Kapitel 37 - Herz gegen Kopf

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Ich hatte einen kleinen, winzigen Funken Hoffnung gehabt, als sie vor dem Kampf einen kleinen Schritt auf mich zugetan hatte.
Sie war eine kurze Zeit lang auf mich angewiesen gewesen, was ich auch in vollen Zügen genossen hatte. Der Sturz auf den Boden der Tatsachen war dann jedoch umso schmerzhafter.
Ich war Julie nicht egal, doch bei sich haben wollte sie mich dennoch nicht – und damit leben zu können, schien mir schier unmöglich.

Lustlos, zerstreut und tieftraurig zugleich lag ich auf meinem Bett und starrte leer an die Decke.
Seitdem Dad auf Reha war, hatte ich das Haus für mich, doch so leer hatte es sich noch nie angefühlt. Alles, was ich wollte, war Julie. Sie war die Hoffnung darauf, dass ich eines Tages vielleicht doch ein vernünftiges Leben leben konnte.
Aber letztendlich sollte ich wohl doch auf ewig allein sein und anstatt Julie diese endlos tiefe Traurigkeit an meiner Seite haben.

Jared und Sam genossen ihre Zeit mit Kim und Emily, nachdem der Kampf überstanden war, Embry und Quil wichen kaum mehr von Jakes Bett und der Rest des Rudels konnte mir im Moment gestohlen bleiben. Niemand würde im Moment als Gewinner hervorgehen, wenn er in meiner Gegenwart war. Ich wollte sie nicht in Wolfsgestalt auch noch mit meinen Gedanken behelligen.

Ich hatte mir die Nacht um die Ohren geschlagen und musste erst in den frühen Morgenstunden irgendwann in den längst überfälligen Schlaf gefunden haben. Mein Körper hatte Erholung definitiv nötig.

Erst als ein leises, zögerliches Klopfen an der Hintertür, die direkt in mein Zimmer führte, ertönte, wurde ich wieder ins Leben zurückgeholt – viel zu früh für meinen Körper.
Vollkommen benebelt schnellte ich trotzdem nach oben und wurde wie durch eine magische Kraft zur Hintertür gezogen.

Ich hatte meine Augen noch gar nicht ganz offen und gewöhnte mich eben noch an das morgendliche Licht, als ich bereits den Türgriff in der Hand hatte und sie bereitwillig aufriss.
Erst der Duft, der mir in dieser Bewegung entgegenschlug, ließ mich auf einen Schlag hellwach werden – Julie.

Unsicher und sichtlich zerrissen stand sie vor meiner Haustüre und erwischte mich in diesem Moment so kalt, dass ich bloß noch bemerkte, wie ich zunächst in Schockstarre vor ihr stand und dann reflexartig, ohne ein Wort zu sagen, die Tür wieder zu donnerte.

Julie Hanson stand tatsächlich hier vor meinem Haus. Sie musste zu mir wollen – zu mir.
So musste sich Julie gefühlt haben, als ich sie vor fünf Jahren auf dieser Party am Strand angesprochen hatte.

Wenige Augenblicke stand ich wieder in meinem Zimmer und starrte auf die geschlossene Tür.
War ich nun vollkommen bescheuert? Sie stand endlich hier! Es musste sie unheimlich viel Überwindung gekostet haben und ich knallte ihr vor Schock die Tür vor der Nase zu?

Hektisch riss ich im nächsten Moment wieder die Tür auf und sah, dass Julie diese wenigen Sekunden nicht genutzt hatte, um wieder zu verschwinden.
Stattdessen sah sie mich irritiert an und blinzelte verwirrt. Sie musste auch kaum geschlafen haben, doch sie sah dennoch wunderschön aus.

„Hey, ich – Guten Morgen, du –", fing ich überstürzt an zu reden und verhaspelte mich direkt wieder, ehe ich mich wieder etwas sammeln konnte. „Tut mir leid, ich hab irgendwie nicht mit dir gerechnet."
„Glaub mir, das hab ich am allerwenigsten", hörte ich Julie resigniert seufzen, während sie meinem Blick auswich.

„Ich freu mich aber, dass du hier bist", gestand ich ehrlich und schenkte ihr ein Lächeln, auch wenn sie es anscheinend nicht sehen wollte.
Mein Herz trommelte wie wild.
„Naja, ich fürchte, wir kommen nicht drum rum, nochmal miteinander zu reden. Also.."

Ungeduldig, als wollte sie diese Situation schnellstens hinter sich bringen, sah sie mich nun doch kurz an und ich hätte schwören können, mein Herz explodierte jeden Moment.
Julie wollte mit mir reden.

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now