Kapitel 38: Finale der Royal Knight Kämpfe

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Nun stand ich also wieder auf dem Kampffeld. Gegenüber, hundert Meter von mir entfernt, stand Yuno. Sein Lächeln war sanft, auch wenn wir im Moment als Gegner gegenüberstehen.

Es war das Finale der Royal Knights Kämpfe, weshalb nun auch der König Clovers anwesend war und mich die ganze Zeit beobachtete. Unangenehme Schauer rasten mir über den Rücken, jedoch ignorierte ich das und atmete einmal tief durch.

Ich muss einfach in die Royal Knights, auch wenn es das letzte ist, was ich tun werde.

Und das bedeutete, den schwarzhaarigen vor mir zu besiegen.

"Bell." hauchte ich leise, da erschien die Sylph aus meinem Grimoire und schwebte direkt vor meinem Gesicht. "Ja, Aya?" sprach sie mich an und lächelte dabei warm. "In diesem Kampf werde ich deine Hilfe brauchen. Yuno ist ein verdammt starker Gegner, der seine Fähigkeiten kennt und auch gut beherrscht." warnte ich sie vor, sie nickte entschlossen und setzte sich dann auf meine Schulter.

Leopold und ich nickten uns gegenseitig zu, da erklang das Startsignal für den Kampf.

Yuno setzte seinen ersten Angriff auf mich, welchen ich sofort abblockte und ihn von den anderen abschirmte. In diesem Moment war sein ganzer Fokus auf mich gelegt, das musste ich ausnutzen, um Leopold die Möglichkeit zu geben, den gegnerischen Kristall zu zerstören.

Es herrschte Stille zwischen Yuno und mir, dennoch lächelten wir beide. Dieser Kampf war längst hinfällig, das wussten nicht nur wir beide.

Die, die am schnellsten aufstieg gegen den, der eine der stärksten Entwicklungen gemacht hat. Unsere Grimoire schlugen gleichzeitig eine Seite auf, Yuno schoss einen gewaltigen Windspeer auf mich, welchen ich mit einem Windbohrer durchlöcherte.

Wir grinsten uns weiterhin an, auch als ich einen Feuerregen über meinen schwarzhaarigen Sandkastenfreund zauberte.

Es ging eine Weile so hin und her, bis ich von Leopold einen kurzen Ausruf wahrnahm und in jene Richtung sah.

Mein Herz blieb für eine Sekunde stehen, als ich den Angriff auf Leopold sah, der durchaus tödlich ausgehen könnte.

Wie in Zeitlupe erschien ich vor Leopold, blockte die Attacke ab, schoss intuitiv einen Angriff aus meinem Grimoire und zerstörte in einem Atemzug dabei auch den gegnerischen Kristall.

Erstarrt blieb ich stehen und sah auf unseren Gegner hinab, der bewegungslos vor mir lag und nur schwach atmete.

Hatte ich gerade...?

Hatte ich gerade fast einen Menschen getötet?

Mein Herz begann zu rasen, versuchte aber meinen Atem ruhig zu halten, während mir die Tränen in die Augen schossen.

Der Sieg meines Teams wurde verkündet, während ich mein Grimoire erneut öffnete und einen Heilzauber aussprach, damit der Magier vor mir nicht stirbt.

Es dauerte nicht lange, da öffnete der Mann unter mir die Augen und betrachtete mich einige Sekunden mit einem leuchten in den Augen. Verwirrt richtete ich mich auch und schüttelte kurz den Kopf, um meine Gedanken wieder zu ordnen.

Schnell verließ ich die Arena und versuchte dabei, meine Gedanken abzuschalten, was nur mäßig funktionierte, da die anderen Teilnehmer bereits auf der Suche nach mir waren.

Ich fühle mich angespannt und gestresst, obwohl ich ‚nur' einen Menschen fast getötet hätte. Aber ich wollte niemanden töten.

Das war nicht das, was uns Schwester Lilly beigebracht hatte.

Ich lehnte mich gegen die nächstbeste Wand an und blickte zur Decke hinauf, das Grimoire in meiner Hüfttasche verstaut.

Es war schwer, die Gedanken zu ordnen, während die Erleichterung des Sieges und die Angst vor dem beinahe begangenen Fehler sich in meinem Kopf verstrickten. Die Blicke der anderen Teilnehmer lasteten schwer auf mir, und ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass ich ihr Vertrauen enttäuscht hatte.

Langsam atmete ich tief ein und aus, versuchte, mich zu beruhigen und meine Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Ich musste einen klaren Kopf bewahren und darüber nachdenken, wie ich mit dieser Situation umgehen konnte. Es war klar, dass ich nicht einfach so weitermachen konnte, als wäre nichts geschehen.

Ich musste mich meiner Verantwortung stellen und überlegen, wie ich in Zukunft sicherstellen konnte, dass so etwas nicht noch einmal passieren würde. Vielleicht musste ich meine Kampftechniken überdenken oder meine Reaktionen schärfen.

Während ich dort stand und nachdachte, spürte ich, wie eine Hand sanft meine Schulter berührte. Ich wandte den Blick zur Seite und sah Leopold neben mir stehen, sein Gesicht von einem ernsten Ausdruck gezeichnet.

"Es ist okay, Aya", sagte er ruhig. "Wir alle machen Fehler. Wichtig ist, dass wir daraus lernen und uns verbessern. Du hast das Richtige getan, indem du ihn gerettet hast."

Seine Worte beruhigten mich ein wenig, und ich nickte langsam. Vielleicht war es tatsächlich möglich, aus diesem Vorfall gestärkt hervorzugehen und meinen Weg als Royal Knight weiterzugehen.

Mit Leopolds ermutigenden Worten fühlte ich mich etwas erleichtert, aber dennoch lastete das Gewicht meiner Handlung schwer auf mir. Ich wusste, dass ich nicht einfach darüber hinwegsehen konnte. Es war wichtig, dass ich diese Erfahrung reflektierte und daraus lernte.

Als die anderen Teilnehmer näherkamen und mich umringten, spürte ich ihre Blicke auf mir ruhen. Einige von ihnen sahen besorgt aus, andere neugierig. Doch keiner sprach ein Wort, während ich versuchte, meine Gedanken zu sammeln.

Plötzlich trat ein Mann aus der Gruppe hervor, ein erfahrener Magier, den ich respektierte. Sein Gesichtsausdruck war ernst, aber nicht vorwurfsvoll.

"Aya", begann er mit ruhiger Stimme, "ich habe den Kampf beobachtet. Du hast eine schwierige Entscheidung getroffen, und du hast sie richtig gemacht, indem du das Leben deines Gegners gerettet hast."

Seine Worte überraschten mich, aber sie gaben mir auch Hoffnung. Vielleicht war ich nicht allein mit meinen Zweifeln und Ängsten.

"Es ist wichtig, dass wir als Magier nicht nur unsere Stärke zeigen, sondern auch unsere Menschlichkeit bewahren", fuhr er fort. "Du hast bewiesen, dass du beides besitzt."

Seine Worte berührten mich tief, und ich spürte, wie sich ein Knoten in meinem Magen löste. Vielleicht war es möglich, diese Erfahrung zu überwinden und gestärkt daraus hervorzugehen.

Mit einem Gefühl der Dankbarkeit und Entschlossenheit wandte ich mich meinen Mitstreitern zu. Gemeinsam würden wir weiterkämpfen, nicht nur für Ruhm und Ehre, sondern auch für das, woran wir glaubten: die Werte der Royal Knights zu verkörpern und für das Wohl des Königreichs zu kämpfen.

Das Leid der ElfenWhere stories live. Discover now