Joseph Descamps

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„Also, wo ist der Haken, Descamps?" fragte ich ihn misstrauisch.

In welchen Universum würde Descamps jemandem freiwillig helfen.

„Ich weiß nicht was du meinst.." er lief, für meinen Geschmack ein bisschen zu freundlich auf mich zu und blieb genau vor mir stehen.

„Gehen wir?" fragte ich ungeduldig nach.

Doch Descamps bewegte sich nicht vom Fleck, sondern starrte mich stattdessen nur an.

„Descamps, wir haben nur noch zwei Minuten bis der Unterricht bei der alten Hexe anfängt." ich sah panisch auf meine Uhr.

„Na gut."

Erleichtert atmete ich aus.

Er rannte wie auf Kommando los und ich hatte Schwierigkeiten direkt hinter ihm zu bleiben. Kein Wunder auch, seine Beine waren gefühlt länger als mein Leben.

„Mlle N/n, M. Descamps, ich möchte Sie beide daran erinnern, dass rennen im Schulgebäude verboten ist." M. Bellanger sah uns beide eindringlich an.

„Ja monsieur!" antwortete ich schnell.

M. Bellanger drehte sich um und lief zu einem anderen Gang. 

Descamps wollte schon wieder losrennen, aber ich hielt ihn gerade noch rechtzeitig an seiner Jacke fest.

Genau in diesem Moment drehte sich M. Bellanger noch mal um, bevor er in in den Gang einbog.

Hätte der uns nochmal beim Rennen erwischt, wären wir definitiv zu spät gekommen. Der hätte uns alle Schulregeln 50 mal abschreiben lassen..

„Jetzt aber schnell!" Ich ließ seine Jacke los und wir rannten wieder.

Ich kannte mich jetzt auch schon wieder aus und wusste wohin ich musste.

„Au!" schrie plötzlich Descamps der sich aller ernstes seinen kleinen Zeh an einer Ecke angestoßen hatte.

Ich musste laut los lachen.

„Na, wer von uns beiden hat jetzt keine Augen im Kopf, hm?" brachte ich unter meinem Gelächter raus.

Jetzt war es definitiv bewiesen, dass er damals in mich gelaufen ist. Nicht ich in ihn.

„Ich an deiner Stelle würde ja aufpassen, wie du mit mir sprichst." sagte Descamps und mit einem schmerzverzerrten Gesichtsausdruck, als er auf seinen Fuß auftrat.

„Was sonst?" fragte ich provozierend nach.

Er humpelte auf mich zu und ich fing wieder an zu lachen.

„Ist der ach so tolle Descamps etwa  wegen einer Wand verletzt, weil er nicht nicht geradeaus laufen kann?"

Ich biss mir auf meine Backe, damit ich die anderen provozierenden Kommentare nicht sagte.

Ein kurze Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir noch 30 Sekunden bis zum Gong hatten.

„Du kannst ja nichtmal rennen." rutschte es aus mir raus.

Hach, es machte Spaß ihn zu provozieren.

„Ach ja?"

Doch plötzlich fing Descamps an mich hinterlistig anzugrinsen und und rannte auf mich los.

Mir entfuhr ein kleiner Schrei und ich rannte sofort von ihm weg.

Schockiert bemerkte ich, dass er so gut wie normal rennen konnte.

Warum hat er überhaupt so ein Drama draus gemacht? Jungs halt..

Ich war kurz vor dem Klassenzimmer, aber da schnappte plötzlich Descamps mein Handgelenk und zog mich mit einem Ruck zurück.

Überfordert mit der Lage, krachte ich vollkommen in seine Brust, sodass wir etwas zurück stolperten.

„So schnell entkommst du mir nicht." flüsterte er mir zu und grinste mich hämisch an.

Ich wollte gerade antworten, aber der Schulgong stoppte mich.

„Nein- scheiße scheiße scheiße" flüsterte ich.

Ich ließ meinen Kopf auf Descamps Brust fallen.

WARTE, WAS MACHTE ICH?!

Sofort hob ich wieder meinen Kopf hoch. Er war ein arroganter arsch, okay?

Descamps hatte nur ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht.

„Viel Spaß beim nachsitzen." zwinkerte er mir zu, während er an die Tür von unserem Klassenzimmer klopfte.

Ne ne ne, nicht mit mir.

Genau in dem Moment, wo er die Tür aufstoß, schnappte ich mir seinen Arm und legte ihn mir über die Schulter. Zusätzlich stoß ich ihm in die Kniekehle, sodass er sein Gleichgewicht verlor und sich auf mir abstützen musste.

Jedes Augenpaar war auf uns gerichtet.

„Mdm Giraud, es tut mir furchtbar leid wegen der Verspätung... Descamps hat sich seinen Zeh angehauen und konnte nicht mehr so gut laufen. Natürlich habe ich ihm geholfen."

Meine Klassenkameraden mussten lachen, was ihnen ein lautes „Leise!" von Mdm Giraud einbrachte. 

„Nehmen Sie Platz. Descamps, müssen Sie ins Krankenzimmer?" fragte Mdm Giraud während ich ihn zu seinem Platz begleitete.

Immer noch schockiert darüber, was hier überhaupt passierte, meinte Descamps schnell:

„Nein nein."

Es war ihm sichtlich peinlich, dass ein Mädchen ihm helfen musste, weil er sich seinen Zeh angestoßen hatte.

Ich mein, ein Teil der Geschichte stimmte ja auch.

Ich lief auch gleich auf meinen Platz und flüsterte Simone und Michèle „Ich erzähl euch gleich alles!" zu.

„Ihr beiden kommt gerade noch so davon. Nächstes mal dulde ich das nicht noch mal. Dann gibt es nachsitzen, verstanden?" Mdm Giraud sah erstmal Descamps und dann mich eindringlich an.

„Ja Madam." sagten wir gleichzeitig.

Als sie sich zurück zur Tafel lief, drehte ich mich leicht zu Descamps um und zeigte ihm, mit einem hämischen Grinsen auf meinem Gesicht, den Mittelfinger.

„Ha, doch kein nachsitzen, Descamps." flüsterte ich ihm zu.

„Das werden wir ja noch sehen."

Als ich die Stimme von Mdm Giraud hörte, drehte ich mich wieder schnell nach vorne.

Gelangweilt hörte ich ihrem Unterricht zu, bis plötzlich ein Papierball gegen meinen Kopf flog.

„Ey, hör auf." Ich drehte mich um und war nicht einmal überrascht, dass es Descamps war.

Er lachte sich zusammen mit Dupin schlapp und schmiss währenddessen kleine Papierkügelchen auf mich.

„Descamps, nachsitzen!" rief plötzlich Mdm Giraud.

Ich konnte mir mein Lachen nicht verkneifen.

„Sie auch, N/n!"

„Aber madam, ich habe doch gar nichts gemacht!" protestierte ich.

„Ruhe jetzt. Donnerstag Nachmittag! Ihr beide!"

Frustriert und genervt zugleich sah ich zu Descamps, der mich in diese Lage gebracht hatte.

Er zuckte grinsend seine Schultern und zwinkerte mir hinterlistig zu.

Man, jetzt musste ich auch noch wegen ihm nachsitzen!

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