Kapitel 6

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♠Yves♠

"Yves, schön, dass du wieder da bist, ich hoffe deinem Mann geht es besser? Ich habe gehört, dass er Drogen in seinem Körper hatte. Yves mein Lieber, so geht das nicht. Das kann ich nicht verantworten. Ein Anwaltsgehilfe in meinem Wahlkampfbüro, der Drogen zu sich nimmt? Und dann noch bei der Arbeit? Du musst ihm kündigen mit sofortiger Wirkung."

Eigentlich bin ich nur ins Büro gekommen, um für die anderen beiden Anwälte alles für den Tag vorzubereiten und dann wieder nach Hause zu Phoenix zu gehen. Denn auch wenn er gestern schon wieder das Krankenhaus hat verlassen dürfen, geht es ihm immer noch schlecht. Der Alptraum, den er heute Nacht hatte, machte mir Angst. Phoenix wusste nach dem Aufwachen zwar nicht mehr, was er geträumt hatte, doch muss es etwas Schlimmes gewesen sein. Er zuckte, rollte sich, stöhnte herum, schrie und weinte. Jedesmal zog ich ihn in meine Arme, was ihn beruhigte. Doch Minuten später schälte er sich wieder aus meiner Umarmung und das Spiel begann wieder von vorne. Demnach bin ich jetzt sowas von ausgelaugt, doch wie es aussieht, macht mir George jetzt einen mächtigen Strich durch meine Rechnung. Und nicht nur das. Er verlangt zum wiederholten Mal, dass ich Phoenix rausschmeiße. Ich frage mich auch, woher er das mit den Drogen schon wieder weiß.

"George. Phoenix ist ein sehr guter Gehilfe und nicht nur einmal hast du davon profitiert. Er erledigt die Arbeit schneller und effizienter als die Anderen und übernimmt teilweise sogar noch ihre Fälle. Zudem nimmt er keine Drogen, die hat ihm jemand untergeschoben", erkläre ich und versuche sachlich und ruhig zu bleiben, doch das fällt mir wirklich nicht leicht, denn Georges Blick lastet schwer auf mir. Auch wenn es nicht bewiesen ist, so glaube ich meinem Mann, wenn er sagt, dass er keine Drogen nimmt. In der Zeit, in der ich Phoenix heute Nacht beruhigt habe, habe ich auch noch einmal darüber nachgedacht. Wer könnte davon profitieren, dass Phoenix aus dem Büro fliegt? Wer hasst ihn so? Und vor allem, wer hat es leicht, solche Drogen überhaupt zu besorgen? Denn laut Doktor Forbes ist dieses Jabkick noch nicht überall im Umlauf und es wäre schwer daran zu kommen, wenn man nicht gerade den Dealer persönlich kennt.

"Das ist mir egal, Yves. Ich war von Anfang an nicht begeistert, Phoenix einzustellen und das weißt du. Und davon abgesehen, wenn jemand außerhalb dieses Büros mitbekommt, dass wir hier einen Drogenabhängigen haben, was glaubst du wird dann auf der Gegenseite passieren? Mein Kontrahent wird alles in seiner Macht stehende tun, die Wähler auf seine Seite zu ziehen. Das können wir uns nicht leisten. Das kann ich mir nicht leisten."

George unterbricht mit seinem Gezeter meinen Gedankengang.

"Was hast du nur gegen Phoenix? Ich weiß dass du von Anfang an was gegen ihn hast, aber was? Du hast dir auch nie die Mühe gemacht, ihn kennenzulernen. Er ist ein guter Mann und ich bin ehrlich, wenn du ihn loshaben willst, dann musst du ihn persönlich kündigen. Eigentlich wollte ich dir das schon letztes Mal sagen."

"Okay okay, wenn du es so willst", faucht er, dreht sich um und verlässt stampfend mein Büro. Kopfschüttelnd sehe ich ihm hinterher. Was für ein Chaos.

Ich habe das Gefühl, keine zehn Minuten gearbeitet zu haben, nachdem George mein Büro verlassen hat, da springt die Türe ein weiteres Mal auf. Natürlich wieder ohne anzuklopfen.

"Hier!"

Ein Briefumschlag segelt auf meinen Schreibtisch, auf dem groß und fett Phoenix Namen prangt.

"Du hast wirklich ...?"

"Ja habe ich. Mit sofortiger Wirkung. Wie ich informiert bin, hat er noch Urlaub. Bis zum Ende von diesem wird er noch bezahlt und dann soll er sich hier nie wieder blicken lassen. Räum bitte seinen Schreibtisch."

Ich habe nicht einmal die Zeit etwas hinzuzufügen, da prescht er schon wieder raus und hinter ihm knallt die Türe. Unfassbar. George kann von Glück sagen, dass mein Mann keine Beweise dafür hat, die Droge hier verabreicht bekommen zu haben. Er könnte ihn damit tatsächlich in Schwierigkeiten bringen, insbesondere was seinen Wahlkampf angeht.

Seufzend schiebe ich alle Dokumente zusammen, an denen ich gearbeitet habe und packe sie in eine Mappe. Nachdem ich mir mein Sakko geschnappt habe, verlasse ich mein Büro und betrete das von Michael.

"Hier sind die Aufgaben für heute. Ich muss leider wieder gehen", erkläre ich Michael, der mich grinsend ansieht.

"So, so, gehts dem armen Vogel ach so schlecht, dass du ihn Babysitten musst?"

Sein gehässiger Ton stößt mir extrem sauer auf.

"Pass auf wie du über meinen Mann sprichst, ich schwöre dir, wenn..."

"Ja Yves? Wenn was? Du als Star-Anwalt drohst mir? Das ist wirklich unklug Yves."

Ja, da hat er recht und genau aus diesem Grund spreche ich meine Drohung auch nicht aus. Er ist es nicht wert. Aber seine offene Feindschaft ist neu. Ich hatte schon öfter das Gefühl, dass er neidisch auf mich ist, aber bisher hat er mir keinen Grund gegeben, an ihm als Kollege zu zweifeln. Vielleicht bin ich aufgrund meiner Sorge für Phönix übersensibel. Ohne ein weiteres Wort verlasse ich das Zimmer.

An Phoenix Schreibtisch angekommen, bin ich erstmal erstaunt, wie sauber er ist im Gegensatz zu gestern.

Unter seinem Tisch steht ein kleiner Karton, in den er normalerweise immer das Altpapier schmeißt. Da dieser leer ist, bücke ich mich um ihn aufzuheben, da sehe ich etwas glänzendes unter der Tischplatte.

Ich nehme das kalte, glatte Metall in die Hand und ziehe daran. Was ich dann sehe, lässt mich stutzen.

Ein Flachmann? Wem gehört er, Phoenix? Ich schraube den Deckel auf und rieche dran. Schnaps...eindeutig. Alkohol am Arbeitsplatz, zudem versteckt? Mir gefällt nicht, was ich da sehe. Doch plötzlich kommt mir eine Idee. Was ist, wenn das wirklich Phönix gehört und jemand davon weiß? Wurden die Drogen hier hineingegeben?

Hastig hole ich mein Handy aus der Tasche und wähle eine mir bekannte Nummer.

Resort de la Pheya 16 - PhoenixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt