Kapitel 41 - Rechtfertigungen

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Kapitel 41 - Rechtfertigungen

– Julie –

La Push, Juni 2010

„Bitte, Dad, ich will jetzt nicht –", versuchte ich müde auszuweichen, doch mein Vater war längst in Rage geraten.
„Du kannst doch nicht vergessen haben, wie schlecht es dir in all der Zeit gegangen hat!", polterte er direkt wieder los. „Was ist mit Dillon?"
„Paul und ich haben doch nicht –"

Doch wieder fiel mir Dad ungehalten ins Wort.
„Ist das der Grund, weshalb Dillon nicht mitgekommen ist? Wolltest du ihn nicht dabeihaben, um dich wieder auf diesen Lahote einzulassen?"
„So ein Unsinn!", widersprach ich ihm nun doch überraschend laut, während ich versuchte, mich zu meinem Zimmer vorzukämpfen. „Er hat mich doch nur heimgefahren!"

Düster sah Dad mir hinterher.
„Dieser Kerl hat dich noch nie einfach nur heimgefahren! Julie, bleib hier! Du kannst dir doch nicht schon wieder alles kaputt machen! Du hast es sogar versprochen!"
Der Mann, der sonst die Ruhe selbst war, eilte mir nun schnellen Schrittes, schimpfend den Flur hinterher.

Von seiner Ausgeglichenheit war keine Spur mehr – verständlicherweise, denn das Thema Lahote hatte ihn schon vor Jahren einige Nerven gekostet. Zu sehen, wie sich die eigene Tochter wegen eines Kerls, der es nicht wert war, zu Grunde richtete, war grausam für ihn gewesen.

Gerne hätte ich ihm seine Sorge genommen, doch ich hatte keine Nerven, ihm nun zu erklären, weshalb mich Lahote nach Hause gebracht hatte oder weshalb ich ihm nicht mehr direkt an die Gurgel springen wollte. Stattdessen schloss ich bloß entschieden meine Zimmertüre hinter mir und erwischte mich, wie ich sogar den Schlüssel umdrehte.

„Julie!", ertönte die verärgerte Stimme meines Vaters durch die Holztüre.
Er musste gerade ein schreckliches Déjà-vu durchleben, doch im Moment sehnte ich mich bloß nach meinem Bett.
„Wir reden morgen, Dad", ließ ich ihn seufzend wissen und ließ mich müde gegen die Tür fallen.

Wie zur Hölle sollte ich ihm jemals klarmachen, dass mein Greul gegen Lahote wieder verraucht war und sich die Dinge geändert hatten, ohne ihn maßlos zu enttäuschen. Immerhin jagte mir der Gedanke, Lahote zu verzeihen, selbst schon einen Schauer über den Rücken.

Es war, als würde ich mich selbst verraten.
Ich hatte mir so oft geschworen, weiterzuziehen und ihn niemals wieder in mein Leben zu lassen – und doch stand ich nun hier und alles, woran ich denken konnte, war er und wie wohl ich mich in seiner Nähe fühlte, selbst wenn er nichts sagte.

Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich dachte an Bella und die Zukunft, die ihr nun mit den Cullens bevorstand und schon verfluchte ich mich wieder selbst dafür, dass zwischen mir und meinem Glück bloß mein eigenes Ego stand.
Ich hielt mich selbst zurück, bloß weil ich Angst hatte, die Entwicklung, die ich dank der Distanz und London durchlebte hatte, wieder zunichte zu machen, indem ich Paul eine neue Chance gab.

Und dann war da auch noch Dillon, der vermutlich nicht das Geringste ahnte. Nichts hatte mir je ferner gelegen, als diesem wunderbaren Menschen das Herz zu brechen.

Wie ich es auch drehte und wendete – Lahote brachte schon wieder mein ganzes Leben durcheinander.
Er machte meinen Dad rasend, gab mir das Gefühl mich wieder zurückzubewegen und im Moment gab ich ihm auch die Schuld daran, dass ich mich von Dillon trennen wollte.
Und trotz allem ertappte ich mich immer wieder bei einem schwachen Lächeln, wenn ich an ihn dachte.

Lahote || Twilight / WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt