Kapitel 26 - Überlegungen

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„Absolut nicht!", kam meine Antwort wie aus der Pistole geschossen.
Ich wollte ihn nicht in dieser Unsicherheit wissen. Er war ein viel zu toller Mensch, als sich auch nur eine Sekunde schlecht zu fühlen.
„Mir ging's die letzten Tage wirklich bloß nicht gut, aber es geht schon wieder aufwärts. Und ich vermisse dich schrecklich, das kannst du mir glauben. Ich kann's kaum erwarten, dich wiederzusehen."

Erleichtertes Seufzen drang durch das Telefon an mein Ohr.
„Wem sagst du das. Wann kommst du endlich nach LA?"
„Ich hab schon 'ne Menge passender Unis gefunden!", erzählte ich sofort wahrheitsgemäß. „Allerdings ist das alles so verdammt teuer. Aber ich hab mir überlegt, dass ich das erste Jahr vielleicht einfach erstmal arbeite und spare."

„Das klingt doch schon mal nach einem Plan!"
Ich konnte förmlich hören, wie Dillon in diesem Moment breit lächelte und ihm ein Stein vom Herzen fiel, als er hörte, dass ich nach wie vor überzeugt davon war, zu ihm zu kommen.
„Und was die Wohnungssuche angeht, kann ich dir gerne helfen. Ich kenn' eine Menge Leute und du kannst natürlich auch gerne erstmal bei mir unterkommen und dann vor Ort suchen", bot er großzügig an.

Nun war ich es, der ein breites Lächeln im Gesicht stand. Dillon war bereit, mir all das zu bieten, was ich mir von Paul immer gewünscht hatte.
Er wollte mir die Welt zu Füßen legen, er wollte mich bei sich haben und schätzte alles, was ich war und ihm gab – er war ein wahnsinnig schönes Geschenk, für das ich gar nicht dankbar genug sein konnte.

„Den Wohnungsmarkt hab ich mir auch schon angesehen. Darauf komm ich also gerne zurück", lachte ich, jedoch mit hörbarem Ernst in der Stimme.
Vielleicht waren all diese irre Geschichten und Geschehnisse im Reservat der letzte Anstoß, den ich gebraucht hatte und ein weiteres Zeichen, dass La Push nichts für mich war.

Verträumt verlor ich mich also weiterhin in meinen Träumen und schmiedete Zukunftspläne mit Dillon, bis ich schließlich seine quengelnden Freunde im Hintergrund hörte.
„Okay, okay", lenkte er letztendlich stöhnend ein. „Sorry, Babe, wie du hörst, wird nach mir verlangt. Die Jungs wollen zum Strand."
„Klar, geh nur", lächelte ich in mein Handy, als ich auf meinem Bett lag und an die Decke starrte, doch vor meinem inneren Auge sah ich bloß Dillons strahlendes Lächeln.

„Du solltest übrigens vielleicht auch mal wieder was unternehmen", riet er mir, als er sich hörbar auf die Beine hievte. „Klingt, als würdest du nur Zuhause sitzen. Lou würde es dir bestimmt danken, wenn du mal wieder ein bisschen am Leben teilnimmst."
Dillon ahnte nicht, wie turbulent mein Leben in letzter Zeit tatsächlich gewesen war, doch zu meinem Bedauern konnte ich ihn auch nicht darin einweihen – ein Grund mehr, all das hinter mir zu lassen und stattdessen ein Leben mit ihm zu führen, an dem ich ihm auch ausnahmslos teilhaben lassen konnte.

Dasselbe galt leider auch für Lou. Sie war meine beste Freundin, doch das, was ich erfahren hatte, konnte ich dennoch nicht mir ihr teilen. Anstatt sie also anlügen zu müssen, war ich ihr in letzter Zeit aus dem Weg gegangen und legte damit wohl dasselbe Verhalten an den Tag, das ich Jake noch vor Kurzem zum Vorwurf gemacht hatte.

„Mach ich", versprach ich Dillon dennoch selbstsicher. „Jetzt fühl ich mich ja etwas fitter. Dir auf jeden Fall viel Spaß am Strand."
Wie gerne wäre ich bei ihm gewesen und hätte den Tag an seiner Seite verbracht, doch noch musste ich hier meine Zeit absitzen.
„Danke, Babe. Ich meld mich, mach's gut."
„Bis dann."

Glücklich legte ich mein Handy auf meiner Brust ab und staunte einmal mehr darüber, wie sehr mich Dillon immer wieder ablenken konnte. Mein Leben hier stand Kopf, doch all das war in den letzten Stunden, die ich mit ihm gesprochen hatte, in den Hintergrund gerückt.
Ich war mir sicher, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wie viel er für mich tat und was er in mir bewirkte.

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now