Kapitel 10

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♠Phoenix♠

Laute Musik ertönt und lässt mich aufschrecken. Eine Party?

Es gibt keine Party ohne mich. Mit den Beinen voraus springe ich schwungvoll aus dem Bett.

Nachdem Paul mich in mein Zimmer gebracht hatte, dachte ich mir, dass ein kleines Nickerchen nicht schaden könnte. Auch wenn ich nicht geflogen bin, habe ich mich gefühlt, als hätte ich einen Jetlag.

Ich schnappe meinen Koffer, den ich auch noch nicht ausgepackt habe, und schmeiße ihn auf das Bett.

Nacheinander ziehe ich Klamotten aus ihm heraus und lasse sie kopfschüttelnd aufs Bett fallen, bis ich gefunden habe, was ich suche. Eine weite rote Hose und mein über alles geliebtes schwarzes Netzoberteil. Fix springe ich unter die Dusche und lege danach ein wenig kunterbunten Lidschatten auf. Nur dezent, das reicht.

Dann starte ich einen Stream und stelle das Handy vor mich gelehnt an den Spiegel, während ich mir noch etwas roséfarbenen Lipgloss auftrage.

Ich kann zuschauen, wie schnell meine Follower in meinen Stream kommen, nehme mein Handy wieder in die Hand und blicke in die Frontkamera.

"Hey Guys, keine Party steigt ohne mich, oder? Hört ihr das? Aus dem Nachbarzimmer kommt genau mein Typ von Musik und darum werde ich jetzt mal anklopfen und schauen, was dort abgeht. Doch bevor ich mich ins Partyleben stürze, muss ich euch noch schnell aufklären, dass ich keine Erlaubnis habe hier einfach so andere Gäste zu filmen, darum werde ich auf der Party selbst mein Handy wegstecken, außer alle Anwesenden wären einverstanden. Ich finde das auch total verständlich und ich bin vollkommen fein damit. So, lange Rede kurzer Sinn, lasst uns losgehen."

Ich kann nicht mal alle Kommentare lesen, so schnell scrollen sie auch schon weg. Doch die, die ich aufgeschnappt habe, freuen sich mega etwas vom Hotel zu sehen, auch wenn ich mir so denke, dass sie ja eigentlich nur mich sehen und was hinter mir ist, und da ist eigentlich nur Flur. Aber ich muss einigen Recht geben, die Wände sind sehr schön gestrichen und auch die Bilder sprechen einen wirklich an.

An der Tür meines Nachbarn angekommen, klopfe ich etwas energischer dagegen, denn die Musik ist schon echt laut.

"Ich bin gespannt. Vielleicht wollen sie ja gar nicht, dass ein Fremder mitfeiert."

Die Türe springt auf und ein hübscher blonder Typ steht mit seiner Sektflöte zwischen seinen Fingern vor mir. Auf seinem Kopf ein Geburtstagshütchen wie auf einem Kindergeburtstag und eine Tröte im Mund, in die er gerade reinpustet, bevor sie ihm aus dem Mund fällt.

"Juuuuuungs? Juuuuungs? I glaub i habscho su viel drunken. Da schdehd eifach de Nix vo de dür", lallt er hart, was mich übelst zum Lachen bringt.

Plötzlich wird die Türe ganz aufgerissen und hinter dem ziemlich betrunkenen süßen Blonden stehen noch drei weitere solche Exemplare.

"Wow, Leute, das ist hart. Wenn ihr sehen könntet was hier vor mir steht, dann....verdammt."

"Hey, bist du gerade live? Lass mich auch mal hallo sagen. Woah, das ist so cool. Nix, einfach auf deiner Junggesellenparty", sagt Blondie Nummer zwei, drückt sich an Blondie Nummer eins vorbei und stellt sich neben mich, sodass er direkt in die Kamera schauen kann. Dann winkt er heftig und lacht.

"Hey Nix Follower, ich bin Pat und mein aller aller allerbestester Kumpel Emmet hier, heiratet morgen. Ist das nicht cool?"

Blondie zwei, zieht nun seinen Kumpel direkt neben sich und meine Hand verliert den Kontakt zu meinem Handy. Fuck...was ist mit dem denn los? Die beiden Typen bewegen sich mit meinem Handy ins Innere des Zimmers. Plötzlich werde ich von den anderen einfach hineingezogen. Die Musik wird wieder laut und sofort beginnen sie um mich herum zu tanzen. Ich lass mich einfach von ihrer guten Partylaune anstecken und vergesse ziemlich schnell, dass einer von ihnen noch mein Handy hat.

***

Ein Handy, welches in irgendeiner Ecke einfach nicht aufhört zu klingeln, weckt mich aus einem ziemlich konfusen Traum. Und auch erst jetzt bemerke ich, dass jemand auf mir drauf liegt.

Ich rolle die Person von mir herunter und stelle mich vorsichtig auf meine wackeligen Beine. Du meine Güte, wie extrem ist diese Party bitte ausgeufert?

Schwach kann ich mich an viel Alkohol erinnern, der geflossen ist. An Tanz und Gesang und tief in meinem Gedächtnis taucht immer wieder einer der Typen auf, der sich extrem an mich rangemacht hat. Schnell schüttel ich die Bilder von mir ab und erinnere mich an das Handy, das eben noch geklingelt hat.

Auf der Suche danach muss ich über die Alkoholleichen klettern, die es sich in dem kleinen Zimmer auf dem Boden "bequem" gemacht haben. Allesamt nackt. Erschrocken schaue ich an mir runter und atme erleichtert aus. Ich habe zumindest noch meine Shorts an. Fuck, was ist hier nur passiert? Mit meinen Fingern massiere ich meine schmerzende Schläfe, als mein Handy wieder beginnt zu klingeln. Und endlich kann ich es halb unter dem Arsch von Emmet finden. Ich zieh es hervor und reibe mit meinem Arm kurz darüber, denn was auch immer drauf ist behindert meine Sicht.

Yves! Fuck. Was soll ich ihm denn jetzt sagen, wieso ich so lange gebraucht habe, um ans Handy zu gehen?

Mit einem überschwänglichen "Heeeeyyy Bärcheeen", gehe ich ran und versuche, Yves gar nicht erst zu Wort kommen zu lassen.

"Du glaubst gar nicht, wie toll es hier ist. Das Resort ist wundervoll. Und es gibt so viele Sachen, die man machen kann. Tennis spielen, schwimmen, reiten. Und die Besitzerin ist so super cool. Ich wurde mit offenen Armen empfangen und der Concierge hat sich gleich um mich gekümmert. Es war zwar bei meinem Zimmer etwas laut, aber......"

"Phoenix, hol mal bitte Luft", unterbricht er mich harsch und ich presse die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.

"Ich versuche dich schon seit Stunden zu erreichen. Hast du auf dieser Party dein verdammtes Handy verloren oder gehst du mir absichtlich aus dem Weg, um mir nichts erklären zu müssen?"

"W-was? W-wieso sollte ich?", stammel ich. Ich kann durch die Leitung spüren, dass Yves sauer ist, doch ich weiß nicht warum. Was habe ich getan um ihn zu verärgern? Und woher weiß er von der Party?

"Weißt du was? Ich lege jetzt auf, damit du dich, falls du immer noch in Shorts rumrennst, anziehen und dein Social Media checken kannst. Wenn du fertig bist rufst du mich zurück."

Mit dem Handy immernoch an meinem Ohr starre ich an die Decke und versuche die aufkommenden Tränen wegzublinzeln. So hat Yves noch nie mit mir gesprochen, also muss ich irgendetwas getan haben, was ihn so dermaßen verärgert hat.

Doch kann ich mich an nichts erinnern.

Schnell suche ich meine Klamotten zusammen und verschwinde dann leise aus dem Zimmer. Auf dem Weg in mein eigenes schaue ich wieder auf mein Handy. Nicht nur Yves hat oft angerufen, auch Easy und eine Nummer, die mir nicht bekannt ist, haben es mehr als einmal versucht.

In meinem Zimmer angekommen, öffne ich trotzdem erstmal mein Social Media und was ich sehe, lässt mich schwer schlucken.

Resort de la Pheya 16 - PhoenixWhere stories live. Discover now