Kapitel 02 - Jacob

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Gedankenverloren durchquerte ich also La Pushs Wohnsiedlungen, grüßte hier und da bekannte Gesichter, die mich überrascht musterten und verlangsamte meinen Schritt erst wieder, als ich am Ende der zweiten Siedlung angekommen war. Hier standen nur noch vereinzelt Häuser auf den weitflächigen, grünen Grundstücken und ich näherte mich dem ersehnten Waldstück, das mich zu meinem geliebten Strand leiten sollte.

Überrascht blieb ich nun aber doch stehen und sah mich genauer um.
Hier in diesem abgelegenem Teil La Pushs lebten die Blacks und auch die Calls, doch im Moment sah ich weder auf das eine, noch auf das andere Haus.
Stattdessen stand ich direkt dort, wo die alte, heruntergekommene Scheune der Calls, die Jake und Embry schon immer stolz ihre „Werkstatt" genannt hatten, gestanden hatte.
Der einzige Unterschied war nun jedoch, dass hier tatsächlich etwas stand, was als Werkstatt zu identifizieren war – eine ganz ansehnliche noch dazu.

Die breiten Tore standen offen und scheinbar hatte man hier sogar Kundschaft, wie die beiden Wägen im Inneren zeigten. Interessiert ging ich einen kleinen Schritt darauf zu und begutachtete das, was kaum mehr etwas mit dem Ort, an dem ich früher auch viel Zeit verbracht hatte, zu tun hatte.

Erst als von innen plötzlich ein ohrenbetäubendes Klirren, gefolgt von einigen sehr kreativen und auch sicherlich nicht jugendfreien Flüchen ertönte, schreckte ich wieder zusammen und bemerkte, dass ich nicht alleine war.
Sofort stand mir ein unwillkürliches Grinsen im Gesicht. Wessen rostbraune Schrottkarre auch immer hier darauf hoffte, wieder zum Laufen gebracht zu werden – es war wohl keine leichte Aufgabe.

Stöhnend erschien nun tatsächlich ein altbekanntes Gesicht neben dem Wagen – Jacob Black.
Genervt wischte er seine öligen Hände an seinem T-Shirt, das vermutlich eines fernen Tages mal weiß gewesen war, ab und trat einige Schritte nach vorne.
Erst jetzt fiel sein Blick auf mich und auch er bemerkte endlich, dass ich hier war.

Irritiert sahen wir einander zuerst einen Augenblick an, ehe wieder Leben in seinen Körper zurückkehrte. Jacob hatte definitiv nicht erwartet, mich hier heute zu sehen, doch ebenso sah ich in seinem Blick, dass es ihn freute – und mich ebenso.

„Mensch, das ist ja eine Überraschung!", sagte er schließlich lächelnd und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu.
Gerade noch wollte ich versuchen ihn aufzuhalten und mich vor der Ölspur an seinen Händen und an seinen Klamotten retten, doch es war bereits zu spät.
Ebenso lächelnd ergab ich mich also seiner Umarmung, immerhin war es auch wirklich schön, Jacob wiederzusehen.

„Wann bist du denn zurückgekommen?"
Fragend sah er mich an, als er mich wieder losgelassen hatte und griff nun nach einem weißen Stofftuch, um sich endlich die Finger zu säubern – etwas zu spät für meine Sweatshirt-Jacke.
„Ach, erst gestern", antwortete ich und ließ noch einmal meinen Blick durch die renovierte alte Scheune schweifen.

„Oh, und schon stehst du hier bei mir?", wunderte sich Jacob grinsend. „Welch Ehre! Ich nehme zumindest mal an, dass du privat hier bist und mir nichts zur Reparatur vorbeibringst, oder?"
Lachend schüttelte ich den Kopf, woraufhin Jake erleichtert aufatmete. Er schien hier ganz schön gefordert zu sein.
„Nein, hab' ich nicht", versicherte ich ihm. „Und um ehrlich zu sein bin ich hier auch nur zufällig vorbeigekommen. Und ich hätte beinah gedacht, ich hätte mich verlaufen. Eure Werkstatt ist ja kaum wiederzuerkennen."

Stolz grinste Jake mich an, ehe er seinen Blick auch durch die kleine Halle schweifen ließ.
„Naja", seufzte er dann. „Du weißt, wie gern ich schraube. Nach der Schule hat es damit quasi nur diese eine Option gegeben. Und mit einer Menge Geduld und Arbeit kann man selbst aus dem alten Ding der Calls 'nen ordentlichen Betrieb basteln."

Lahote || Twilight / WerwolfWhere stories live. Discover now