Kapitel 2 oder Hochmut kommt vor dem Fall oder so ähnlich

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PoV Percy
Als ich aufwachte, spürte ich, dass etwas anders war. Ich sah an mir herunter und erschrak. Meine Adern traten hervor. Doch sie waren nicht blau, nein. Pechschwarz zogen sie sich über meine Haut, die den selben Farbton wie immer hatte. Als würde Erdöl durch meine Adern fließen. Als die Tür aufging zog ich schnell meinen Ärmel herunter. Der Engel stand in der Tür. Doch mein Empfinden war anders, als beim ersten Anblick. Ich registrierte ihre Schönheit kaum noch, obwohl sie noch schöner aussah, als noch vor ein paar Stunden... oder Tagen... oder Wochen... wie lange hatte ich geschlafen? „Na? Wie geht's dir?" Ich sah mich perplex um. Der Engel lachte. „Dich meine ich, Dummerchen." Ich lachte nicht. „Ganz in Ordnung, nehme ich an." Ich war erstaunt, wie anders meine Stimme klang. Kälter und tiefer als zuvor. „Wir dachten schon du wachst nie wieder auf. Wie ist dein Name?" Ich kramte in meinem Kopf. „Percy. Percy Jackson. Und deiner?" Sie grinste als sie meinen Namen hörte. Es erlosch bei meiner Frage. „Oh, Annabeth. Annabeth Chase, Tochter der Athene." Sie richtete sich ein Stück auf und versuchte stolz auszusehen. In mir explodierte der Hass. Ein Götterspross. »Na warte, ich werd dich in Stücke schneiden!«, meine Gedanken übermannten mich völlig. Ich sprang auf, wollte mich auf sie stürzen, doch meine Beine versagten ihren Dienst. Ich klappte stumpf auf dem Holzboden zusammen und fiel auf meinen anscheinend verletzten Arm, denn der Schmerz ließ mich zischend einatmen. Mein Blick fiel auf die vollkommen verstörte Annabeth. „Ich denke, du brauchst noch ein wenig." sagte sie mit zitternder Stimme. Dann hievte sie mich zurück ins Bett.
Als ich das nächste mal aufwachte wurde ich mit irgendetwas gefüttert. Es schmeckte nach, allem möglichen auf dieser Welt. Doch es harmonierte perfekt und schmeckte atemberaubend. Annabeth lächelte. „Besser?" Ich nickte. Was war nur in mich gefahren? Wieso zum Teufel hatte ich das getan? Auf einmal ging es mir besser. Mit einem Schlag. Ich lehnte den nächsten Löffel ab und stand auf. Der Spiegel neben dem Bett schockierte mich. Naja, nicht der Spiegel. Eher das, was ich ich darin sah. Es war ich, was ja Sinn machte, aber irgendwie war es doch nicht ich. Meine Augen waren schwarz. Nicht bloß meine Iris und meine Pupillen, nein. Der ganze Augapfel war schwarz. Wie konnte ich überhaupt sehen? Meine Haare waren wie immer. Schwarz, verwuschelt und nicht zu bändigen. Meine Adern waren pechschwarz. Genau wie ich es beim letzten Mal kurz gesehen hatte. Ich bekam Angst vor mir selbst. Doch dann, gerade als ich mich wegdrehen wollte, wurde es erst wirklich schlimm. Mein Spiegelbild redete. „Du bist also Percy Jackson..." Ich schwieg, etwas anderes blieb mir kaum übrig. „Überrascht? Bloß weil du ein wenig anders aussiehst?" Die Stimme war so kalt, sie ließ meine Gedanken einfrieren. Das ist kein Scherz, mein Gehirn schaltete sich einfach ab. Akku leer, kein Netz. Wie wenn ich Spiderman anrufen... nein das passt jetzt nicht. „Du, Perseus Jackson! Du wirst zu mir gehören. Lass dir von denen nichts einreden! Du weißt, zu wem du gehörst. Hör auf dein Herz, und du wirst den Weg finden. Ich werde zu dir Kontakt aufnehmen."
Mein Spiegelbild verschwamm für einen Augenblick. Dann war es wieder normal. Ich sah mich selbst. Heilfroh war ich, als ich realisierte, dass ich ganz normal aussah. Wer hatte zu mir gesprochen? Das alles war zu viel für meinen Kopf. Annabeth sah mich an. „Sind wir heute eitel? Oder wieso schaust du so lang in den Spiegel?" Ich fuhr herum. Sie war ja auch noch da. „Ähm..." Ich kratzte mich verlegen am Nacken. Das machte ich immer. „Ich glaube, du bist fit genug um Chiron zu treffen..." Sie ging aus der Hütte und bedeutete mir, dass ich ihr folgen sollte. Wir gingen über einen Weg vorbei an Erdbeerfeldern, hin zu einem hohen Haus, relativ in der Mitte des Tals. Auf der Veranda saß ein aufgequollener Mann mit öligen schwarzen Haaren und einer Alkoholiker-Nase. Neben ihm saß Chiron. Ich erinnerte mich, dass er mich hochgehoben hatte. Auf einmal zuckte ich zusammen. Der Himmel verdunkelte sich. Die Zeit blieb stehen. Eine dunkle, eiskalte Stimme ertönte. Es war die Stimme aus dem Spiegel. „Kronos ist Geschichte. Und ihr! Ihr werdet es bald auch sein!" Das ohrenbetäubende Gelächter verschmolz mit dem Donnern des Gewitters. Die Zeit lief wieder weiter. Auch ohne Kronos. Anscheinend funktionierte es trotzdem. Ich ging weiter hinter Annabeth her, die etwas blass aussah, obwohl sie braun gebrannt war. Chiron erwartete uns. „Es gibt Probleme auf dem Olymp. Sie haben sogar Hades hinauf gebeten." Annabeth atmete schockiert. „Dann ist die Lage wirklich schlimm..." Chiron lächelte. „Annabeth, mein Kind. Bitte geh in die Hütte. Ich werde später mit dir darüber sprechen, in Ordnung?" Natürlich gehorchte sie, nickte und ging an ihm vorbei. Väterlich strich er ihr über den Kopf. „Du musst wissen, mein Junge, dass ich Annabeth aufgezogen habe. Als sie vor 5 Jahren ins Camp kam war sie kaum überlebensfähig. Zumindest wäre sie das außerhalb des Camps nicht gewesen. Aber das hat sich geändert. Nun zu dir, Percy. Die Zeiten sind dunkel. Umso besser, dass wir dich noch gefunden haben. Du kommst vorerst in Hütte 11. Grover wird dich bestimmt dorthin bringen." Tatsächlich tauchte Grover gerade auf. Er hatte wohl mitgehört, denn ohne eine Frage zu stellen winkte er mir zu und bedeutete mir, dass ich ihm folgen sollte.

In der folgenden Woche passierte nicht viel. Ich nahm am Schwertkampftraining teil und stellte mich gar nicht so schlecht an. Am meisten Spaß machte mir das Essen am Abend. Ich wusste nicht wem ich immer opferte, aber ich tat es trotzdem. Wenn ich gewusst hätte, dass kein einziges meiner Opfer, meinen Vater erreichte... dann hätte ich es mir vermutlich gespart. So ging es weiter. Bis zum Flagge-Erobern am Freitag. Oder war es schon Samstag? Es hätte auch Mittwoch sein können. Ich hatte das Zeitgefühl verloren.

In dieser Nacht schlief ich nicht gut. Ich träumte von einem Abgrund in den ich stürzte. Unendlich tief und am Grund empfing mich der Teufel persönlich und lachte hämisch. Dann spulte die Zeit zurück. Ich stand wieder vor dem Abgrund. „Komm zu mir." raunte die Stimme. Sie klang genauso wie immer. Ich nahm ein Blatt Papier. Und einen Stift. Dann zerriss ich das Papier. Ich schrieb einen Abschiedsbrief, den ich an Grover adressierte. Und noch einen für Annabeth. Ich glaube, ich hatte mich ein klein wenig in sie verliebt. Ich hätte ahnen müssen, dass es viel zu leicht gegangen wäre, wenn der Brief Annabeth jemals erreicht hätte. Ich legte die Briefe auf den Tisch.
Ein Blick in den Abgrund. Das Verlangen war wieder da. „Man sieht sich G-Man." sagte ich und salutierte in die Luft. „Ich werd dich vermissen, Neunmalklug." Dann ließ ich mich in den Abgrund fallen. Genau in dem Moment in dem die Tür aufging. „Algenhirn! Nein!" Ich sah Annabeth noch auf mich zu stürzen, bemerkte im Augenwinkel, wie der Brief von dem Durchzug unter die Kommode geblasen wurde. Sie würde ihn nie finden. Ich hob meine Hand zum Gruß. Dann schloss sich das Loch über mir. Ich fiel. Tief in die lachende Schwärze unter mir.

Zweites Kapitel für heute, heute war der Einfallsreichtum groß. Ich hoffe es ist annehmbar, mir gefällts erstaunlicherweise echt gut muss ich sagen, aber Eigenlob stinkt. Es gilt alles wie im letzten Kapitel. Feedback, Werbung, Sterne. Alles nur, wenn verdient.
Man sieht sich
JP

Percy Jackson - Verdorben Where stories live. Discover now