Freund und Feind!

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"Glin, wach auf!"
"Noch 5 Minuten..."
Glin wollte sich die Decke über den Kopf ziehen, aber diese Nervensäge ließ einfach nicht locker!
"Steh auf!"
"Geht's noch!" Sie wollte die Decke, die ihr entrissen wurde, noch retten, hatte aber keine Chance und riss die Augen auf, nur dass es nicht, wie vermutet, May war, die sie weckte.
"Komm, ich muss dir etwas zeigen, Glin!"
Es war noch tiefste Nacht! Dennoch streckte sie sich und sah zu May, die seelenruhig weiter schlief.
"Wehe, es ist nichts wichtiges Wanderin!"

Nachts wirkte Helmgarten so viel anders als tagsüber.
Die paar Leute, die ihnen entgegen kamen, sahen alle nicht sehr vertrauenserweckend aus und wie schon im Gasthaus, schien niemand die Wanderin zu bemerken.
Sie sprachen die ganze Zeit über kein Wort und Glin wüsste auch gar nicht, was sie sagen sollte.
Ihre Begleiterin war alles andere als Gesprächig also konnte es Glin auch direkt sein lassen!
Aber als sie eine halbe Stunde, gefühlt sinnlos durch die Stadt gelaufen sind, reichte es Glin.
"Sag mal, was wird das, wenn's fertig ist Wanderin?"
Sie blieb stehen und drehte sich zu ihr um.
"Sag mir Glin, was bist du bereit, für May zu tun?"
Hä? Was war das jetzt für eine Frage?
"Alles was nötig ist, denke ich." Die Wanderin nickte, als hätte sie nichts anderes erwartet.
"Und wie weit würdest du gehen, um deine Ziele zu erreichen?"
"Bis zum Ende!" Sagte sie entschieden.
"Denkst du, dass du mit dieser Einstellung allein bist Glin?
"Dass jemand bereit ist, für andere weit zu gehen, aber seine eigenen Ziele dabei immer im Fokus hat?" Glin schüttelte verwirrt den Kopf. "Ist das nicht normal?"
Sie nickte und lief wieder, dieses Mal langsamer los.
"Vergiss das nicht Glin. Jede Person in Eternal hat auch eigene Gründe zu handeln.
Eure Ziele können dieselben sein, dennoch handelt die Person nicht in deinem Sinne, sondern in ihrem und aus Freunden können schnell Gegner werden, oder aus Feinden Verbündete."
"Aha und was ist dein Ziel, Wanderin?"
"Eternal zu vernichten!"

Kaum hatte die Wanderin den Satz ausgesprochen, erschien Glins Stab in ihrer Hand, den sie auf die Wanderin richtete. "Dann sind wir Feinde!"
Die Wanderin nickte knapp und sah in eine Gasse.
"Das sind wir Glin". Zumindest im Moment. Dennoch ist dein Handeln für mein Ziel unerlässlich.
Ich bin bereit, dich zu unterstützen, weil mich dein Handeln meinem Ziel näher bringt. Ob wir uns am Ende, als Feinde gegenüberstehen, oder als Freunde die Hand reichen, wird die Zeit zeigen!"
War Glin egal! Sie feuerte einen Feuerball auf die Wanderin ab, der aber einfach verpuffte, bevor er sie erreicht hatte.
"Wir müssen uns nicht bekämpfen Glin. Wenn du die Wahrheit über diese Welt erfährst, wirst du zu demselben Schluss kommen wie ich. Du spürst es doch auch. Das etwas mit dieser Welt nicht stimmt. Das Eternal von innen heraus verfault."
Glin spürte einen Scheiß Dreck! Wie konnte sie nur so blöd gewesen sein, der Schlampe zu trauen, nur weil sie ihr im Gasthaus das Leben gerettet hatte?!
"Glin...bitte glaube mir, dass ich..."
"Schnauze! Ich gehe jetzt zurück und wir beide werden uns nie wieder sehen, klar?"
"Nein!" Glin fasste sich röchelnd an den Hals. Was...was machte die Wanderin da mit ihr?
Sie konnte ganz normal atmen, aber... sie hatte dennoch das Gefühl zu ersticken...
"Hör auf! Ich..." Glin sank röchelnd auf die Knie. Sie wusste, dass sie nicht in Gefahr war. Ihr war bewusst, dass sie ganz normal atmen konnte, aber dennoch... Dieses Gefühl zu ersticken war einfach übermächtig. "Es tut mir leid, dir das antun zu müssen Glin. Können wir nun weiter gehen? Wir haben unser Ziel noch nicht erreicht."
Das Gefühl verschwand sofort und Glin funkelte die Wanderin hasserfüllt an.
Sie war in ihrer Gewalt, das war Glin völlig klar und sie hatte keine Chance, sich gegen die Wanderin zu wehren. Dass sie Glin dabei nicht einmal offen angriff, machte es beinahe noch schlimmer. Sie fühlte sich so machtlos...so ausgeliefert...wie eine Marionette, die nach ihrer Pfeife tanzte!


Als sie ihr widerwillig zu folgen begann, wurde Glin mit einem Schlag bewusst, was Sache war und diese Erkenntnis trieb ihr die Tränen in die Augen.
Sie war der Wanderin nicht nur völlig ausgeliefert. So...so musste es sich anfühlen, versklavt zu werden... Die Wanderin...
Sie konnte sie nach Belieben foltern, sogar töten, sie tun lassen, was sie wollte und Glin konnte sich nicht wehren...
Erneut sank sie auf die Knie, dieses Mal schluchzend. Sie war so armselig, so...schwach.
"Lass mich gehen...bitte!" Flehte sie, aber die Wanderin schüttelte nur den Kopf.
"Ich will nicht...deine Sklavin sein....!"
Das erste Mal sah sie so etwas wie Erstaunen auf ihrem Gesicht. "So interpretierst du die Situation?" Das war nie meine Absicht, bitte vergib mir. Es ist nicht mehr weit. Ich werde dich nie wieder zu etwas drängen, ich verspreche es dir."
Glin glaubte ihr seltsamerweise sofort. Das Bedauern in ihrer Stimme war echt, da gab es keinen Zweifel. "Dann kann ich gehen, ja?" Fragte sie zögerlich und die Wanderin nickte.
"Wenn das dein Wunsch ist. Aber ich flehe dich an, es nicht zu tun."
Sie stand unsicher wieder auf und starrte sie an.
Sie könnte verschwinden und der Wanderin damit zeigen, was sie von ihr hält.
Oder einfach mit ihr kommen und herausfinden, was ihr Ziel war und was sie von Glin wollte.
"Ich hasse dich, ich hoffe, das ist dir klar?"
Sie nickte und lief einfach wieder los. Glin verzog das Gesicht. Sie würde es sowas von bereuen, wenn sie jetzt den Schwanz einzog...

The Eclipse of EternalWhere stories live. Discover now