Firefly | Eren x Reader

Klapse

»Ähm guten Morgen, ich bin die Schwester von Levi Ackermann und wollte fragen, ob ich ihn bitte sprechen kann.«
Die Worte gehen mir nur schwer über die Lippen, weil ich Angst habe, dass er ein Gespräch ablehnt und weil ich Angst habe, dass er es nicht ablehnt und wir dann reden müssen.

»Einen Moment bitte.« sagt sie und dann ist es still. Nun, nicht ganz still.
Neben mir höre ich die lauten Autogeräusche von all den Leuten, die zu ihren verhassten Job's fahren. Und in meinem Kopf finden - wie immer - ganze Overthinking Meisterschaften statt.

»Hallo.« Das ist seine Stimme.
Es ist erst zwei Wochen her und trotzdem hatte ich sie fast vergessen. Sie und ihn.
Es zu vergessen, nicht drüber nachzudenken ist einfacher bei Levi.

»Hey...ich hätte nicht erwartet, dass du wirklich ans Telefon kommst.«
»Ich auch nicht aber als ich deinen Namen gehört habe, habe ich auch gemerkt, dass mir unsere Gespräche fehlen.«
Ich lache bitter. »Warum antwortest du denn nie auf meine Nachrichten?«
Ich weiß, nicht das Schlauste, einem mental instabilen Vorwürfe zu machen.

»Weil es das real machen würden und ich hab's noch nicht ganz realisiert - Dass ich hier bin.«
»Ist ja nicht dein erstes Mal.« murmle ich, was schon wieder fies klingt, aber einfach nur ein Fakt sein sollte.
»Äh ja. Und das machst nicht einfacher; sondern schwerer.«
Fuck, er hat ja Recht, warum bin ich so ein Idiot?

»Sorry Levi, ich hab's nicht so gemeint. War nur gerade wieder eine blöde Situation zu Hause und ich bin wohl noch etwas gereizt. Wie auch immer, wie gehts dir?«
Er schweigt, so als müsse er erst mal ganz tief in sich horchen, um da nach der Antwort zu kramen.

»Besser, schätze ich. Das Essen ist scheiße aber die Leute echt cool.«
Ich schweige kurz, habe Angst, dass er dort wieder "Freunde" findet. Denn bis jetzt ging das noch nie gut.
»Freut mich...und hast du auch schon Freunde gefunden?«
»Hab ich.« seine Stimme klingt nun viel fröhlicher und aufgeweckter. »Zwei echt sympathische Leute, du würdest sie mögen.«
Bezweifele ich. Oh man Levi, wann wirst du es lernen?

Obwohl ich seiner Laune echt ungern einen Dämpfer verpassen will, muss ich es zumindest versuchen.
»Ähm..sicher dass das so eine gute Entscheidung ist? Wegen.. nun..all deinen Klapsen-Freundschaften zuvor.«
Levi findet, dass es nur okay ist, wenn mental instabile Klapse sagen, da es bei allen anderen so abfällig klingt.

»Hm? Ja, wieso nicht?«
»Vielleicht weil du unter Drogen gesetzt, beklaut, belogen, verarscht und einmal fast vergewaltigt worden bist?!«
Der Schwarzhaarige ist eigentlich echt nicht dumm, aber so verzweifelt darin Freundschaften zu schließen, dass er alle Red Flags ignoriert.

»Die beiden sind anders.«
»Das sagst du immer.«
»Diesmal mein' ich es so! Gib ihnen eine einfach Chance. Das würde mir echt viel bedeuten, Klößchen.«
Sein Spitzname für mich ist Klößchen und seiner ist Klöpschen. Haben wir uns mal als Kinder gegeben, weil ich damals besessen von Klößen war und Levi leicht pummelig. Kreativ, huh?
In Erinnerungen schwelgend und auch weil ich ihn glücklich machen will, seufze ich ergebend.

»Okay...wie heißen sie denn? Und wie sind sie so drauf?«
Levi scheint mein Interesse zu freuen und er begibt sofort zu erzählen.
»Also da ist erstmal Hanji, die super verrückt ist - aber auf die gute Art. Außerdem ist sie total lieb. Und Erwin ist sehr ruhig, verantwortungsbewusst und fürsorglich. Ich weiß, ich kenne sie noch nicht so lange aber ich glaube, wir könnten echt gute Freunde werden.«
Seine ehrliche Begeisterung zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen.

Dass er so offen und fast schon glücklich redet, war die Wochen vor seinem Zusammenbruch - der zum Klinikaufenthalt geführt hat - nicht zu denken.

»Wow, freut mich echt, dass dich die beiden so happy machen.«
»Danke, dass du ihnen einen Chance gibt... Oh, ich muss auflegen. Jemand anderes will telefonieren.«
»Alles klar..dann bis bald?«
»Klar und danke für dein Anruf.«
Bevor ich Tschüss sagen kann, ist das Telefonat schon beendet aber trotzdem war das Ergebnis, denke ich mal, ganz gut.