Ich bin nun einmal ein Mädchen!

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"May, Wild oder Hirsch?"
"Wild!"
"Glin?"
"Mentos!"
Die beiden sahen sie völlig verwirrt an und Glin seufzte genervt.
Sie hatte das Gefühl, dass sie aus dem Maul stank, wie ein toter Iltis.
Was würde sie für eine ordentliche Zahnbürste und Zahnpasta tun?
"Dann erzähl mal Lumi. Woher kennt ihr euch?"
Die Neko sah sehnsüchtig auf das Stück Fleisch in ihrer Hand und sah dann in den Himmel.
"Von den Priestern der Finsternis!"
Glin musste dem Drang widerstehen, nicht sofort auf zu springen und Lumi schüttelte lachend mit dem Kopf.
"Ich war nie eine Priesterin. Aber...sagen wir einfach, wir hatten ein gemeinsames Interesse!"
"Rita?"
Da musste Glin nicht mal überlegen.
Dass sowohl die Priester, wie auch Lumi in Rita vernarrt waren, war nun wirklich kein Geheimnis.
Sie nickte und sah Glin fest in die Augen.
"Ich habe mich freiwillig für ein Experiment gemeldet Glin. Es war erfolgreich und ich wurde Rita als Opfer dargebracht."
"Opfer?" Japste May und Lumi hob eine Braue.
"Das bedeutet, dass Rita mich töten sollte. Es war ein Geschenk der Ehrerbietung an ihre Göttin."
Deswegen war Poison so erstaunt, dass Lumi noch am Leben war.
Auch wenn Glin nicht verstand, wie man sich überhaupt auf die Priester einlassen konnte, geschweige denn, wie man sich selbst als Opfergabe anbieten konnte...
"Mein Leben gehörte schon Jahre vor der Entscheidung meiner Herrin Glin. Sie hat mir das Leben gerettet, deswegen war es für mich völlig klar, dass mein Leben ihr gehört."
Glin sagte lieber nichts dazu. Entweder war sie zu unerfahren, oder Lumi noch wahnsinniger als sie dachte.
"Das kann ich gut verstehen." Sagte May und natürlich sah sie dabei Glin an, die das Gesicht verzog.
"Halt mich da raus, ja?"
Lumi lachte auf und sah nachdenklich auf den Boden.
"Gerade du solltest wissen, wie die Macht von Spielern funktioniert Glin. Es gibt zudem die Helden Waffen und Rüstungen, wie meine Herrin eine hat. Sie haben im Grunde dieselben Fähigkeiten wie die der Spieler, nur dass sie eben von in Eternal geborenen getragen werden."
Glin nickte nachdenklich, ließ Lumi aber weiter reden.
"Und dann gibt es noch eine dritte, viel, viel seltener Art. Wenn ein Spieler ein Kind zeugt, aber vor der Geburt stirbt, dann kann es sein, dass Teile seiner Ausrüstung an das Kind weitervererbt werden. Aber es ist nicht wie bei Helden, die nur eine Waffe oder Rüstung tragen können, oder den Spielern, die zwischen ihnen wechseln. Es ist eher so, das sie permanent die Werte aller Waffen und Rüstungen, die sie tragen besitzen, verstehst du, was ich meine?"
"Du meinst...wenn ich zwei Waffen mit einer Stärke von 200 habe, dann hat dieses Kind eine natürliche Stärke von 400?"
Lumi nickte und sprach weiter.

"Es sind in der ganzen Geschichte nur 3 solcher Kinder bekannt. Das letzte wurde vor 600 Jahren vom vorletzten Spieler gezeugt."
Glin ahnte langsam, worauf Lumi hinaus wollte. Und das gefiel ihr ganz und gar nicht.
"Der Spieler wurde von den Priestern getötet und die Mutter gefangen genommen.
Das Kind wurde, als es geboren wurde, isoliert und man hat Jahrhunderte an ihr geforscht, um einen Weg zu finden, so etwas wie sie künstlich zu erschaffen. Eines der Ergebnisse ihrer Forschung erklärt euch das alles gerade. Ein anderes habt ihr heute in Aktion erlebt!"
Krank...das war doch einfach krank. Vor allem, wenn man bedenkt, was sie dem Kind angetan haben müssen und das über Jahrhunderte!
"Es gab verschiedene Ansätze. Die Erschaffung von künstlichen Heldenwaffen, die Implantation von diesen. Aber auch, dass man Seelen miteinander verschmolz, oder eine Seele in einen anderen Körper sperrte."
Ihre Augen glühten erneut auf und Lumi lachte leise.
"Nekos besitzen zwei Seelen Glin. Deswegen können wir uns in Katzen verwandeln. Diese zwei Seelen wurden bei mir verschmolzen und ich bekam die Seele eines Vampirs."
"Klingt ziemlich..." Sagte Glin zögerlich und Lumi lachte auf. "Abenteuerlich? Bedenke, dass die Priester 600 Jahre Zeit hatten, unter grausamsten Bedingungen zu forschen. Ethische und moralische Grenzen gab es für sie nicht. Ob zwei oder zweihundert Testpersonen starben, war ihnen völlig gleichgültig."
"Warum Nekos?" Fragte Glin und Lumi grinste sie breit an.
"Na, weil das Kind des Spielers eine Neko war natürlich. Es lässt sich leichter forschen, wenn man an derselben Rasse wie das Ursprungsobjekt forscht."
Nun sah sie zu May.
"Hast du dich denn nie gefragt, warum die Menschen Tatz angegriffen haben?"
"Na wegen dem Gebiet und der Roh....du meinst?"
"Ja, Prinzessin. Es war unglaublich mühsam, genügend Objekte für die Forschung zu finden, ohne dass es nach außen bekannt wird. Aber wenn die Nekos als Flüchtlinge und Vogelfreie in ganz Eternal verteilt sind, interessiert es niemanden, wenn ein paar im Monat verschwinden."
Diese Monster waren wirklich das mit Abstand schlimmste, was Eternal passieren konnte.
Dass sie sogar eine Neko so mächtig machen konnten, dass selbst sowas wie die Finsternis Eternals allein nicht gegen sie bestehen konnte, zeigte doch nur, dass sie jede Grenze der Menschlichkeit längst überschritten hatten.
"Eine Welt, die aus einer Katastrophe heraus geboren wurde und nur mit dem Tod der Spieler am Leben erhalten werden kann. Da wundert es mich nicht, dass Eternals Geschichte eine einzige Tragödie zu sein scheint..." Sagte Glin schwermütig und Lumi nickte.
"Ja, ich denke, das trifft es ganz gut. Glaub mir, wenn du und alle anderen die volle Tragödie erkennen würdet...aber das erspare ich mir lieber. So, genug Trübsal geblasen."
Lumis Lächeln kehrte zurück und sie biss nun endlich in ihr Fleisch, während Glin, am May geschmiegt, im Gedanken versank.
Irgendwas an dem, was Lumi gesagt hatte, störte sie gewaltig.
"Was ist mit der Neko passiert?"
Lumi grummelte genervt und schlang ihr Fleisch runter.
"Was denkst du denn? Von Ähstnia ist reinweg gar nichts übrig geblieben, auch keine Neko!"
"Sie war...?"
"Jaha, du nervst Glin! Ähstnia war damals praktisch der Hauptsitz der Priester. Es gab wohl nur eine Handvoll Personen in Ähstnia, die keine Priester waren, wenn überhaupt. Aber wer und vor allem wie Ähstnia zerstört hat, weiß niemand. Ihr habt meine Herrin bei der Arbeit gesehen, selbst sie kann eine Stadt nicht so komplett von der Landkarte fegen, vor allem keine so große wie Ähstnia!"
"Nun...zumindest das, wie kann ich dir verraten!" Sagte Glin leise und May sah sie entgeistert an.
"Ach, da wüsstest du mehr als meine Herrin und ich."
Glin grinste schmerzlich und hob die Hand. "Nun, das weiß ich, weil ich Helmgarten beinahe auf dieselbe Art und Weise ausradiert hätte."
"Kätzchen...!"
"Nein May! Es ist so, egal wie oft du mir was anderes weiß machen willst! Du hast diesen endlosen Hass und Schmerz nicht gespürt...dieses Gefühl, nur zum Töten zu leben...diese stumpfe Hoffnungslosigkeit und Leere!"
Es wurde still und Lumi stand nach einigen Moment auf, ihr Fleisch hatte sie völlig vergessen.
"Ich bringe dir jetzt bei, wie man sich in eine Katze verwandelt Glin!"
Glin sah sie verblüfft an und begann dann zu lachen.
"Wie soll das gehen, Lumi? Ich bin eine Spielerin. Du sagest selbst, dass man dafür eine zweite Seele braucht."
Statt zu Antworten verwandelte sich Lumi, sprang vor Glin und starrte sie an, während sie mit dem Schweif wedelte.
"Aha?" Glin hatte eine Ahnung, was das sein sollte. Das Gewedel ihres Schweifs ging ihr aber gehörig auf den Keks!
"Lass den Blödsinn!"
Lumi hieb mit der Tatze nach ihr und fing auch noch an zu miauen. Gott, Glin hasste Katzen!
Auch wenn es Lumi war, es machte sie einfach aggressiv!
"Boah, jetzt reiß dich!" Sie wollte ihren Schweif packen, aber Lumi sprang mit einem Satz nach hinten und fauchte Glin an.
"So, jetzt langts mir!"
Glin sprang auf und sofort rannte Lumi los und Glin ihr hinterher.
Sie wollte sie, warum auch immer, provozieren und das hatte sie auch geschafft. Glin hoffte nur, dass das Lumi auch mit den Konsequenzen klar kam!
Immer wieder preschte Lumi vor, nur um sich zu Glin umzudrehen und mit ihrem verdammten Schweif zu wedeln.
Glin fauchte wütend, sprang nach vorn und versuchte, Lumi zu erwischen, die einfach an ihr vorbei sprang.
Glin hatte keine Ahnung, wie lang das hin und her ging, bis sie Lumi endlich erwischte.
Sie drückte ihren Kopf auf den Boden und biss ihr in den Hals. Nicht stark genug, um sie zu verletzen, aber sie sollte endlich raffen, wer hier das sagen hatte!
Wie auch immer, entkam Lumi ihr, verpasste ihr einen weiteren Hieb und rannte in das Lager zurück, wo sie sich breit grinsend zurück verwandelte.
Wenn sie dachte, dass damit alles vergessen war...!
Glin trat leise fauchend auf sie zu, während sich ihr Fell bedrohlich sträubte und...
Moment...was?
Sie sah an sich hinab, aber da war weder ihr Umhang noch ihre Schuhe oder Füße.
Nur zwei schlanke Beinchen, die dasselbe Fell wie ihre Haare trugen und in zwei weißen Tatzen endeten.
Wie...?
Glin war so darin vertieft gewesen, Lumi zu jagen, dass sie nicht einmal gemerkt hatte, dass sie auf Stubentiger Größe geschrumpft war, noch dass sie auf allen vieren lief!
Testweise ging sie ein paar Schritte und war erstaunt, wie natürlich es sich anfühlte.
Die befürchtete Panik blieb zum Glück aus und Glin schloss die Augen.
Auch wenn es sich völlig normal anfühlte, fühlte es sich dennoch anders an. Als hätte sie all die Zeit eine Münze nur von der Kopfseite aus betrachtet und nun das erste mal die andere Seite gesehen.
Sie versuchte ihr gewohntes Ich in Erinnerung zu rufen und keine fünf Sekunden später war sie wieder eine Neko.
"Ich hab dich gewinnen lassen, das ist dir klar, oder?" Sagte Lumi lachend, aber Glin war gar nicht zum Lachen.
Sie setzte sich wieder zu May, die Glin nur ungläubig anstarrte.
"Lumi...was bedeutet das...?"
Die Neko zwinkerte ihr zu und machte es sich bequem.
"Ich würde sagen, dass du eine Neko bist. Wusstest du das etwa nicht?"
"Ha...ha! Ich meine es ernst!"
"Was ich dir jetzt verrate, solltest du niemanden erzählen, das selbe gilt für dich May!"
Die Elfe nickte nur knapp und Lumi seufzte.
"Wenn Spieler nach Eternal kommen, dann ist es nur ihre Seele, die unsere Welt betritt. Die Körper der Spieler...es sind tote und seelenlose Körper, die mit Magie an die Wünsche der Spieler angepasst werden und durch die Seele wiederbelebt werden. Meine Herrin, die Finsternis Eternals, ist es, die den Spielerin ihre Körper gibt. Das ist auch der Grund, warum Spieler keine normale Magie lernen können und von ihrer Ausrüstung abhängig sind. Aber meine...Rita wusste nichts von dir Glin. Sie hat dir niemals einen Körper gegeben, noch wusste sie davon, dass deine Seele Eternal betreten hatte. Wenn du sagst, das du diese Magie wirken kannst, dann muss das bedeuten, dass der Körper, in dem du dich befindest, niemals gestorben ist...nein...das Körper und Seele völlig intakt sind."
Glin schüttelte heftig den Kopf. "Unmöglich."
"Spielerin, ich weiß Glin. Ich habe dir gesagt, dass meine Herrin Fragen an dich hat, oder? Sie hält es nämlich für genau so unmöglich."
"Kann es nicht jemand anderes getan haben?"
Lumi schüttelte bestimmt den Kopf. "Ausgeschlossen. Die einzige Person, die außer Rita dazu in der Lage gewesen wäre, ist gestorben, als Eternal noch nicht einmal existierte. Wir reden hier nicht von Magie im herkömmlichen Sinne Glin. Es ist eine Macht, älter als Eternal. Viel..viel älter."

"Du bist mehr Glin, viel mehr als eine einfache Spielerin. Finde heraus, was vor 2 Jahren geschehen ist. Erkunde das Schicksal der goldenen Flamme der Zerstörung und werde zum Schwert der Zerstörung für diese Welt."

The Eclipse of EternalTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon