Der, der die Macht zu halten weiß

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„Firius", das Wort kam nur sanft über meine Lippen, ich hatte es selbst kaum gehört, doch...

...es zeigte Wirkung.

Das statische Geräusch verschwand und die Verschwommenheit vor meinen Augen ließ nach.


„Ein eindrucksvoller Trick, den du verwendet hast, Kind."


Dieses Mal konnte ich die Stimme klar und deutlich verstehen, ohne, dass ich unangenehme Nebenwirkungen verspürte.

Das war sie: die Macht des Masters, von welchem sie gesprochen hatten.

Slenderman war in mein Gehirn eingedrungen – es war ihm gelungen, eine Brücke zwischen unseren Gedanken zu errichten, auf welche er nun zugreifen konnte.

Ich wich zurück, als ich bemerkte, wie nah er mir eigentlich war. Kein Meter trennte uns, ich konnte seine Persönlichkeit praktisch spüren.

Es machte mir Angst – er war der Mörder unter den Mördern... und ich war noch nicht tot.

Was hatte das zu bedeuten?


„Du beherrschst also ihre Sprache."


Seine Worte ließen mich innehalten, meine Panik flachte für einen kurzen Moment etwas ab.

Was hatte er gerade gesagt?

Ich hörte ein Geräusch, welches wie ein Lachen klang. Dann setzte er sich wieder in Bewegung, was mir in Erinnerung rief, dass ich dabei gewesen war, so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen.

Zu meiner Erleichterung nahm das groteske Geschöpf hinter einem riesigen Schreibtisch Platz, welcher vor einem großen, altmodischen Fenster stand.

Allgemein war der Raum in einem sehr altmodischen, gotischen Stil eingerichtet. Die roten Ledersofas, die großen, fast schon schwarzen Bücherregale, der alte Plattenspieler in der linken Zimmerecke, die antike Vase, die schon ein paar Jahrhunderte gesehen hatte...

Es war zugleich faszinierend, als auch gruselig.


„Die Sprache – du hast sie selbst gesprochen, Kind."


Ich hatte die große, schwere Massivholztür erreicht, wo ich mich beinahe schon gegenpresste. Ich wusste, dass es kein Entkommen geben würde, dennoch fühlte ich mich bei dem Gedanken wohler, eine Tür in meinem Rücken zu haben.

Dennoch war ich nun mehr verwirrt als panisch – seine Worte, meine Situation... es ergab alles keinen Sinn mehr.

„Sprache?", hörte ich mich krächzen, „Welche Sprache?"

Wusste er etwas, was mir verborgen worden war?


„Du benutzt die Sprache, weißt aber nicht, was sie für eine Bedeutung trägt, Kind?"


Ich schluckte, als ich seine Stimme erneut in meinem Kopf hörte – dieses Mal konnte ich schwören, etwas wie Enttäuschung zu vernehmen.

Hatte er mit einer anderen Antwort gerechnet? Würde ich sterben, wenn ich etwas sagte, was er nicht hören wollte?


„Masky – berichte mir, was du gesehen hast."


Meine Augen weiteten sich, als ich den Namen hörte. Erst jetzt fielen mir die drei Gestalten auf, die auf einer Sitzreihe zu meiner Rechten hockten. Noch immer trugen sie ihre Masken und dreckverschmutzte Kleidung, nur ihre Waffen konnte ich nirgends entdecken.

Golden Blood | Eyeless JackWhere stories live. Discover now