Kapitel 15

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♠Yves♠

Nachdem ich mit Phoenix telefoniert habe, geht es mir schon etwas besser. Ich mache mir immer noch Sorgen, aber wenigstens redet er wieder mit mir. Ich weiß, dass er manchmal Zeit für sich braucht, aber die Stille der letzten Tage hat mich fertig gemacht. Deutlich erleichtert betrete ich das Büro, wo mir schon einer meiner Anwaltsgehilfen entgegen kommt.

Sein Blick spricht Bände.

"Mr. Moreau, kann ich bitte einen Augenblick mit ihnen sprechen? Es ist wichtig."

Ich nicke und geleite ihn in mein Büro wo ich ihn auffordere sich hinzusetzen. Ich selbst setze mich ihm gegenüber auf meinen Bürosessel.

"Was kann ich für sie tun, Thatcher?", frage ich ihn und nehme einen Stift zur Hand, falls ich mir etwas aufschreiben muss.

"Also die Sache ist die", beginnt er. Er knetet seine Hände, doch das überspielt nicht das Zittern, das ich trotzdem gut erkennen kann.

"Gestern, als ich auf dem Weg zu meinem Platz am Kopierraum vorbeigekommen bin, habe ich durch Zufall etwas aufgeschnappt. Nachdem, was mit Phoenix passiert ist, sein Rausschmiss und so, dachte ich, sie sollten davon erfahren. Und ja, ich weiß, ich hätte nicht lauschen dürfen, aber ich bin froh, es getan zu haben."

Ich lege den Kopf schief und sehe ihn neugierig an.

"Wer war in diesem Raum und was sprachen sie?"

"Naja, erst dachte ich, Michael Evans ist alleine im Raum und würde telefonieren, doch plötzlich sprach Al und das machte mich stutzig, denn ich dachte immer, die Beiden könnten sich nicht ausstehen."

Selbst misstrauisch ziehe ich meine Augenbrauen nach oben. Al arbeitet für mich und wie Thatcher dachte auch ich, dass Al und Michael sich nicht leiden können. Meine Neugierde ist definitiv geweckt. Ich fordere ihn auf, weiter zu sprechen und lehne mich in meinem Sessel nach hinten.

"Wissen sie, eigentlich bin ich ja keine Petze, oder eine Tratschtante, aber da es um sie geht dachte ich, das muss ich ihnen erzählen oder besser gesagt sie warnen. Evans schrie Al an, wie er nur so dumm sein konnte, den Flachmann unter dem Tisch zu lassen, denn sie seien schließlich kein Idiot. Erst verstand ich nicht um was es ging doch je länger ich da stand und zuhörte, umso mehr Sinn ergab alles. Al meinte, er hätte ja nicht wissen können, dass sie oder Phoenix den Flachmann einstecken würden. Bisher nahm Phoenix immer nur einen Schluck und versteckte ihn wieder unter dem Tisch, wo er auch nach Feierabend bleiben würde. Und auch auf seinem Social Media Account, den er fleißig verfolgt seit er ihn durch Zufall fand, hätte Phoenix nichts verlauten lassen. Evans ließ sich davon nicht beruhigen und zeterte weiter, dass er nicht umsonst den Polizisten bestochen habe, damit er ihm diese neueste Droge aus der Asservatenkammer gab, die sie bei einer Razzia einkassiert hatten. Al entschuldigte sich dann tausendmal. Bis Evans sagte: "Schon gut Babe, wir bekommen das schon wieder hin, Hauptsache der Vogel hat sein Nest verlassen und sein Daddy folgt ihm bald", als ich dann Kussgeräusche hörte, bin ich abgehauen. Doch allzu weit kam ich nicht, denn der Senator kam plötzlich um die Ecke und steuerte direkt auf den Kopierraum zu. Also blieb ich an der Ecke stehen und linste hinüber. Al kam mit hochrotem Kopf heraus, grüßte den Senator und rannte eilig aus dem Büro. Ich weiß nicht was die alle für Probleme mit der Türe haben, aber irgendwie macht sie keiner zu. Also schlich ich mich wieder hin, denn nach dem Gespräch davor war meine Neugierde geweckt. Doch diesmal nahm ich mein Handy und nahm das Gespräch zwischen dem Senator und Michael Evans auf."

Fassungslos schüttel ich den Kopf. Also sind Al und Michael für Phoenixs Zustand verantwortlich? Wieso haben sie das getan? Und was soll das heißen, dass ich Phoenix bald folgen werde? Wollen die uns loswerden? Oder nur mich? Die Leute hier wissen, dass ich alles für meinen Mann tun würde. Also ekeln sie Phoenix raus in der Hoffnung ich folge ihm und verlasse das Wahlkampfbüro? Wow. Damit habe ich nun nicht gerechnet, ganz ehrlich.

"Mister Moreau?"

Thatcher holt mich aus meinen Gedanken und zeigt auf sein Handy, das er vor sich auf den Schreibtisch gelegt hat. Zustimmend nicke ich und er schaltet das Gerät ein.

"Bist du eigentlich bescheuert? Wir haben ausgemacht, dass du das Ganze subtil erledigst und nicht mit solchen Mitteln. Ich könnte meine Wahl verlieren, wenn das hier rauskäme."

"Aber du meintest doch, ich soll dafür sorgen, dass der Kleine geht, damit Yves den Wahlkampf verlässt und ich an seine Stelle treten kann."

Eine kleine Pause entsteht und dann beginnt George lauthals zu lachen.

"Was denkst du denn? Es war niemals vorgesehen, dass du an Yves Stelle rückst. Ich wollte lediglich, dass der nervige Vogel verschwindet, damit ich freie Bahn bei Yves habe. Ich will ihn schon viel zu lange, ich hatte einfach keine Lust mehr zu warten, bis ihm Phoenix zu viel wird. Du warst einfach nur Mittel zum Zweck. Tut mir leid Michael..."

Die Aufnahme endet und Thatcher steckt sein Handy wieder in seine Tasche.

"Danach stürmte erst Evans aus dem Raum. Der Senator folgte eine Minute später. Es tut mir wirklich leid, Mister Moreau, aber ich dachte, sie sollten das erfahren. Phoenix war ein guter Kollege und weder er noch sie haben das verdient."

Seufzend nicke ich, stehe auf und reiche Thatcher meine Hand.

"Vielen Dank Thatcher. Doch behalten sie das bitte für sich."

"Werde ich, aber Mister Moreau, was haben sie denn jetzt vor? Ich meine Evans und Al haben eine Straftat begangen. Sie können sie doch nicht einfach davonkommen lassen."

"Da haben sie recht, aber, ich muss jetzt zuerst an Phoenix denken und was das Beste für uns ist. Eine Anzeige würde viel Staub aufwirbeln. Vielleicht ist es Strafe genug, wenn George sie rausschmeißt, zumindest dafür kann ich sorgen. Bitte senden sie mir das Video und lassen sie mich den Rest machen."

"Natürlich und Mister Moreau, bitte richten sie Phoenix eine gute Besserung aus. Ich hatte nie was gegen ihn und auch nicht gegen sie."

"Danke Thatcher, ich werde es ausrichten und ich stehe in ihrer Schuld. Wenn ich was für sie tun kann, sagen sie es."

"Ich werde mir etwas einfallen lassen", zwinkert Thatcher mir lachend zu, bevor er mein Büro verlässt. Kurz darauf piept mein Handy. Da ich weiss, dass das die Nachricht von Thatcher ist, hole ich mein Handy nicht aus meiner Hosentasche.

Verwirrt, doch auch sehr wütend verlasse ich mein Büro und gehe geradewegs zu George. Mit Al und Michael will ich mich nicht auseinandersetzen. Wenigstens weiß ich jetzt, wieso sie das Ganze gemacht haben. Michael ist also scharf auf meine Position und Al, sein Geliebter, vermutlich auf die damit einhergehende Gehaltserhöhung.

Aber was genau sind Georges Pläne? Er hat Michael angestiftet, Phoenix loszuwerden, damit ich ...ja was? Dachte er im Ernst, ich würde Phoenix verlassen? Um selbst Chancen bei mir zu haben?

Irgendwie muss ich lachen, denn mir scheint das Ganze war nicht sehr gut durchdacht von George. Und er will Präsident werden? Du meine Güte, da muss er sich aber noch ziemlich anstrengen. Und will ich dabei an seiner Seite stehen und ihn auf seinem Weg unterstützen? Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass mein Leben nicht so gut ist, wie ich dachte. Und wenn dieses Gefühl das ist, womit sich Phoenix schon länger rumschlägt, dann kann ich fast verstehen, wieso er zur Flasche greift. Ich möchte jetzt selbst einen guten Schluck trinken.

Resort de la Pheya 16 - PhoenixΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα