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Da die Hitze endlich vorbei war, konnte Rena das Zimmer nun auch wieder verlassen, endlich mal duschen gehen und lief danach aber doch wieder  dem aufkeimenden Kältegefühl in ihrem Inneren folgend zu Gideon hinunter in die Küche.

Der mühte sich bereits sichtlich damit ab Speck in lange Streifen zu schneiden und Omlette wie Pfannkuchenteig anzurühren.
Die Arbeitsplatte glich einem Schlachtfeld, aus verschmutzten Dosen und Schüsseln, verschüttetem Mehl, umgefallenes Salz und auch verstreuten Zucken, dennoch lehnte Rena zunächst einmal an der Tür an, um diesen immer noch sehr unbekannten und skurrilen Alpha-Werwolf, der auch ebensowenig ein solcher sein wollte wie sie selbst, zu betrachten.
Gut sah er ja schon aus, mit den mehlbestäubten Wangen und Shirt... trotzdem...

Da schaute er sich plötzlich ein wenig verlegen lächelnd zu ihr um. Hatte sie wohl entdeckt oder gespürt... vielleicht auch ihre Gedanken gehört?

„Geht's dir gut, Rena? - Also ... körperlich meine ich? Hast du nun ... Schmerzen oder so?", fragte er sie leise.
Sie schüttelte nur ernsthaft den Kopf.
„Sahaa hat ja dafür gesorgt das ich nichts davon mitbekomme, hab ich doch gesagt und auch jetzt ist alles gut soweit. Ich glaube Sahaa kümmerte sich schon während des Schlafes um alles was ein Unwohlsein verursachen könnte.
Sie hat gerade auch ein wirklich schlechtes Gewissen, weil du Chhed nun für alles allein verantwortlich machst."
Er schüttelte kurz den Kopf.
„Nein, ... mach ich nicht. Du hast ja gesagt sie waren es beide. Trotzdem sollten wir vielleicht doch besser Schockerbänder tragen um unsere Wölfe nun mal im Zaum zu halten. Muss ja nicht direkt um den Hals rum sein, vielleicht Armbänder ..."

Oh, Heiliger Shiva!!! Sag ihm das ist nicht nötig! Ich bin ab jetzt brav! Ich schwörs!

Rena seufzte leise auf. „Du schockst Sahaa gerade auch schon ganz ohne Band, Gideon.", unterbrach sie seine Überlegungen entnervt.
Er zog lediglich skeptisch die Brauen zusammen.
Sie hob zwei Finger zum Schwur.
„Ehrlich... Sie winselt gerade total panisch in mir rum, das sie nun brav ist, Gideon und ich glaube ihr auch.
Bisher hatte ich noch nie solche Probleme und Sahaa hatte mich auch noch nie so übernommen. Andererseits war ich aber auch noch nie so ... hm... in Hitze ...", murmelte sie errötend, doch Gideon blieb weiter ernsthaft und schlug nun drei Eier in der Schüssel auf, goss Milch dazu, noch zwei gehäufte Esslöffel Zucker, wobei er wieder was daneben kleckerte und dann nahm er den Quirl und begann wie ein Profi den sämigen Teig zu schlagen.
Rena kam ein wenig näher und lehnte sich nun neben dem Herd am Kühlschrank an, derweil sie Gideon nun dabei zusah.
Deutsches Frühstück... oder eigentlich eher amerikanisch... vermutlich angepasst wegen der Wölfe, Schinken und Eier...
Doch etwas nagte da nun noch an ihr.

„Weisst du... Ich glaube du solltest Chhed mehr vertrauen schenken. Wenn du ihn immer nur einsperrst und unterdrückst ist es kein Wunder, dass er irgendwann wild wird..."
„Er hat dich gerade erst missbraucht und du verteidigst ihn nun auch noch...
Alle Wetter, Rena ... bist du eine Heilige oder einfach nur dumm? Alpha-Werwölfe sind viel stärker als alle anderen und wenn du ihm nun nur deine Hand reichst und sagst ist schon gut, was denkst du was er dann als nächstes mit dir macht?", unterbrach er diesmal sie und Rena schluckte nun doch ziemlich hart.
Sah ihn an
Und er sah sie an... Super Ernsthaft.
Bis sie dann doch zuerst wegblickte und leicht errötete.

„Ich ... Ich glaube ja einfach nur das uns diese Hitze-Sache allesamt überrannt hat, Gideon.
Ich war echt nicht darauf gefasst auf einmal so ... so zu reagieren.
Wie dieses Mal war Sahaa bisher noch nie und ich weiß, ich kann ihrem Wort vertrauen.
Also für uns bitte kein Band, Gideon.
Und Beim nächsten Mal Hitze werde ich mich dann einfach irgendwo festbinden und von dir fern halten. Dann kommt Chhed auch nicht so in Versuchung ..."

„Nein, du bleibst nur wieder im Zimmer und Ich geh dann lieber runter in den Keller oder ins Nebenhaus, wo das Gefängnis für die total durchgedrehten Mensch-Wölfe ist und lege mir dort dann selbst Halseisen an und nehme Wolfsbann-Kraut.
Loch ist nämlich nicht mehr zu trauen, er macht was er will..."
Was ich nicht müsste wenn du nur ab und an mal vernünftig wärst und zuhören würdest, Junge! Ich sagte schon es tut mir leid! Ich bin abgedreht, so wie unsere Mate auch, aber ich hab ihr nicht weh getan, das schwöre ich bei meinem Leben!", knurrte auf einmal Chhed mit schwarzen Augen und ausfahrenden Reißzähnen dazwischen.

Oh Wow...
So schnell  war Gideon untergegangen?
Kein Wunder dass er dann nun so heftig auf jede kleinste Bewegung seines Wolfes reagierte.
Chhed ist viel wilder als wir, Rena. Und wenn er wild wird, dann wird es Gideon erst recht.
Er ist schon kurz vor Überschnapp, oder? Wird er also auch irgendwann zum wilden Rogue werden?
„Gideon! Gideon hörst du mich noch? Bitte, ich verstehe, was du meinst. Gerade konnte ich es noch nicht aber jetzt schon. - Du musst dagegen ankämpfen!", flüsterte Rena nun ängstlich und Chheds Wölfischer Ausdruck wurde kurz verwirrt, dann düster.
„Sahaa! Komm raus und rede du mit ihm! Bitte! Du verstehst es schließlich! Und er muss es auch verstehen, sonst wird Gideon irgendwann verschwinden und dann ... gibt es schon bald keinen Alpha mehr, nur noch eine wild gewordene Bestie.", verlangte Rena von ihrer inneren Wölfin doch die winselte nur noch kurz unglücklich und war dann still.
Oh weh...
Rena atmete ganz tief durch und trat schließlich einen großen Schritt von dem übernommenen Alpha-Wolf zurück.
„Du musst damit aufhören, Chhed! Jetzt! Sahaa ist gerade total unglücklich und macht sich sorgen. Doch sie vertraut dir immer noch dass du weist was du tun darfst und was dich ins Verderben stürzt...", versuchte sie ihn rasch bei seiner Ehre zu packen.
Und richtig...
Gideon blinzelte plötzlich heftig und keuchte dann zittrig los, legte auch bewusst langsam den Quirl bei Seite den er immer noch in seiner Faust gehalten hatte. Seine Reißzähne zogen sich zurück, ebenso seine Krallen, und doch wirkte er nun derart angespannt, als stünde er kurz vor einer gigantischen Explosion.
Er rang nach Fassung.
Oh...
Rena konnte einfach nicht anders als zu ihm hinzugehen und ihm ihre Hand mitfühlend auf den Rücken zu legen, der nun sichtlich bebte.
„Nicht! Rena, - Abstand, sonst kommt er gleich wieder raus und wird mich dann so weit untertauchen das ich vermutlich nie wieder hoch kommen kann. Denn er hat gerade gesehen was du tust wenn er so abrupt hochkommt.
Du bittest dann Sahaa darum zu übernehmen. Und genau das will er.
- Glücklich sein... mit seiner Mate, deinem Inneren Wolf ... und das auch wirklich nur mit ihr allein!"

Seelenverwandt, Rena - Die auserwählte LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt