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POV Rezo
Ich hatte es gewusst. Es war klar gewesen, von Anfang an. Und trotzdem schockte es mich, es wirklich aus Mexis Mund zu hören.

Er war mittlerweile leise geworden, hatte sich Richtung Fenster gedreht und schaute den Autos zu, wie sie am Krankenhaus vorbeifuhren.

Ob er wohl durch ein Auto sterben würde? Hatte er überhaupt einen Führerschein? Hatte er Geschwister, eine eigenen Wohnung, Haustiere? Ich wusste es nicht. Im Grunde wusste ich gar nichts über ihn und ich würde wohl auch nie etwas über ihn herausfinden.

Bei dem Gedanken traten mir schon wieder neue Tränen in die Augen. Wann war er mir nur so verdammt wichtig geworden?

Den ganzen Tag sprachen wir nicht miteinander, jeder war zu sehr in seine eigenen Gedanken versunken. Irgendwann schrieb ich Ju und erklärte ihm die Situation, aber er konnte auch nicht helfen. Mehrmals überlegte ich, ob ich nicht einfach den Ärzten erzählen sollte, was wirklich passiert war, damit Mexi in eine Psychiatrie kommen würde. Aber es würde nichts bringen. Es würde es nur hinauszögern, das spürte ich, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte. Irgendwann, ob es nach Wochen, Monaten oder Jahren wäre, würde Mexi wieder entlassen werden und gehen. Natürlich sollte einem dort eigentlich geholfen werden, aber wahrscheinlich würde es alles nur schlimmer machen. Er wäre alleine dort, quasi eingesperrt, mit seinen Gedanken alleine. Aber ihn morgen einfach sterben lassen konnte ich doch auch nicht!

Gegen Abend fragte ich Mexi, ob ich über Nacht bleiben sollte, er zuckte nur mit den Schultern, also blieb ich. Ich wollte nicht weg von ihm. Eine Krankenschwester brachte mir eine Matratze, auf der ich schlafen könnte. Aber ich legte mich nicht einmal darauf, einschlafen war momentan sowieso unmöglich für mich.

Durchgehend dachte ich darüber nach, dass Mexi morgen einfach weg sein würde. Erst jetzt realisierte ich das richtig. Ich würde ihn einfach nie, nie wieder sehen.

Aber im Laufe der Nacht beschloss ich etwas. Etwas das dumm war, höchstwahrscheinlich alles nur noch schlimmer machen würde, aber dennoch das einzige war, was ich tun konnte. Denn ich wusste aus eigener Erfahrung, dass es nichts brachte, andere Leute zum Leben zu überreden.

Ein paar Stunden später, nachdem Mexi aufgewacht war, nochmal ein Arzt ins Zimmer gekommen war und wir schließlich den langen Gang hinaus gegangen waren, standen wir nun vor dem Krankenhaus im Regen, der mittlerweile eingesetzt war.

Mexi sah mir ins Gesicht, ich schaute zurück und seine Augen bewiesen mir, dass er längst aufgegeben hatte. „Na dann...", sagte er „Tschau. War schön dich gekannt zu haben." „Auf Wiedersehen", antwortete ich und Mexi, der sich schon abgewandt hatte, drehte sich wieder um. „Wir wissen beide, dass wir uns nicht wiedersehen werden Rezo. Und es tut mir wirklich, wirklich leid."

„Mexi... wir werden uns wiedersehen. Und wenn nicht hier, dann da oben, ich zeigte in den Himmel, oder wo auch immer man hinkommt, wenn man stirbt. Es ist deine Entscheidung wo." Er schaute mich verwirrt an. „Was...?" Und nun kam der Satz, über den ich mir die ganze Nacht den Kopf zerbrochen hatte.

„Wenn du gehst, dann gehe ich auch."

POV Mexi
„Wie... wie meinst du das..." „Genauso wie ich es gesagt hab. Wenn du gehst, gehe ich mit dir. Wenn nicht, kannst du übrigens gerne bei mir wohnen wenn du willst." „Aber... du darfst nicht sterben! Vor allem nicht wegen mir!", versuchte ich ihn umzustimmen. „Wenn du tot bist, kannst du mich sowieso nicht mehr davon abhalten", sagte er sachlich.

Tränen traten mir in die Augen, als ich verstand, dass er es wirklich ernst meinte. Und er hatte recht. Wenn ich weg war, konnte ich nichts dagegen tun.

Ich setzte mich hin. Mitten auf den dreckigen Gehsteig. Meine Beine konnten mich in dem Moment einfach nicht mehr halten. Ich vergrub den Kopf in den Händen, hörte wie sich Rezo neben mir niederließ. Er legte seinen Arm um meine Schulter. „Es tut mir leid, dass ich dir das antue Mexi. Aber ich will und kann nicht ohne dich leben."

„Bis gestern vor der Party hast du es aber gekonnt", schluchzte ich und warf mich ohne nachzudenken in seine Arme. Er hielt mich fest, streichelte mir über den Rücken und wischte mir die Tränen von den Wangen, auch wenn sofort Neue nachkamen. „Wir schaffen das, okay? Irgendwie", flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

„Ich weiß nicht wie Rezo. Wie..."

„Irgendwie. Egal. Hauptsache wir versuchen es." Und ein winziger Teil von mir glaubte ihm. Nur ein Bruchteil und doch war er da.

745 Wörter
Hi im back
Erstens mal danke dass wir bald 100 reads geknackt haben
Zweitens ist das Kapitel auch wieder eher kurz, aber ich find das Ende gut
Ich hoffe es hat euch gefallen, bin stolz auf euch und hab euch lieb! <3

a tiny light - RezofyWhere stories live. Discover now