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POV Mexi
Es war stockdunkel im Zimmer, es machte kaum einen Unterschied, ob ich die Augen geschlossen hatte, oder nicht.

Wo war ich überhaupt? Und wo war Rezo?

Vorsichtig tastete ich die Umgebung um mich herum ab, spürte etwas Warmes, Rezo lag neben mir. Anscheinend waren wir beide immer noch auf der Couch und er hatte den Fernseher noch abgedreht.

Leise stand ich auf, ging, möglichst ohne über etwas zu stolpern ins Bad und drehte dort das Licht auf.

Leicht begannen meine Augen, geblendet durch die plötzliche Helligkeit zu tränen, ich kniff sie ein wenig zusammen um sie ans Licht zu gewöhnen.

Nach kurzer Zeit konnte ich wieder richtig sehen und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Ein Waschbecken, die Dusche, eine Waschmaschine, ein kleiner Schrank und das war es auch schon wieder.

An der Wand hing eine Uhr, sie zeigte an, dass es noch nicht einmal 22:00 war. Ich dachte an die Stunden bevor wir geschlafen hatten zurück, nur langsam kamen meine Erinnerungen zurück.

Wir hatten gestreamt. Und dann?

Dann hatte ich wieder einmal alles kaputt gemacht.

An mehr konnte ich mich nicht wirklich erinnern. An mehr musste ich mich aber auch nicht erinnern.

Hauptsache ich wusste, wie dumm ich war.

Ich ließ mich auf den Boden sinken, spürte die kalten Fließen an meinen Beinen und die warmen Tränen, die schon wieder über meine Wangen rannen.

Ein winziger Teil von mir, wünschte sich Rezo zu mir, um mir zu helfen, gegen die Stimmen in meinem Kopf zu kämpfen.

Der viel größere Teil gab den Stimmen recht.

Ich war dumm.
Ich war hässlich.
Ich war unnötig.
Ich war störend.

Meine Gedanken wohnten in meinem Kopf, wie die imaginären Monstern unter meinem Bett, vor denen ich als kleines Kind Angst gehabt hatte.

Und doch waren sie die einzigen, die mich nicht verließen. Die mich nicht anlogen. Die immer die Wahrheit sagten, auch wenn ich mir manchmal einbildete ich würde gemocht werden.

Da war er wieder. Dieser Drang, der die letzte Woche schwach genug gewesen war, um ihn zu ignorieren. So stark, wie lange nicht mehr.

Mein Blick fiel zu dem Kasten. Ob dort wohl Klingen waren? Bitte...

Ich stand auf, kippte fast wieder um, weil ich viel zu wenig Wasser trank, hielt mich aber aufrecht. Mit einem Schritt war ich bei dem Schrank, und riss ihn auf.

Mehrere Boxen standen darin, in jeder random unsortiertes Zeug zusammengeschmissen. Ich zog eine nach der anderen heraus, lies die letzte fast fallen, fing sie im letzten Augenblick wieder auf.

Ich wühlte darin herum, dadurch dass das Rezos private Sachen waren und ob gerade sein Vertrauen brach, wurde der Drang nur noch größer.

In der vorletzten Box, ganz unten und noch verpackt, fand ich sie. Eine einzelne Klinge.

Sekunden später spürte ich das warme Blut meinen Arm hinunterrinnen. Es war ein ziemlich tiefer Schnitt, direkt neben dem Verband, den Rezo mir gestern erst ausgetauscht hatte.

Meine Tränen tropften auf meinen Arm, vermischten sich mit dem Blut und landeten zusammen auf dem Boden.

Nochmal setzte ich an, zog wieder durch. Und wieder. Und wieder. Ich hatte das Gefühl, als würde mein Kopf für einen Moment aus dem erdrückenden Meer der Gefühle auftauchen konnte, atmete, sich dort oben hielt, über Wasser.

a tiny light - RezofyWhere stories live. Discover now