chapter 15

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📍london

📆 39. schwangerschaftswoche

🤍 emmaareich

pov. timo/kai

„Jule"

Timo sah fragend zu dem Blonden, der noch immer mit geschlossenen Augen und schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Sofa saß. Während Kai mit seinem Freund gesprochen hatte, hatte Timo alles vorbereitet. Er hatte schon Schuhe und Jacke angezogen, den Fernseher ausgeschaltet und die Gläser in der Küche gebracht. Alles war bereit, um ins Krankenhaus zu fahren. Während dem Aufräumen hatte er wieder klare Gedanken fassen können und sich an ein Gespräch mit Paula, seiner Verlobten, erinnert. Sie hatte ihm damals erklärt, was man bei so einer Situation machen musste. Jetzt war Timo dafür wirklich unfassbar dankbar, denn ohne diese Gedanken wäre er komplett aufgeschmissen. Trotzdem hoffte er, dass er nichts Wichtiges vergessen hatte.

„Hmmm"

„Komm Jule, wir fahren jetzt ins Krankenhaus zu Kai und dann wird euer Baby aus deinem Bauch geholt und dann seid ihr eine ganz tolle Familie und alles ist super-"

„Ahhhh bitte schne-ll"

Jule stöhnte vor Schmerzen und unterbrach damit Timos Redefluss. Dieser half dem Jüngeren auf und stützte ihn in den Flur, wo er ihm in die Jacke und Schuhe half. Dann schnappte er sich die Tasche, die auf dem Boden stand und Jules Handy von der Kommode sowie einen Schlüssel.

„Timoooooo"

Nachdem er auch wirklich alles überprüft hatte, nicht, dass jetzt noch der Herd an war oder so, machten sie sich auf den Weg in Richtung Auto. Kais Wohnung lag im 6. Stock, was eigentlich wirklich schön war von der Aussicht her oder den Geräuschen, aber gerade verfluchte Timo seinen besten Freund dafür. Denn dass es keinen Aufzug gab, war das eine super anstrengende und vor allem unnötige, doch diese Treppen mit einem Menschen, der Wehen hatte, herunterzugehen, dass andere. Sie brauchten fast doppelt so lange und Timo war froh, dass bei Kai im Haus nur alte Leute, die hoffentlich kein so gutes Gehör mehr hatten oder wo der Fernseher extra laut war, wohnten.

Denn sonst gäbe es eventuell Beschwerden. Gab es dann eine Ausnahme? Oder vielleicht ein extra Formular? War es Lärmbelästigung, wenn ein Mensch gerade einen anderen Mensch auf die Welt brachte oder kurz davor war? Keine Ahnung. Irgendwann kamen sie auf jeden Fall bei Timos Auto an und fuhren los. Jule hatte seine Hände in den Sitz gekrallt und atmete immer noch, während Timo sich fragte, wie lange sowas denn eigentlich dauerte. Ging es jetzt ganz schnell? Oder war es erst der Anfang?

Als sie bei der dritten roten Ampel standen, seufzte er. Es konnte doch nicht sein, sie hätten auch einfach Glück haben können. Kai hatte gerade geschrieben, ob es Jule gut ging und dass auch er im Feierabendverkehr feststeckte. Natürlich war London um diese Zeit voller Autos, aber sie hätten auch einfach mal gutes Karma haben können und ohne Probleme zum Krankenhaus kommen können. Naja, hoffentlich würden sie trotzdem noch rechtzeitig ankommen.

„Jule? Geht's dir gut? Willst du vielleicht etwas trinken? Oder frische Luft?"

„Ich will ins Krankenhaus, weil unser Kind kommt, mehr nicht. Einfach nur ins Krankenhaus. Und ich will, dass Kai da ist, weil er verdammt nochmal Schuld daran ist und ich gerade die Schmerzen des Todes habe, es fühlt sich an, als würde ich gleich sterben"

Jules Stimme klang gestresst, schmerzerfüllt und verzweifelt und da Timo keine Ahnung hatte, was man darauf jetzt am besten antworten sollte, machte er einfach mal das Radio an. Doch auch die Musik schien Jule nicht zu beruhigen, eher im Gegenteil. Jetzt klangen, Timos Meinung nach, die Laute, welche aus Jules Kehle kamen, nicht mehr ganz so schmerzerfüllt, sondern etwas genervt. Also stellte er es wieder aus und überlegte, ob er es sich nur einbildete.

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