9. Verzweiflung

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***Gegenwart***

Ich stoppe. "Was ist?", fragte Valerie besorgt.
"Gleich kommt ein Kapitel der Geschichte, das verdammt hart für mich war.", gebe ich zu.
Sie umarmt mich kurz & bestärkt mich somit.
"Okay... Also, Basti war weg & ich konnte einfach nicht mehr..."

***Zeitsprung***

Felix P.O.V

Ich hatte noch nie einen so starken inneren Schmerz verspürt. Ich konnte kaum atmen, ich schnappte verzweifelt nach Luft. Ich rannte so schnell ich konnte ins Bad & übergab mich in die Toilette. Mir war nicht einmal schlecht, ich musste es irgendwie einfach tun. Ich spülte herunter & schleppte mich förmlich zum Waschbecken. Ich wischte mit meinem Pulliärmel meinen Mund ab & sah in den Badeschrank Spiegel.
Ich erkannte mich kaum wieder. Wer war diese Person im Spiegel? Sie sah total fertig & verzweifelt aus. Das war nicht ich, nein, das konnte nicht sein. In meinem Kopf pochte es unaufhörlich.
Schmerztabletten! Die würden helfen. Ich riss förmlich die Tür des Badeschrankes auf & griff zu dem kleinen Fläschchen. Doch bevor ich es herausnahm sah ich ein paar Rasierklingen, die auf eine der Ablagen verstaut waren.
"Tu es.", durchzuckte mich ein Gedanke. Ich stand minutenlang da, die linke Hand an dem kleinen Türchen & in der rechten die Tabletten. Vielleicht würde es mir helfen... Vielleicht würde es mich ablenken. Ich hatte mich schon einmal geritzt, aber das war Jahre her & es war auch nur einmal, nachdem ich einen ziemlich schlimmen Streit mit meinen Eltern gehabt hatte. Ich überlegte. Hatte es damals geholfen? Ja, sehr sogar. & im Moment ging es mir um einiges schlechter als damals.
Ich legte die Tabletten zurück & griff mit zittriger Hand nach einer der Klingen. In meinem Kopf dröhnte es unaufhörlich.
Ich setzte sie an meinem linken Unterarm an. Ich verharrte in dieser Position eine Weile. Mir wurde schlagartig unglaublich kalt. Die Klinge in meiner Hand zitterte unaufhörlich. "Tu es!", schrie eine Stimme in mir. Doch ich hörte keine Stimme, die mich vom Gegenteil überzeugen wollte. Also tat ich es. Ich drückte fest auf & zog nach rechts weg. Eine lange rote Spur bildete sich & tropfte ins Waschbecken. Meine Augen wurden glasig. Wieso ging es mir nicht besser? Ich tat es nochmal & nochmal, tiefer, länger, fester. Das Waschbecken war mit kleinen Spritzern & größeren Pfützen von Blut übersät.
Endlich half es. Ich fühlte mich viel besser. Die Klingen legte ich zurück. Ich atmete tief durch & drehte das Wasser auf. Mit der Hand entfernte ich das Blut & sah, wie es den Abfluss hinunter gespült wurde. Ich hielt auch noch mein handgelenk unter das eiskalte Wasser. Ich schloss endlich das Schränkchen & sah wieder mein Gesicht. Ich sah sogar etwas entspannter aus. Ich holte mein Handy, ging auf den Balkon & zündete mir eine Kippe an. Erst jetzt sah ich die Nachricht von Rewi. Ich klickte auf sein Profil & sah somit auch sein Profilbild. Darauf küsste er Lena innig. Schnell sperrte ich mein Handy wieder & legte es weg. Es tat zwar noch weh, aber nicht mehr so stark. Das ritzen hatte etwas gebracht. Das war gut zu wissen.

***Gegenwart***

Es herrscht Schweigen. Valerie sieht mich mitleidig an.
"Jetzt weißt du, wie die Narben entstanden sind.", flüstere ich beschämt.
"Felix..."
"Keine Sorge, ich bin clean.", lächle ich. Valerie atmet erleichtert auf.
"Kannst du weiter erzählen? Ich will wissen, was noch alles passiert ist."
"Das dachte ich mir!", grinse ich.

***Zeitsprung***

Rewi P.O.V

Ich lag im Bett. Irgendetwas hatte vorhin mit Felix nicht gestimmt. Er war seit Tagen komisch mir gegenüber. Es klopfte an meiner Tür. Ohne, dass ich etwas sagte, kam Paluten rein.
"Ey was is'n los mit dir?", fragte er mit vollem Mund. Ich sah ihn fragend an.
"'Bist seit n paar Tagen so komisch drauf.", fügte er neugierig hinzu & biss erneut von seinem Nutellabrot ab.
Ich antwortete nicht, doch er ließ nicht locker & setzte sich kurzerhand zu mir aufs Bett. Ich richtete mich auf & seufzte.
"Es ist wegen Felix.", antwortete ich besorgt. Paluten zog eine Augenbraue hoch.
"Felix?", mampfte er & schob sich den letzten Bissen in den Mund.
"Ja.. er ist in letzter Zeit bedrückt."
"Das ist doch normal, er hat grad 'ne Trennung hinter sich.", entgegnete er & wischte sich die Krümel von der Hose.
"Ja, eigentlich, aber ich glaube, dass es was mit Lena & mir zu tun hat.."
"Vielleicht ist er eifersüchtig!", lachte Paluten. Grinsend schüttelte ich den Kopf.
"Nein, ernsthaft. Vermutlich nervt es ihn, dass ich wegen ihr fast keine Zeit mehr für ihn habe.."
"Aber du bist doch vorhin noch zu ihm gefahren, oder?", fragte er verwirrt.
Ich nickte. "Ja, aber er war sobald ich Lena erwähnt habe total abweisend & hat mich Heim geschickt." erklärte ich angeschlagen.
Paluten hörte aufmerksam zu & nickte geistesabwesend.
"Ich hab ihm schon ziemlich oft gesagt, dass es mir Leid tut & dass ich versuche, dass alles irgendwie zu regeln, aber es ändert nichts an seinem Verhalten mir gegenüber.", fügte ich verzweifelt hinzu.
"Dann brauchst du einen Plan B." schlug er letztendlich vor.
"& der wäre?", fragte ich erleichtert. Endlich sagte mir mal jemand, was ich tun sollte, denn ich hatte mittlerweile keine Ahnung mehr.
"Weiß ich nicht.", antwortete Paluten. Na toll.
"Aber denk dir aufjedenfall was aus. So geht das auf Dauer nicht weiter."

Rewilz FF - Sometimes, I miss you.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt