Verfluchte Möglichkeiten

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„Du wirst erwartet", seine tiefe Stimme schallte in den kalten, grauen Raum hinein, als er die Tür ein Stückchen geöffnet hatte, „Folge mir."

Das war es – ich konnte keinerlei schlechte Intention aus seiner Stimme heraushören.

Langsam bewegte ich mich auf ihn zu, während er die Tür komplett aufstieß und mich in den Flur hinausließ. Sofort wurde mir der Temperaturunterschied wieder bewusst, der sich zwischen den zwei Orten befand.

Doch das Frösteln war sofort vergessen, als mein Augenpaar ein anderes streifte.

Ich hatte noch nicht mit dem Gedanken gespielt, dass ich nicht die Einzige auf diesem Flur war.

Doch dieses eine Augenpaar zeigte mir die Wahrheit – es ließ mich meine Worte überdenken.

Nummer 10.

Es musste noch neun andere neben mir geben.

Die Stille, die mich hier – auf jenem Flur – empfangen hatte, war nur eine Attrappe gewesen. Sie hatte verborgen, dass ich nicht alleine im Vergessenen hauste, sondern auch sie.

Ihre dunkelbraunen, fast schon rötlichen Augen verrieten mir aber in jenem Moment die Wahrheit.

Ich würde nicht alleine durch die Hölle gehen.

War das ein gutes oder schlechtes Zeichen?

Augenblicklich wurde ihr Augenpaar von einer Person verdeckt, die vor sie trat.

Ich hatte gehofft, ihn nie wiedersehen zu müssen – doch anscheinend würde sich dieser Wunsch nie erfüllen. Hätte man auch etwas Anderes erwarten können?

Ich hätte misstrauisch werden müssen, als Jeff The Killer meinen „Mentor" gefragt hatte, ob er nun einer wäre.

Er hatte direkt gewusst, dass ich ein Teil des Ganzen gewesen war – ich hätte ab da wissen müssen, dass auch er verwickelt war.

„So sieht man sich wieder, Pfannkuchen!", hörte ich ihn im nächsten Moment sagen, während Jack neben mir seufzte. Er hatte die Hand mittlerweile wieder auf meine Türklinke gelegt, um die Tür hinter mir zuzuziehen.

Doch ich schaffte es tatsächlich, den aufdringlichen Killer zu ignorieren, da ich einen Blick über den Flur erhaschen konnte. Was ich sah, ließ mein Blut in den Adern gefrieren, rief aber gleichzeitig auch Faszination in mir hoch.

Der leere Flur war auf einmal wieder gefüllt – ich zählte zirka achtzehn weitere Personen.

Neun von ihnen trugen ähnliche Kleidung wie ich – die weiblichen Geschöpfe hatten das schwarze, schlichte Kleid und die männlichen Vertreter trugen schwarze Hosen und schwarze Hemden.

Gleiche Kleidung – es deutete auf eine Zeremonie hin... was würde uns erwarten?

„Komm", hörte ich Eyeless Jack neben mir murmeln, bevor er abdrehte und in Richtung Treppenhaus ging. Da ich nicht herausfinden wollte, was passieren würde, wenn ich mich ihm wiedersetzte, folgte ich ihm schnell, was eine Art von Déjà-Vu in mir hoch rief.

So hatte die Reise begonnen – das Unwissen hatte damit begonnen, dass ich ihm blind gefolgt war.

Doch dieses Mal gingen wir nicht den gleichen Weg, sondern wir folgten der Treppe bis fast ganz nach unten.

Dort veränderte sich die Atmosphäre auf einmal – das Alte war gewichen, um dem neuen Platz zu machen. Es gab zwar noch immer den dunklen Boden, die hohen Fußleisten und die schweren Türen, aber die Lampen uns Einrichtung war moderner.

Es ließ mich wundern, ob in jenen Fluren, wo ich auf Jeff getroffen war, auch eine solche Art von Modernisierung stattgefunden hatte.

Eyeless Jack durchquerte ein riesiges Foyer, bevor er durch eine geöffnete Tür schlüpfte, die in einen dunklen, von Kerzen beleuchteten Raum führte.

Golden Blood | Eyeless JackWhere stories live. Discover now