Kapitel 20

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♠Yves♠

Die drei dort so sitzen zu sehen, lachend und durcheinander quatschend, lässt mein Herz aufgehen. Sie gehören einfach zusammen. Phoenix Augen leuchten und man kann direkt erkennen, wie sehr ihm seine Freunde gefehlt haben, beide. Nicht nur Easy. Ich bin noch immer entsetzt darüber, dass er sich lieber in den Alkohol geflüchtet hat, als darüber zu reden, auch wenn ich verstehe, wieso ich nicht sein Ansprechpartner in dieser Sache sein konnte. Jetzt wird mir klar, dass er ohne seine Freunde tatsächlich ziemlich allein da stand.

"Ich hoffe, sie helfen ihm beim Rehabilitieren. Sie scheinen sehr gut befreundet zu sein. Seit Phoenix hier ist, habe ich ihn nicht so fröhlich gesehen wie jetzt. Und das ohne Alkohol", höre ich jemanden neben mir sagen. Ich drehe meinen Kopf und sehe einer der Chefinnen direkt in die Augen.

"Es wird ein langer Weg, aber ich bin optimistisch. Es wird schon alles klappen", spricht sie weiter und mein Blick wendet sich wieder den drei Jungs zu.

"Das denke ich auch. Noch steckt er nicht ganz so tief drin." Ich bin zuversichtlich, doch meine Gesprächspartnerin warnt mich mit einem ernsten Ton.

"Tief genug, um Hilfe zu holen, Yves. Damon hat ihm die Nummer eines sehr guten Therapeuten gegeben und vorgeschlagen, sein Sponsor zu sein. Er hat ihm zudem angeboten, ihn zu den Treffen zu begleiten. Phoenix wird also genug Hilfe bekommen, er muss sie nur annehmen."

Wir tauschen uns noch etwas länger darüber aus, was es für einen Angehörigen bedeutet, wenn er mit einem Süchtigen zusammenlebt. Damon steckte damals viel tiefer und in einer anderen Sucht, doch was Phedoka mir erzählt hilft, um meinen Entschluss zu stärken, das Ganze nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Besser, Phoenix rutscht nicht noch weiter ab und ich werde alles dafür tun, dass es nicht dazu kommt.

Als wir uns schließlich voneinander verabschieden, halte ich sie noch kurz am Arm zurück.

"Vielen Dank, dass ihr euch um uns Sorgen macht und euch kümmert. Das bedeutet mir sehr viel. Auch Phoenix weiß es mit Sicherheit zu schätzen, auch wenn er etwas braucht, um es zu merken oder entsprechend zu reagieren. Und es tut mir wahnsinnig leid wie er sich verhalten hat. Er ist kein schlechter Mensch. Ich hoffe, dass ihr alle das sehen könnt, wenn es ihm wieder besser geht."

"Das werden wir, und es wird ihm auch wieder besser gehen. Ich glaube an ihn."

Mit diesen Worten dreht sie sich um und verlässt das Café.

Nach diesem Gespräch bestehe ich darauf, dass Phönix die ersten Schritte mit Damon und dem Therapeuten macht, auch wenn wir ansonsten erst einmal zwei Wochen Urlaub genießen. Mit diesem Kompromiss ist er einverstanden. Natürlich stehe ich Phönix bei allem bei, was er durchmacht und auch Liam und Easy stehen ihm zur Seite. Die Freizeitaktivitäten, denen wir zu viert nachgehen, erinnern uns an alte Zeiten und wir lachen viel und oft, ganz ohne Alkohol.

"Ihr müsst wegen mir nicht auch alle auf Wein verzichten!" Phönix wirkt bei einem der vielen Abendessen im Restaurant fast bedrückt, als ob sein Problem uns allen etwas vorenthält, doch die anderen am Tisch lachen seine Sorgen weg und schütteln nur den Kopf. Es ist kein Verzicht, wenn man ihn in erster Linie nicht braucht. Es gibt so viele leckere Alternativen und wir brauchen keinen Alkohol, um miteinander in Partystimmung zu kommen. Auch wenn der Kellner der Tapas-Bar, in der wir einen Tag später gehen, besorgt an den leeren Gläsern riecht, als er sie abräumt, nicht sicher, ob vielleicht doch Alkohol in unseren Mocktails war, so ausgelassen haben wir uns benommen. Für manchen Alkoholiker, so verrät uns der Betroffene unter uns, triggern selbst alkoholfreie Cocktails und Biere die Sucht, weil sie denen mit Alkohol so ähnlich sind. Doch da seine Sucht sich vor allem auf Wein und Schnaps richtete, kann er sich den Mocktails gefahrlos hingeben. Das ist gut zu hören.

Resort de la Pheya 16 - PhoenixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt