Kapitel 14

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♠Phoenix♠

"Phoenix, endlich meldest du dich. Ist alles in Ordnung? Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht", höre ich Yves durch den Lautsprecher sagen und sofort bekomme ich ein schlechtes Gewissen, weil ich mich nicht gemeldet habe. Statt dem Aufzug benutze ich die Treppe um in die Lobby zu kommen, nachdem ich mein Zimmer verlassen habe. Ich möchte ja nicht unterbrochen werden.

"Es tut mir so leid Liebling, wirklich, aber ich musste erstmal mit mir selbst und der Situation klar kommen. Ich habe wirklich nicht mitbekommen, was in diesem Hotelzimmer abging, aber eines weiß ich, ich habe dich nicht betrogen, das musst du mir glauben."

"Ich glaube dir, weil ich dir vertraue", beruhigt Yves mich mit strenger aber warmer Stimme und ich atme hörbar erleichtert aus. "Dennoch war es nicht schön für mich, das zu sehen und ich hoffe, sowas passiert nicht noch einmal."

"Nein, nein, ich schwöre es dir."

"Gut. Ich muss mich auch entschuldigen, dass ich so sauer reagiert habe. Aber du musst mich auch verstehen. Ich habe dich zwar dorthin geschickt, damit du entspannst, aber mit sowas habe ich nicht gerechnet", erklärt er mir und ich nicke, auch wenn er es nicht sehen kann. Ich kann ihn schon verstehen und die Gedanken die ich gestern hatte verflüchtigen sich. Die waren dumm. Er hat mich wirklich hierher geschickt um zu entspannen und aus der Schusslinie meines Ex-Bosses zu sein und nicht um mich sowas von zu blamieren. Egal ob es vor den Besitzerinnen, den Angestellten oder meinen Followern war.

Ich muss definitiv was ändern.

"Es tut mir wirklich so leid Bärchen", entschuldige ich mich noch einmal und höre Yves seufzen.

"Das weiß ich. Mein Problem ist weniger die Eifersucht als mehr die Angst davor, was dir alles passieren kann, wenn du dich so sehr betrinkst, dass du nicht mehr merkst, was um dich herum passiert. Was, wenn jemand auf der Party deinen Zustand ausgenutzt hätte? Und sag jetzt nicht, dass sei nicht passiert. Würdest du es überhaupt noch wissen, falls doch?" Er seufzt und atmet einmal tief ein und aus. Ich schäme mich nur noch mehr für die Sorgen, die ich ihm bereite.
"Bitte sieh einfach zu, dass sowas nicht noch einmal passiert. Du musst dir auch überlegen, wie du jetzt weiter verfährst, denn alle deine Follower haben diese Videos gesehen. Sie sind sicher schockiert darüber, was sie gesehen haben, denn so kennen sie dich nicht."

Fuck, daran habe ich ja noch gar nicht gedacht.

"Was soll ich machen? Die Videos einfach kommentarlos löschen? Oder erklären, was passiert ist? Was ist denn passiert? Ich habe doch auch keine Erklärung dazu. Verdammt....ich weiß nicht wie ich reagieren soll."

"Ich hoffe die Clips mit eindeutig sexuellen Handlungen hast du bereits gelöscht. Bei dem Rest kann ich dir leider auch nicht helfen, mon petit Papillon. Dir wird sicher etwas einfallen."

Diesmal bin ich es, der seufzt. Vor mir taucht die bequeme Sitzgruppe auf, auf der ich mit der Besitzerin Heya saß. Ich laufe hin und lasse mich auf einen der Sessel plumpsen. Klar hab ich die Blowjobs gelöscht, um jeden Ärger zu vermeiden, auch wenn ich sie weder aufgenommen noch daran teilgenommen habe. Es ist immer noch mein Account und da haben solche Clips nichts zu suchen, obwohl sie echt heiß waren.

"Ich werde mir was einfallen lassen. Kommst du bald zu mir? Oder dauert es noch? Wie läuft es denn auf der Arbeit, jetzt wo ich nicht mehr da bin und Al und die anderen niemanden mehr haben zum Ärgern?"

"Ich denke ich werde dir alles erzählen, wenn ich da bin, es gibt noch ein wenig zu tun, aber ich verspreche dir, es dauert nicht mehr so lange. Genieße bitte die Zeit im Resort. Nur vielleicht auf eine andere Art als bisher?"

Yves lacht und ich steige in sein Lachen mit ein. Dennoch bin ich betrübt und traurig darüber, dass es noch eine Weile dauert. Ich vermisse ihn.

"Das werde ich und du pass bitte auf dich auf. Lass dich von George nicht unterkriegen. Ich werde jetzt mal in die Stadt gehen und sie mir anschauen und überlegen, wie ich bei meinen Followern zu Kreuze krieche. Bis ganz ganz bald. Ich liebe dich Bärchen."

Nachdem wir uns verabschiedet haben stehe ich auf und laufe etwas schneller auf den Parkplatz des Resort, denn zweimal am Tag fährt der Resortbus mit den Besuchern in die Stadt und den möchte ich nicht verpassen.

Nachdem ich den Bus noch erwischen konnte, setze ich mich auf einen der Sitze und nehme mein Handy zur Hand. Viele Nachrichten von Easy und Yves werden mir angezeigt. Doch auch mehrere Nachrichten einer mir unbekannten Nummer sind darunter.

Neugierig, wer das sein könnte, öffne ich die erste Nachricht.

>Hey Phoe, ich wollte mich schon so lange bei dir melden, aber habe mich nie getraut dich anzuschreiben oder anzurufen. Es tut mir leid. Wie geht es dir so? Liebe Grüsse Liam<

Ich starre die Nachricht an. Schüttel den Kopf, lese sie mir nochmal durch und schüttel wieder den Kopf. Wieso? Wieso schreibt er mir? Hat er von irgendwo mitbekommen, was alles passiert ist und will sich an meinem Leid ergötzen? Meine Videos. Ja, genau daran wird es liegen. Er folgt mir bestimmt auch und hat die Videos gesehen und das, was in dem Schuhladen passiert ist. Oh mein Gott. Da habe ich ja gar nicht dran gedacht.

Ich öffne die nächste Nachricht. Die mich genauso stutzig werden lässt.

>Phoe, es tut mir wirklich alles sehr leid. Ich weiß ich hab damals scheiße gebaut aber bitte ignorier mich nicht. Ich würde wirklich gerne mit dir darüber reden.<

Wieso kommt er ausgerechnet jetzt und will mit mir reden? Ich meine, ich bin drüber hinweg, es ist ja auch schon ziemlich lange her. Aber wieso hat er sich solange Zeit gelassen? Oder anders, was ist passiert, dass er sich ausgerechnet jetzt, wo bei mir so vieles den Bach runter geht, bei mir meldet?

Die nächste Nachricht liefert mir eine Antwort, die ich nicht erwartet habe.

>Phoe, bitte, melde dich, ich mache mir große Sorgen um dich. Yves erzählte mir von dem Mobbing und der Kündigung. Es tut mir wirklich so leid.<

Tränen schießen mir in die Augen und ich lehne meinen Kopf an das Nackenpolster des Busses und schließe die Augen.

Yves hat sich mit Liam getroffen und ihm von meinen Problemen erzählt. Ihm vielleicht noch sein Herz ausgeschüttet? Weil ich so ein böser Junge war?

Ich kann es nicht glauben, dass Yves das vor mir verheimlicht hat. Er hätte es mir doch vorhin bei unserem Gespräch erzählen können, oder nicht? Ich meine, egal wie ich mich verhalten habe in letzter Zeit, ist das ein Grund, mir so etwas Wichtiges zu verschweigen?

Ich wische mir die Tränen ab und öffne den Chat mit Yves.

>Wieso hast du mir verschwiegen, dass du dich mit Liam getroffen hast? Kaum bin ich nicht da, rutscht du bei ihm vorbei und weinst dich aus? Was soll denn das Yves? Naja, wenigstens sind wir jetzt Quitt. Da haben wir uns dann wohl gegenseitig enttäuscht.<

Ich schicke die Nachricht ab, mache mein Handy aus und schiebe es in meine Tasche.

Die können mich doch alle mal. 

Resort de la Pheya 16 - PhoenixWhere stories live. Discover now