...
"Schau mal deine Haare an."
Glin sah nach unten und zuckte zusammen.
Ihre Haare...Sie waren...Schneeweiß!
Nicht nur das. Einzelne Strähnen wie Goldfäden waren zu sehen und vor allem...waren ihre Brüste deutlich größer!
Sie gab Jack die Schatulle und tastete ihr Gesicht ab, aber es war noch immer ihres.
"Galina..."
Jack nickte und stellte die Schatulle einfach auf den Boden ab.
"Das ist dein Körper, bevor du ihn durch Eternal Sun verändert hast. Nicht nur vom Aussehen her, sondern auch mit all seiner Macht. Warum zeigst du mir nicht einmal was tolles?"
Glin sah auf ihre Hand. Eine kleine goldene Flamme flammte für einen Moment auf und erinnerte sie sofort an das Waisenhaus.
"Ich..."
"Nein Glin. Ich sagte dir, ich bin bereit, dir etwas zu geben. Dafür musst du aber auch mir etwas geben. Zeig mir die Macht der goldenen Flamme der Zerstörung. Nein...die Macht des Epic Pet!"
"Selbst wenn, was bekomme ich dafür?"
"Wie wäre es mit zwei neuen Rüstungen?"
Glin überlegte einen Moment.
Auf der einen Set hatte sie nur eine Rüstung, die sie nur bedingt einsetzen konnte, zum anderen hatte sie nicht einmal die Grundlagen des Kampfes gelernt. Wenn sie jetzt zu stark wurde...
"Ich will aber keine Rüstung, die mich merklich stärker macht. Ein Heilerset wäre ganz Nice."
"Bekommen wir hin. Dann leg los!"
Glin seufzte und hob erneut die Hand, die nun in die ihr bekannten goldenen Flammen getaucht wurden.
"Was passiert mit dir?"
Jack lachte nur auf und Glin holte tief Luft. Das hier war nicht real. Weder würde sie wirklich etwas zerstören, noch jemanden töten...
Aber sie hatte Angst vor dem, was sie sehen würde. Zu was Galina in der Lage war.
"Ich soll Ähstnia nochmal zerstören?"
"Ja und nein. Ich möchte, dass du all deine Kraft einsetzt. Kein Limit, keine Zurückhaltung!"
Das hatte sie befürchtet. Aber vielleicht musste sie diese schreckliche Zerstörung sehen, um sich besser verstehen zu können.
Verstehen zu können, warum man sie als Kind zu alledem gedrängt hatte.
Dieses mal war da keine Wut oder so. Sie war völlig sie selbst, als die Flammen in die Höhe schossen und immer heißer und greller wurden.
Glin konnte schon lange nichts mehr erkennen, als sie einfach nach gab mit einem Schlag all die Kraft, die sie in sich spürte, entließ.
Sie hatte so einiges erwartet. Eine Explosion, Flammen, Hitze aber...

The Eclipse of EternalWhere stories live. Discover now