Das Blut an meinen Händen

Start from the beginning
                                    

Doch als man sich später erzählte, dass Mrs. Davis ohne einen einzigen Tropfen Blut vorgefunden wurde, setzten sich die Puzzleteile ein wenig zusammen.

Ich hatte ihr Blut getrunken.

Der metallische Geschmack, die rötlich gefärbten Zähne, das Blut um meinen Mund und die rotbefleckte Kleidung – es hatte zu gut gepasst, um wahr zu sein.

Und als man bei der Obduktion dann Bissspuren gefunden hatte, war ich mir sicher gewesen – das war mein Werk.

Ich war wirklich eine Mörderin.

Ab da war meine Panik aus allen Rastern gesprungen. Ich hatte mich mit meinen Gedanken beinahe umgebracht.

Ich hatte ein Menschenleben genommen.

Was, wenn sie mich fanden?

Was passierte mit mir?

Wo war der Zusammenhang?

Würde ich jetzt ins Gefängnis kommen?

Für mehrere Tage hatte man mich auf heiße Kohlenstücke gesetzt – ich hatte versucht, die Beweisstücke so tief wie möglich zu vergraben, während ich darauf gewartet hatte, dass man mich festnahm.

Doch... jemand anderes trat in die Bildfläche, die die Region meine Tat vergessen ließ.

Der Killer, welcher mit dem Blut seiner Opfer die Worte „Go To Sleep" neben die Leichen schrieb und ihnen ein Grinsen ins Gesicht schnitzte.

Der ganze Bundesstaat richtete seine Aufmerksamkeit auf die unbekannte Person, die solch grauenvolle Taten hinter sich brachte – sie vergaßen das Monster, welches das Blut einer weiteren unschuldigen Person geraubt hatte.

So kam es dazu, dass ich nun wieder ein wenig Luft zum Atmen hatte – auch wenn ich nicht wusste, wie lange dieser Zustand anhalten würde.

Ich hatte die Zeit seither genutzt, um endlich eine Erklärung zu finden, was sich aber als sehr schwierig herausstellte.

Mir fehlten zu viele Anhaltspunkte.

Seit gestern waren die Halsschmerzen zurück – doch es war momentan eher ein leichtes Kratzen.

Ich war zu dem Entschluss gekommen, dass mir meine Mutter ein wichtiges Detail verschwiegen hatte, was unsere Familie anging.

Es musste zusammenhängen – das Gen veränderte mich.

Es lag doch am Gen, oder?

Oder war ich einfach nur ein perverses Schwein, welches auf den Geschmack von Blut gekommen war?

Nein, es musste das Gen sein – anders konnte ich es mir nicht erklären.

Hatte Mom das gemeint? War es dieser Fakt gewesen, den sie mir verschwiegen hatte? Hatte sie mir deshalb nie davon erzählt?

Weil sie wusste, was unsere DNA mit uns machte?

Ich hatte tausend Fragen gehabt – doch sie würden mir nie beantwortet werden.

Die Person, die die Antworten hatte, war nicht mehr da – sie hatte mich mit diesem ganzen Chaos alleine gelassen.

~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~

Die Schulflure waren gut gefüllt, als ich mich auf den Weg zu meiner ersten Stunde machte.

Heute war der erste Tag, wo ich wieder zur Schule durfte – doch wenn ich ehrlich war, wollte ich nun lieber wieder auf dem Absatz kehrt machen.

Ich spürte die Blicke.

Es war, als würden sie mich durchbohren, ich spürte die Gänsehaut, welche sich in meinen Nacken legte.

Golden Blood | Eyeless JackWhere stories live. Discover now