Die Wanderin!

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Glin schreckte auf, als sie ein sachtes Klopfen hörte.
"Ja?"
Erst jetzt viel ihr auf, das es schon zu dämmern begonnen hatte. 
Verdammt, sie war eingepennt, während Natalie Tee gemacht hatte.
Besagte schob ihren Kopf ins Zimmer und sah Glin mit ihren üblichem Lächeln an.
"Wir haben gerade geschlossen und keine weiteren Gäste. Wenn du möchtest, kannst du mit runter kommen."
Da musste Glin gar nicht lange nachdenken, hier drin würde sie nur irre werden.
Markes war gerade dabei die Tische ab zu wischen und Glin schnappte sich einen Besen und begann zu fegen, nicht weil sie musste, sie wollte sich nur irgendwie erkenntlich zeigen.
Natalie sah sie einen Moment verwundert an, begann dann aber wortlos die leeren Flaschen aus dem Hinterzimmer vor neben die Eingangstür zu stellen.
"Glin, kannst du...?"
"Natalie!" Zischte Markes sofort und Glin sah ihn erschrocken an.
"Paps, ich hab sie nicht...es ist kompliziert."
Ja, das war es wirklich...
Markes sah Glin fragend an, die nur nickte. Ein Grunzen und er machte sich wieder an die Arbeit. Was für ein geselliger alter Mann er doch war.
Kaum waren sie fertig, setzte sich Natalie mit zwei Tassen Tee an einen der Tische und Glin setzte sich zögerlich dazu. Sie starrten beide einen Moment in ihre Tassen, bis sich Natalie räusperte.
"Wie gesagt, ich möchte dich nicht überfordern und ich bin auch nicht die beste, wenn es darum geht deine Fragen zu beantworten, aber ich gebe mir Mühe."
Glin nickte nur dumpf und sah zu Natalie die sich genau so unwohl zu fühlen schien wie sie.

"Eine Frage pro Tag Glin? Achso, unter den Umständen kannst du natürlich bleiben, solang es nötig ist oder du willst. Keine Angst, ich regel das schon."
Eine Frage...welche Frage war am wichtigsten...
"Was ist mit den Nekos?"
Das sie die Antwort nicht freuen würde, sah Glin sofort an Natalies Reaktion. Sie senkte den Kopf und schüttelte ihn leicht.
"Nichts, auf das wir stolz sein können, aber in deiner Lage verständlich, das du es wissen willst."
Sie holte tief Luft und sah Glin fest in die Augen.

"Vor etwa 60 Jahren schlossen sich 4 Fürstentümer, darunter auch das unsere zusammen und überfielen das Tatz, das Königreich der Nekos!" Sagte sie leise und sah wieder in ihre Tasse.
"Es war ein Massaker. Weder hatten die Nekos ein Heer, noch jemanden, der sie unterstützte. Ihr Reich wurde schlicht überrannt, tausende verloren ihr Leben, darunter auch die Königin. Die überlebenden Nekos versuchten zu den Elfen, Dunkelelfen oder ins Dämonenreich zu flüchten, aber nur wenige haben es geschafft."
Sie zitterte leicht, als sie weiter sprach, als würde es sie selbst so sehr schockieren.
"Die Nekos wurden zu hunderten gefangen und versklavt Glin. Die Menschen erklärten jede Neko für Vogelfrei und..."
Sie sprach nicht weiter, aber das musste sie auch nicht.
Nein, man musste wirklich verrückt sein, als Neko einem Menschenreich nur nah zu kommen.
"Warum tut niemand etwas dagegen?" Fragte sie verwundert und Natalie lächelte schwach.
"Wer denn Glin? Die Elfen und die anderen magischen Rassen würden nie von sich aus in den Krieg ziehen, das wäre Selbstmord. Die anderen Halbmagischen Rassen wie Werwölfe sind viel zu schwach und haben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen.
Die Orks und Zwerge interessieren sich nicht für die anderen Rassen und den Chibis geht es nicht unbedingt besser."
Ja, das hatte Glin gesehen...
"Dazu kommt..." Eine tief sitzende Angst kroch in Natalies Blick.
"Dazu kommt, das sie Priester der Finsternis, sowas natürlich mehr als befürworten und unterstützen. Kein Reich wäre dumm oder stark genug, sich mit ihnen an zu legen."
Wieder diese Priester der Finsternis...
So wie Natalie reagierte, waren sie nicht einfach nur eine Sekte voller Spinner, sondern eine echte Gefahr für die Welt.
"Das soll es aber für heute gewesen sein Glin. Du kannst von Glück reden, das du Jemsen über den Weg gelaufen bist, wäre es eine andere Wache gewesen, wärst du jetzt vielleicht tot oder schlimmeres...."
Ja, Glin dachte an die zwei Wachen. Wären sie sich nicht so sicher gewesen, das Glins Schicksal schon besiegelt war, würde sie jetzt...
Natalies Lächeln kehrte mit einem Schlag zurück und sie nickte Glin zu.
"Aber nun ist ein Spieler in Eternal. Vielleicht bist du ja genau die Hoffnung, nach der wir so lange suchen!"
Glin konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen.
Sie und eine Hoffnung? Das hier war nicht ihre Welt, ihr Kampf oder was auch immer.
Was auch immer die Spieler für die Leute hier waren, Glin war es ganz sicher nicht!
Weder konnte sie kämpfen, noch wollte sie es.
"Nein, bin ich nicht. Tut mir leid Natalie. Aber ich hätte trotzdem noch eine winzige Frage."Wenn Natalie enttäuscht war, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie nickte abwartend und Glin seufzte innerlich. Das wäre eigentlich die wichtigste Frage gewesen.
"Wie und wo kann ich hier aufs Klo gehen?"
Glin fauchte vor Schreck, als Natalie ohne Vorwarnung in lautstarkes Gelächter ausbrach.

The Eclipse of EternalWhere stories live. Discover now