Kapitel 07 - Das Wiedersehen (1)

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Kapitel 07 – Das Wiedersehen (1)

– Julie –

La Push, September 2009

Gedankenverloren war ich inzwischen wieder auf dem Weg nach Hause und streifte durch die Siedlungen La Pushs.
Jacobs Freundin, oder besser gesagt sein neuster Schwarm Bella, wollte ihn also morgen hier besuchen kommen und Jake hatte durchklingen lassen, dass er sich freuen würde, wenn Lou und ich sie treffen würden.

Seitdem Embry sich von ihm abgewandt hatte, schien er etwas einsam zu sein, wollte Bella aber gleichzeitig sicherlich auch seine Freunde aus dem Reservat vorstellen.
Ich fragte mich, weshalb nicht Quil oder Paul – wobei, bei Paul wunderte ich mich weniger – diese Ehre zuteilwerden sollte, doch Lou und ich sprangen natürlich nur zu gerne ein.

Es konnte nicht schaden, neue Leute kennenzulernen – immerhin waren mir die Leute im Reservat bereits allesamt bekannt und einige davon waren mir auch nicht besonders wohlgesonnen.

Da kamen mir Menschen, die die alte Julie gar nicht erst kannten und mich nun in meiner neuen Stärke kennenlernten, sehr gelegen.
Gerade malte ich mir in Gedanken aus, wie diese Bella wohl sein würde und auf welche Art von Mädchen Jacob überhaupt stand, als mich eine altbekannte Gruppe passierte und in Richtung des Strandes, den ich gerade eben verlassen hatte, lief.

Vorsichtig hob ich meinen Blick und scannte die kleine Gang möglichst unauffällig.
Ich erkannte Sam, der Emily Young im Arm hielt und die Truppe anführte, gefolgt von Jared, Kim, Brady, Collin und – ja, nach dreifachem Hinsehen war ich mir sicher – Quil Ateara V.

Unwillkürlich verlangsamte ich meinen Schritt und konnte meinen Blick kaum mehr von dem kuriosem Freundeskreis abwenden.
Nicht nur, dass Sam jetzt nicht mehr mit Leah, sondern Emily unterwegs war und so schrecklich innig mit ihr wirkte – was zur Hölle hatte nun auch noch Quil bei ihnen verloren?
Und noch dazu sah er aus wie ausgewechselt. Als hätte man den Körper, den auch Sam und Konsorten spazieren führten, geklont und eine erwachsenere Version von Quils Kopf darauf montiert.

Ich fürchte, mir war sogar mein Mund etwas aufgeklappt, als sie – natürlich ohne mich anzusehen – geschlossen an mir vorbeiliefen.

Es war mir ein Rätsel, wie altbekannte Menschen sich dermaßen verändern konnten, noch dazu – die Optik ausgeschlossen - ins Negative. Quil war immer so ein vernünftiger, anständiger Kerl gewesen und war, ähnlich wie Jake, ständig so lieb zu mir gewesen. Dass er sich nun dieser ignoranten, arroganten und sichtlich eingebildeten Truppe angeschlossen hatte, passte rein gar nicht in das Bild, das ich von ihm gehabt hatte.
Aber zumindest ahnte ich jetzt auch, weshalb Jake Bella nicht Quil vorstellen wollte.

Sie alle hatten meine Aufmerksamkeit so in Beschlag genommen, dass ich noch nicht einmal bemerkt hatte, wie ich den kürzesten Weg nach Hause eingeschlagen hatte. Den Weg, den ich bisher eigentlich gemieden hatte. Den Weg, der mich schnurstracks am Grundstück der Lahotes vorbeiführte.
Und ebendort regte sich in diesem Moment auch etwas.

„Himmel, Lahote, wird das heute noch was? Die Anderen sind längst über alle Berge!", hörte ich klar und deutlich Embrys nörgelnde Stimme, bevor dieser nun auf die Veranda trat und genervt den Kopf in den muskulösen Nacken gelegt hatte.
„Ich schwöre dir, ein falsches Wort...", kam es sofort aggressiv brummend zurück und ich blieb wie erstarrt, mitten auf der Straße, stehen. „Mein kompletter Körper schmerzt, jede einzelne, verfluchte Faser!"

Niemals würde ich Pauls Stimme vergessen können und ebenso hätte sie mich niemals kalt lassen können.
Egal was er gesagt hätte, selbst belanglose Dinge wie diese jagten mir eine kurze, aber intensive Gänsehaut über den Körper und mein Herz setzte einen Schlag aus. So lange hatte ich den Klang der Stimme, die mir so wunderschöne Lügen erzählt hatte, nicht mehr gehört.

Lahote || Twilight / WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt