Kapitel 1: Die Zeit in Clover vergeht wie im Fluge.

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Es war nicht viel, dass ich tun musste. Ich sollte nur für die Zeit bis zu den Prüfungen den Laden einer alten Dame bewachen, da wohl durch die hohe Anzahl an neuen Besuchern innerhalb der Hauptstadt Clover wohl auch die Kriminalitätsrate steigt.

Entsprechend hieß das, dass ich von Ladenöffnung bis Ladenschließung durchgehend vor der Tür warten musste und jedem Angst machen, der den Laden betreten will.

Klug die Frau, sorgt man zuvor auch schon für Angst, ist die Wahrscheinlichkeit niedriger, überfallen zu werden.

Meine Arbeitgeberin war wirklich nett: sie gab mir großzügigen Lohn und brachte mir immer mal wieder was zu essen.

Schließlich führt sie eine Bäckerei, auch wenn sie eigentlich dem Adel angehörte. Ich durfte mir auch einige Geschichten ihrer Jugend erzählen, wobei sie häufig die Namen Silva und Vermillion in den Mund nahm. Selbst ein Bauerntrampel wie ich kannte diese Namen.

Diese beiden Familien gehörte dem Hochadel an und hatten, neben der Familie Kira, aus deren Familie stammt der aktuelle König von Clover, die Chance, den Thron zu besteigen. Allerdings waren beide Familien auf den Thron des Königs der Magier aus, da dieser weitaus bekannter und beliebter war, als der König von Clover.

Lächelnd lehnte ich an der Außenwand der Bäckerei und hielt mit meiner Magie die Regentropfen von mir weg. Da ich noch einige Zeit hier stehen würde, war ich nicht erpicht darauf, nass zu werden. Außerdem hatte ich heute eine sehr kunstvolle Frisur geflechtet, da ich später an der Prüfung noch teilnehmen würde und ich nicht wollte, dass man meine Ohren sehen konnte.

Es fiel mir gestern auf, dass die Zeit hier rasend schnell vorbei ging und ich hier seit etwa einer Woche meinen Job nachging.

"Guten Tag." sprach mich jemand von der Seite an und riss mich somit aus meinen Gedanken. Wieso machen das so viele so gerne? Ich meine, klar, ich arbeite gerade, aber bisher war noch nichts passiert und irgendwann langweilt man sich hier halt.

Lächelnd wandte ich mich der Person zu, die mich eben angesprochen hatte und hatte dabei eine Hand auf mein Grimoire gelegt, was der vor mir stehende direkt bemerkte. "Keine Sorge, ich bin in Frieden hier." meinte der Kerl dann, weshalb ich ihn jetzt genauer betrachtete.

Er war nur etwas größer als ich und seine violetten Augen strahlten das Gefühl von Ruhe aus, mehr konnte ich seiner Mimik allerdings nicht entnehmen, da der Herr eine Maske trug, um sein Gesicht zu verschleiern.

Da mich der Hintergrund der Maske nicht interessierte, entschied ich mich, zu antworten. Als ich aber dann genau in dem Moment das Wappen seiner Uniform erkannte, ging mir ein Licht auf und ich wusste sofort, wer der Herr war.

Mit einer schnellen Verbeugung entschuldigte ich mich für mein unangemessenes Verhalten und wartete schließlich seine Reaktion ab.

Ich könnte mich täuschen, aber ich glaubte ein kurzes Kichern vernommen zu haben, weshalb ich meinen Blick hob. Genau in diesem Moment stoppte der Regen und die Wolken öffneten sich, um einige Sonnenstrahlen durchzulassen.

"Bitte, ich bin privat hier. Ich wollte nur wissen, ob die Dame, der die Bäckerei gehört, da ist." sprach mich William Vangeance an und deutete auf die Eingangstür. Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen, als ich mich zur Bäckerei wandte und der alten Dame zuwank. Das Zeichen für sie, dass jemand da war, der sie sprechen wollte. Sie hatte mir zu Beginn gesagt, dass es sein kann, dass mich Bekannte von ihr ansprechen würden, um zu fragen, ob sie da sei.

"Sie wird Sie gleich empfangen, Vangeance-Sama." meinte ich daraufhin und wartete darauf, dass mein Boss heraustreten würde. Der junge Ordensführer lächelte mich monoton an und schwieg. Ich hatte von den Bewohnern gehört, dass der Ordensführer der goldenen Morgendämmerung bekannt dafür war, geheimnisvoll zu wirken und auch nur wenig zu sprechen.

Angenehm. Ich konnte gerade mal so Asta ertragen und das auch nur, weil ich mit ihm aufgewachsen war. Der Kerl schrie einem das Gehör weg.

Das Klingeln einer Glocke lenkte mich wieder aus meinen Erinnerung auf. Im selben Moment wandte ich mich der alten Dame zu, die ihren Gast in die Arme nahm und sich schließlich zu mir wandte. "Aya, du kannst Pause machen. Ich werde für eine Stunde den Laden schließen." meinte sie schließlich zu mir und schenkte mir ein breites Lächeln. Für eine Sekunde spürte ich den Blick des Ordensführers auf mir, warum, wusste ich allerdings nicht.

Ich mochte die Frau, sie war so herzensgut und sympathisch. "Nun gut. Soll ich einige Schutzzauber ausführen oder werden Sie beide sich im Laden aufhalten? Und denken Sie bitte daran, dass ich nach meiner Pause dann nur noch für eine Stunde verfügbar sein werde?" meinte ich und lächelte sie sanft an.

Sie erinnerte mich an jemanden, nur wusste ich nicht, an wen.

"Herr Vangeance und meine Wenigkeit werden in der Bäckerei eine Kleinigkeit essen. Und ich weiß, mein Schatz. Ich weiß. Ich werde dich schrecklich vermissen." meinte sie nur und wirkte dabei etwas deprimiert. "Ach, Sie wissen doch, ich bin nicht aus der Welt. Ich werde Sie auf jeden Fall besuchen kommen und Ihnen von meinen Abenteuern im magischen Ritterorden erzählen." lächelte ich und legte dabei meine rechte Hand auf ihre Schulter.

Erneut lächelte sie und brachte mich damit zum Strahlen. Diese Frau war echt ein Segen für die Menschheit.

"Ordensführer." meinte ich mit einer kurzen Verbeugung und einem respektvollen Salut, wandte mich dann zum Stadtzentrum um und schritt weg. Die beiden betraten den Laden, woraufhin ich noch einen letzten brennenden Blick des Ordensführers auf mir spüren konnte, allerdings bog ich da auch schon in eine Gasse ein und ließ die Bäckerei hinter mir.

Was sollte ich jetzt tun? Ich meinte, eine ganze Stunde nichts tun, das ist hart für meine Verhältnisse.

Allerdings erledigte sich das schnell, als ich eine ältere Dame traf, die wohl Probleme mit dem Tragen einer schweraussehenden Tasche hatte.

Sofort bot ich ihr meine Hilfe an und nahm die Tasche entgegen, als sie mich breit anlächelte. "Wenn sie möchten, kann ich Sie mit meiner Magie nach Hause tragen, damit Sie sich etwas schonen können." meinte ich grinsend und holte mein Grimoire heraus, woraufhin die Dame mich mit glitzernden Augen ansah. "Ein vierblättriges Grimoire! Das Glück scheint wohl auf deiner Seite zu liegen junge Dame. Und das wäre sehr nett von dir, meine alten Knochen fanden den kurzen weg mit meiner Tasche wohl nicht so toll." meinte sie grinsend und kratzte sich am Hinterkopf.

Ich öffnete eine Seite meines Grimoires und beschwor eine Wolke herauf, auf die sich die Dame setzen konnte. "Luftmagie?" fragte sie lediglich, woraufhin ich den Kopf schüttelte. "Nicht ganz. Meine Magie ist die der Natur. Ich habe Zugriff auf Blitz-, Wasser-, Feuer-, Luft- und Erdmagie, allerdings ist die Kontrolle meines Manas noch etwas schwer, deshalb nutze ich hauptsächlich die Elemente, bei denen ich mir sicher bin, sie zu beherrschen." plapperte ich darauf los und ließ mir den Weg zum Haus der alten Dame beschreiben, welche mich mit großen und glänzenden Augen ansah.

Ein kleiner Magienerd, nicht wahr?

Schließlich kamen wir beim Haus der alten Dame an, es stand weit abseits der Bäckerei, weshalb mir auch auffiel, dass ich langsam zurück musste. "Nun gut, ich hoffe doch, dass Ihnen der Hinweg nicht zu unbequem war. Ruhen Sie sich etwas aus, ich muss wieder zurück zur Arbeit. Einen wunderschönen Tag noch." lächelte ich sie an und wandte mich dann auf dem Weg zurück zu.

"Ich hoffe, falls du in Clover wegen der Aufnahmeprüfung bist, dass du in einen Orden gelangst, der deinen Kräften entspricht."

Ich lächelte die Dame an, bedankte mich und ging dann wieder den Weg zurück zur Bäckerei zurück.

Dort kam ich noch rechtzeitig, um zu sehen, dass die Dame Vangeance verabschiedete.

"Pünktlich wie immer, meine Liebe." meinte sie, während sich der Ordensführer noch kurz an mich wandte. "Wir sehen uns dann bei den Prüfungen, Aya." verabschiedete er sich von mir, woraufhin ich ihn mit einem Salut verabschiedete.

Damit würde meine letzte Stunde dieser Arbeit beginnen.

Danach geht es zu den Prüfungen...

Das Leid der ElfenWhere stories live. Discover now