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POV Mexi
Ich hörte wie sich die Tür des Krankenzimmers öffnete, ein Arzt trat ein. Ich schätze ihn auf ungefähr 55, seine Haare wurden von leichten grauen Strähnen durchzogen, aber er sah durchaus fit aus. Er ging auf mich zu, reichte mir kurz die Hand die ich überfordert schüttelte. „Guten Tag, ich heiße Doktor Diec, Sebastien Diec. Ich hab Ihren Freund operiert. Bei dem Unfall hat er viel Blut verloren er liegt momentan im künstlichen Koma. Noch ist leider nicht sicher, ob er überleben wird, aber meine Kollegen und ich tuen, was wir können.

Er sprach schnell und seltsam roboterartig, ohne Mitgefühl in seiner Stimme. Ich konnte seine Worte kaum aufnehmen und schwieg einfach nur, war nicht im Stande Fragen zu stellen, oder überhaupt irgendetwas zu tun. In meinem Kopf wiederholte sich nur immer wieder: „Es ist nicht sicher ob er überleben wird, es ist nicht sicher ob er überleben wird, es ist nicht sicher..."

Aber ich durfte mich nicht schon wieder in irgendetwas hineinsteigern. Es ging verdammt nochmal nicht um mich.

„Danke sehr, wir melden uns, wenn wir noch etwas brauchen", sagte ich zu dem Arzt, stand auf, wodurch mir sofort schwindlig wurde, mein Kreislauf versagte fast genau so oft wie ich selbst.

Ich schüttelte ihm die Hand, lächelte schwach. Der Doktor verzog sein Gesicht zu etwas, was wahrscheinlich ein aufmunterndes Grinsen sein sollte, aber in irgendetwas ganz seltsamen endete, bevor er das Zimmer wieder verließ.

Mein Herz pochte, wieso machte mich ein einzelnes Gespräch mit einem Fremdem so nervös? Kurz stand ich verloren im Raum herum, setzte mich dann wieder zurück auf den Sessel neben Rezos Bett. Ich nahm seine Hand, sie fühlte sich anders an als sonst, so kalt, so trocken, so leblos, so nicht wie Rezo.

Von der Ecke des Zimmers hörte ich ein Schluchzen, hob kurz meinen Blick, sah Ju, dem leise Tränen über die Wangen tropften, kurz hatte ich vergessen, dass er auch hier war.

Ich lies Rezos Hand los, die kraftlos auf die Bettdecke fiel und ging zu Ju hinüber. Die ganze Zeit seine Hand zu halten würde ihm auch nicht helfen, was ich schmerzhaft einsehen musste.

Neben Ju lag ein kleiner Teppich am Boden, auf dem ich mich im Schneidersitz niederließ. Gedankenverloren zupfte ich einzelne Fäden aus dem Stoff auf dem ich saß, sie lösten sich einfach, ich hatte das Gefühl dass der Teppich höchstens fünf Euro gekostet hatte. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich ruhig, dachte an alles, außer an Rezo. Wenn es anders wäre und ich auch nur kurz an ihn denken würde, würde ich allerdings auch komplett verrückt werden, also war es wahrscheinlich gut so, auch wenn ich mich fast schlecht fühlte, dass ich mich nicht komplett selbst fertig machte.

Ich hörte wie Ju sich neben mir niederließ, spürte wie er seine Arme um mich schlang, seine Tränen warm auf meiner Haut.

„Bist du okay?", flüsterte er mir zu, wissend dass mein Nicken gelogen war.

„Und du?", fragte ich zurück, er schüttelte den Kopf und umarmte mich weiter. Würde er auch nur ein Wort reden, würde er wieder weinen. Ich spürte den Kloß in seinem Hals fast, so seltsam das auch klang.

„Wollen wir uns irgendwas anhören? Wir müssen uns irgendwie ablenken",unterbrach ich die Stille.

„Okay, aber bitte nicht Hobbylos..." Jus Stimme brach.

„Wie wär es mit Bibi und Tina?", fragte ich, es sollte ein Scherz sein, aber als Ju mit den Schultern zuckte, drehte ich einfach irgendein random Hörspiel von ihnen auf.

Da saßen wir, nebeneinander, auf irgendeinem Billoteppich in einem Krankenzimmer, neben dem Bett in dem ein lebloser Rezo lag und hörten Bibi und Tina.

Die Situation war so surreal und absurd, dass ich leise lachen musste, auch wenn eigentlich rein gar nichts lustig war. Aber meine Überforderung wandelte sich zu irgendetwas, was mich leise kichern lies. Wie als würde ich gerade verrückt werden. Wurde ich wahrscheinlich auch.

a tiny light - RezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt